Donnerstag, 31. Dezember 2009

Guten Rutsch

Svenja Glanzleggings Silvester 2009 Schauspielhaus Theater KielHallo, ihr Lieben. Ich wünsche euch von ganzem Herzen einen guten Rutsch ins neue Jahr und natürlich eine fulminante Silvesterparty mit allem, das Spaß macht. Außer mit Kopfschmerzen natürlich.

Silvester werde ich zuhause verbringen und mir mit einer Freundin einen netten Weiberabend machen. Ich hab uns ein paar tolle Frauenfilme besorgt, und sie bringt alles Nötige für ein paar leckere Cosmopolitans mit. Wobei ich hoffe, dass Saw IV als netter Frauenfilm durchgeht. Sonst hab ich auch noch Wrong Turn.

Hauptsache, ich lande nicht später doch wieder ganz woanders. Mein letzter Abend allein zuhause endete schließlich auf so einer verrückten Latina Minirockparty.

Mein Jahresrückblick 2009 erscheint in den nächsten Tagen. Vorab aber zeige ich euch das Skandalfoto, welches einem unverschämten Paparazzi vor zwei Wochen im Kieler Schauspielhaus gelungen ist.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Blonde Momente - Glühwein für Togo

Svenja Kiel Weihnachtsmarkt Holtenauer Strasse"Jetzt hör mal zu, Tinky Winky. Komm wieder runter. Das heißt 'zum Mitnehmen' und hat nicht das Geringste mit Togo in Afrika zu tun.", belehrt Claudia mich und guckt dabei missbilligend über ihre dünne Goldrandbrille hinweg.

"Ach, und du hast auf einmal die große Ahnung von der Weltpolitik, oder was? Zufällig bin ich selbst nicht ganz doof und na klar ist das eine Aktion zugunsten von Togo. Sonst müssten die nämlich auf gut Deutsch schreiben: Auch zum TakeAway." Claudia ist sonst echt nicht doof, aber ihr Englisch ist einfach grotte.

Ich bin jedenfalls von der Aktion begeistert und freu mich, dass ich helfen kann. Die Togoer unterstütze ich mit zwei Bechern heißem Glühwein. Natürlich mit Schuss, weil dann noch zwei Euro mehr in die Kasse kommen. Wieviel davon gespendet wird, hab ich leider nach dem zweiten Becher vergessen zu fragen. Aber das find ich auch noch raus.

Samstag, 26. Dezember 2009

Weihnachten 2009

Svenja Weihnachten 2009 Bescherung23.12.2009 - Der Tag vor Heiligabend


07:45 Uhr: Ich habe dienstfrei und hole Claudia zum gemeinsamen Großeinkauf bei PLAZA ab.
10:17 Uhr: Einkauf beendet.
10:18 Uhr: Beginn des alljährlichen großen PLAZA Heiße Theke Hähnchenessens.
11:00 Uhr: Völlig überfressen zuhause im Sessel einschlafen.
17:00 Uhr: Haare waschen, das kleine Schwarze anziehen.
19:00 Uhr: Eintreffen Kieler Schauspielhaus.
20:00 Uhr Beginn Friedrich Schillers Kabale und Liebe.
21:30 Uhr: Ich kann nicht mehr sitzen, mein Hintern tut weh. Gibt es keine Pause?
21:45 Uhr: Die Gewissheit: Es gibt keine Pause :-(
21:50 Uhr: Ich spüre meinen Dubs nicht mehr.
22:10 Uhr: Das Stück ist zu Ende. Klatschen.
22:20 Uhr: Eintreffen Birdcage auf ein letztes Glas Wein.



24.12.2009 - Heiligabend

02:30 Uhr: Komme erst jetzt nach Hause. Hab wohl langsam getrunken.
08:30 Uhr: Wachwerden. Woher kommen die Kopfschmerzen?
08:35 Uhr: Bemerken, dass Heiligabend ist.
11:30 Uhr: Holtenauern gehen, um noch Wurst und Käse zu holen. Hab ich zwar schon, aber man weiß ja nie.
12:17 Uhr: Bei Schlemmermarkt Freund in der heißen Theke die gegrillte Gänsebrust entdeckt.
12:18 Uhr: „Zwei von denen, bitte.“
12:38 Uhr: Die gegrillte Gänsebrust ist lecker, knusprig und mega fett. Ich bin zufrieden.
12:50 Uhr: Frühstück beendet
15:00 Uhr: Totale Verzweiflung. Ich hab nichts zum Anziehen.
15:17 Uhr: Die Entscheidung fällt zugunsten eines langen Stretchkleids (pink) und weißer Peeptoes (hoch).
16:12 Uhr: Sehe aus wie eine Bordsteinschwalbe.
16:13 Uhr: Fühle mich wie ein Weihnachtsengel.
16:14 Uhr: Die Gäste können kommen.
17:00 Uhr: Claudia trifft ein. Hat sich ebenfalls für ein rotes Kleid entschieden.
19:25 Uhr: Ich schiebe die Ente in den Ofen. Rotkohl schmort schon.
20:16 Uhr: Essen. Alles lecker.
20:44 Uhr: Wann ist endlich Bescherung?
20:45 Uhr: Bescherung. Ich bekomme ein Parfüm von MCM (Lieblingsduft) und eine frühe, sehr wertvolle Ausgabe von Robinson Crusoe. Dazu von meinem Papa ein Sachbuch (politisch) und eine Finanzspritze (höchst willkommen). Ich selbst schenke das Parfum Tresor, die passende Bodylotion dazu und ein dunkelgraues Strickkleid, als Teil meiner Mission, die gesamte Menschheit allmählich in Strickkleider zu hüllen.
22:31 Uhr: Alle Geschenke gebührend bewundert.
22:38 Uhr: Der Weihnachtsfilm fängt an: Die Geister, die ich rief.
23:00 Uhr: Bill Murray: „Ich bin der größte Fan, den Weihnachten jemals hatte.“
23:01 Uhr: Ich schließe mich dem an :-)
02:25 Uhr: Gäste rausschmeißen
03:00 Uhr: Schlafen gehen.

Fazit: Geplant als eine kleine Weihnachtsfeier der Übriggebliebenen, wurde es eines der schönsten Weihnachtsfeste der letzten Jahