Dienstag, 29. Juli 2008

Restaurantkritik - Bollywood Bombay, Kiel

Schon seit einer ganzen Weile habe ich ständige Gelüste nach dem Geschmack von frischem Curry. Weil bei mir als T-Girl eine Schwangerschaft eher unwahrscheinlich ist, beschließe ich stattdessen, das brandneue indische Restaurant Bollywood-Bombay im Knooper Weg zu besuchen.

In meiner Vorstellung von indischer Küche wimmelt es nur so von knusprigen Curry-Hähnchen, tief gelbem aromatischem Curryreis und exotischen gebackenen Fleischspeisen mit unbekannten Gewürzen und scharfen Soßen. Soweit zu meiner völligen Ahnungslosigkeit. Ich möchte für die Inder entschuldigend hinzufügen: sie können nichts dafür, dass ich eine Vorstellung habe, wie Klein-Erna vom Orient.

Obwohl das Bollywood nur 6 Blocks entfernt von meinem Apartment in der Kieler Innenstadt liegt, nehmen Claudia und ich ihren kleinen silbernen Twingo. Wir haben Glück und finden in der Parkreihe vorm Eingang sofort einen Parkplatz.

Vor dem Restaurant stehen einige Außentische, wo ich mich aber never hinsetzen würde. Nur 2m neben dem Teller rasen die Autos auf dem vielbefahrenen Knooper Weg dahin. Ihr würdet eure schöne karierte Picknick-Decke ja sicher auch nicht auf dem Kamener Kreuz Mittelstreifen ausbreiten, oder!?

Der Innenraum ist dagegen richtig gemütlich eingerichtet. Warme Ockertöne, passende Ornamente und einige Sitzbänke mit dicken orientalischen Kissen sorgen für ein wenig indische Atmosphäre mitten in der Kieler Innenstadt. Wir sind beide sehr angetan.

Die Tochter des Inhabers und Kochs begrüßt uns total freundlich und wir fühlen uns auf Anhieb wohl im Bollywood. Die Atmosphäre ist wirklich klasse. Wir wählen einen Tisch in einer kleinen Nische und werden auch sofort bedient. Toller Service.

Das Bollywood-Bombay wirbt mit einem indischen Buffet, das täglich von 12 bis 23 Uhr angerichtet ist. Weil ich außer Reis und Kartoffeln keine der Speisen darauf identifizieren kann, lasse ich mir das Buffet direkt an dem kleinen Heißwagen erklären. An dieser Stelle bekommt Klein-Ernas Vorstellung von indischer Küche einen ernsten Knacks. Da ist absolut nichts Knuspriges drauf zu erkennen. Für mich sieht es aus wie eine undefinierbare Matsche aus Erbsen, Kartoffeln und Spinat. Aber ich bin ohne Vorurteile und lerne, was das indische Buffet so alles bereithält: Da gibt es gekochten Spinat mit Putenfleisch, gekochten Spinat mit Kartoffeln, gekochten Spinat mit Hackbällchen, sowie einige Gerichte mit Kichererbsen, die aussehen wie eine zu dünn geratene Deutsche Erbsensuppe.

Letztlich geben mein Hunger und meine Neugier, sowie der günstige Preis von nur 8,50 EUR für All-You-Can-Eat den Ausschlag und wir entscheiden uns beide für das Buffet. Inzwischen bekomme ich den Eindruck, dass Claudia nur mir zu Liebe mitgegangen ist, denn sie hat lange in Indien gelebt und ahnt, was uns erwartet. Kichererbsen statt Currryhuhn und Linsen statt Lammcurry.

Vorweg nehmen wir beide noch einen großen Teller gemischter Vorspeisen Mixed Pakore für zwei Personen (9,50 EUR). Der große Teller mit gebackenen Speisen in Kichererbsenteig kommt innerhalb von Minuten und stellt sich als das Beste des Abends heraus.

Die doppelte Portion Kichererbsenteig haben wir in wenigen Minuten verschlungen. Ich habe richtigen Hunger und bin außerdem ein ziemlich großes Mädchen ohne jede Hemmung, Claudia um ihren Anteil am 2-Personen Teller zu betrügen.

Nach der Vorspeise stöckeln wir beide gemeinsam zum Buffet. Puh, das ist gar nicht so einfach mit dem Buffet. Es riecht ausgezeichnet und sehr intensiv nach Curry, aber es sieht einfach nicht lecker aus. Seht euch das Foto an, das Claudia vom Essen und von mir gemacht hat. Mein Gesichtsausdruck und die Speisen auf dem Teller sind gut zu erkennen und erzählen die Geschichte unseres Kurztripps nach Bollywood.

Uns beiden schmeckt es einfach nicht. Das Essen ist zwar ok und nicht zu scharf, aber leider auch kein bisschen lecker. Spinat mit Erbsen, Linsen und Tomaten zerkocht zu einem einzigen Blubberlutsch.

Der Fairniss halber möchte ich hinzufügen, dass das Bollywood-Bombay sicher an meiner völligen Ahnungslosigkeit in Bezug auf indische Küche gescheitert ist. Danke, Claudia, dass du mir nicht erzählt hast, dass indische Küche Spinat, Linsen und Kichererbsen bedeutet. Aber du hast ja Recht: ich hätte sowieso keine Ruhe gegeben, bis ich es einmal selbst erlebt habe.

Fazit: Für alle die wirklich gerne indisch essen und auch eine Vorstellung davon haben, was sie dabei erwartet, ist das Bollywood-Bombay eine ganz besondere Empfehlung in Kiel. Alle anderen Klein-Ernas wie ich: spart euer Geld, ihr werdet es nicht mögen. (Das Essen, nicht das Geld....)

Samstag, 19. Juli 2008

MTV VIVA Aftershow-Party 2008

An diesem Samstag habe ich eine Einladung zur MTV Aftershow Party nach der Campus Invasion Tour 2008. Jede Menge Leute von VIVA und MTV, Moderatoren, Bild- und Tontechniker, Fernsehjournalisten, Aufnahmeleiter und eine Handvoll Gäste. Location: Die VIP-Lounge der Kieler Maritim Bar. Wow! Die Fernsehleute wissen wo man feiert. Nur eine winzige Kleinigkeit: So richtig eingeladen bin ich bis jetzt noch nicht :-)

Claudia holt mich irgendwann kurz nach zehn in einem schicken neuen Kleid ab. Wie gut, dass ich letzte Woche auch noch ein kleines Schwarzes im Ausverkauf bei H&M ergattert habe. Ein außerordentlich kurzes "kleines Schwarzes" übrigens, so dass ich beschließe die helleren Bars zu meiden. Claudia ist gnädig und parkt den Twingo direkt vorm Birdcage. Die Bar ist um kurz nach zehn schon gerammelt voll. Ein Ausdruck, den ich mir dort sonst verkneife. Ein Magazin für Lesben hat an diesem Abend ein Fotoshooting im Birdcage verabredet. Die Femmes sind in total ausgelassener Stimmung und bestehen darauf, dass Claudie mit auf die Fotos soll. Claudia gibt sich gelassen und cool wie immer, aber ich weiß, dass sie sich gerade fühlt wie ein Zuckerkranker bei Niederegger.

Wir nippen an unserem ersten Cosmopolitan, als Diana in ihrem neuen Outfit ins Birdy vibriert. Sie hat kinderfreies Wochenende und will endlich ihre neuen Stiefel ausführen. Die Biester müssen schließlich eingetanzt werden. Sie hat unser volles Verständnis.

Jetzt sind wir komplett. Einen Drink später beschließen wir, unser Styling nicht länger an die schwule Gemeinde zu verschwenden, sondern woanders noch ein bisschen Spaß zu suchen. Das Birdy ist unser Lieblingsplatz, aber hier kommt man mit Stöckel und Mini nicht weit, sondern nur mit Bizeps und Sixpack und wir sind froh, beides endlich los zu sind.

Zu dritt geht es im Twingo durch die Nacht. Die Straßen sind voll und die Stadt ist eine einzige Party. Was ist in Kiel los? Am Nachtschalter der SHELL-Tankstelle im Knooper Weg stehen die Menschen Schlange, während eine verzweifelte Gaby dabei ist, den gesamten Biervorrat der Tankstelle durch die kleine Sicherheitsschleuse im Panzerglas zu quetschen. Puh, die müssen aber Durst haben, diese Studenten.

Wir fahren weiter ins Kieler Maritim Hotel, wo es eine ganz ausgezeichnete Bar mit tiefen roten Clubsesseln aus Leder, gedämpftem Licht und leiser Barmusik gibt. Man kann dort mit etwas Glück die interessantesten Menschen treffen. An diesem Abend ist alles anders. Von wegen, leise Barmusik. Die Bar ist voll mit Partyleuten und aus der VIP-Lounge im Hinterzimmer dröhnt der Techno bis in die Lobby. Was ist denn nun passiert? Sind alle Geschäftsreisenden von Viagra auf Ecstasy umgestiegen?
Wir werden rasch aufgeklärt; heute war die MTV Campus Invasion an der Uni Kiel. Ein Open Air Konzert mit den Sportfreunden Stiller, Subways, K.I.Z. und andern Namen die ich auch nicht kenne. Alle sind total aus dem Häusschen und jetzt erklärt sich auch die Horde von Partyleuten an der SHELL-Tankstelle.

Die Leute von MTV und VIVA haben zusammen mit ein paar Gästen eine kleine Aftershow Party gestartet und kurzerhand die VIP Lounge des Maritim gemietet. Als der MTV Aufnahmeleiter uns sieht, ist er irgendwie erleichtert und ruft: "Endlich normale Menschen!" Zwei Minuten später sitzen wir in der VIP Lounge mit unserem ersten Drink. Die Campus Tour wird von BECK'S gesponsort und so gehen uns die Getränke heute nacht nicht mehr aus. Die Fernsehleute kommen aus der Bundeshauptstadt und sind fast ein bisschen erschrocken über Kiel. Wie ich heraushöre, soll in Berlin wohl mehr los sein .... Die MTV|VIVA Crew ist in absoluter Partylaune und sehr unterhaltsam. Es tut mir fast ein bisschen leid, dass ich keinen Fernseher habe und nicht ein einzige Sendung kenne, geschweige denn einen der Moderatoren. Nach kurzer Zeit geben sie es auf und finden es erfrischend, dass ich nicht übers Fernsehen mit ihnen reden will. Ohne Fernseher gehöre ich eindeutig nicht zur Zielgruppe.

Nicht nur an der Musik merke ich, dass ich die einzige über 30 bin. Aber das macht nichts. Denn als endlich MegaStar Amy Winhouse "Valerie" singt, bin ich nicht mehr zu halten und tanze, als wenn niemand zusieht.

Irgendwann gegen Morgen, als ich in meinen viel zu hohen Ankle Boots schon nicht mehr tanzen kann, sammele ich Claudia aus einem der tiefen, roten Clubsessel auf. Gemeinsam reißen wir Diana vom Stehtisch, von ihrer zwölften Flasche BECK'S und aus ihrem Gespräch mit Janina heraus. Wir müssen nach Hause. Wow, welch eine abgefahrene Partynacht!

Sonntag, 6. Juli 2008

An jedem normalen Sonntag

An diesem Morgen treffe ich mich mit Claudia nur 5 Blocks weiter im neuen Cafe Chelsey im Jungfernstieg. Nachdem hier vorher 30 Jahre lang das Cafe Lucy war, eine Institution unter den Kieler Studentenkneipen, sind wir umso gespannter, wie sich der Platz entwickelt hat. Das Chelsey war klug genug, das Beste vom Cafe Lucy zu übernehmen und so fühlen wir uns gleich zuhause.

Im winzigen Hofgarten ist gerade Platz für drei Tische, ein gutes Dutzend Stühle und natürlich für Claudie und mich. Das Frühstück ist in Ordnung, wenn auch kein Markerschütterer. Es gibt die üblichen Sonntagsbrötchen Knusperfaktor Null, die beliebten Fertigportionen Butter, Marmelade und Nutella, aber dafür einen guten Kaffee. Die Bedienung ist mega freundlich und sehr aufmerksam. Fast zwei Stunden sitzen wir in dem verwunschen kleinen Hofgarten und fühlen uns pudelwohl. Für ein etwas besseres Frühstück würde ich zum Stammgast werden

Vom Chelsey aus fahren wir rüber in die Holtenauer Straße ins renovierte Metro-Kino in die 11 Uhr Vorstellung von Sex-and-the-City. Nach 6 Staffeln und mehr als 90 Folgen muss ich einfach wissen, wie es mit Carry und Big weitergeht. Im Kino wartet eine Überraschung auf uns. Es gibt ein Riesen Frühstücks-Brunch-Schlemmer-Buffet. Dutzende Menschen sitzten drinnen wie draußen und lassen es sich schmecken. Den Film allerdings sehen wir zu viert mit zwei Studentinnen. Gehen die Menschen vielleicht nur noch zum Frühstücken ins Kino?

Kurz bevor im Saal das Licht ausgeht, merken wir, dass uns ein wichtiges Accessoire fehlt. Claudia bestellt an der Bar zwei Cosmopolitan, aber scheitert kläglich. Ausschank erst nach 18 Uhr. Also gibt es Sex and the City ohne Cosmo. Davon haben wir noch nie gehört. was würden Carry und Samantha jetzt tun?

Der Film legt von der ersten Minute an ein hohes Tempo vor. Er ist überraschend witzig und oft auch überraschend traurig. Sollte ich für solche Gelegenheiten lieber ein wasserfestes Mascara benutzen? Spätestens als ich bei Carries Hochzeit zu weinen anfange, weiß ich, dass meine Hormontherapie genau die Wirkung hat, die beabsichtigt war. Sie hat mich weiblicher gemacht.

Freitag, 4. Juli 2008

Barhopping - Hotel Birke Kiel

An diesem Abend starten Claudia und ich später als sonst zu unserer "Night of Barhopping". Als Highlight des Abends haben wir das Hotel Birke am Kieler Stadtrand ausgesucht. Bei der "Nacht der Kieler Hotelbars 2007" hatte es einige renomierte Kieler Hotels, wie das Steigenberger und das Maritim mit besserem Service um einige Absatzlängen übertroffen.

Als wir wenige Minuten vor Mitternacht in die Bar kommen, sitzt dort noch eine Reisegruppe ehemaliger EON Mitarbeiter, die sich schon langsam bettfertig macht. Mit ihren Gehhilfen und Rollatoren belegen sie selbstbewusst die besten Plätze der Bar. Ebenso selbstbewusst stöckeln wir freundlich lächelnd durch die Menge und setzen uns dekorativ an die Bar. Wir sind die einzigen EON Betriebsfremden und ernten einige erstaunte Blicke. Hätte ich mir die weißen Stiefel verkneifen sollen, um etwas weniger nach der Hauptschulklasse von 1985 auszusehen? Oder bedrohten Claudies endlos lange Beine die bevorstehende Bettruhe der Präsenilen? Wir werden es nie erfahren, aber ich bringe einen der netten Ruhrpott Jungs dazu, ein Foto von Claudie und mir an der Bar zu machen.

Der Barbetrieb ist an diesem Abend eine Entäuschung für uns. Vom flippigen Charme aus der "Nacht der Kieler Hotelbars" ist nichts übrig geblieben. Der Barmann ist gar keiner, sondern einfach ein Hotelangestellter, der nicht weiß, wie man einen Cosmopolitan mixt. "Wir sind keine Bar", entschuldigt er sich lahm. Ich weiß nicht, wer erstaunter guckt, er oder wir. Mit Weißwein und Apfelschorle helfen wir uns über diesen Aussetzer hinweg und sind doch beide ein bisschen pikiert. Nach einer guten halben Stunde geht uns die Stimmung auf den Geist und wir fahren zurück in die City.

Fazit: Das Hotel Birke ist sicher ein tolles Hotel, gemütlich eingerichtet, mit gutem Service und einem reichhaltigen Angebot. Nur als Station zum Barhopping auf ein paar Cocktails in netter Gesellschaft, dafür ist es nicht geeignet und vermutlich auch nicht gedacht. Schade.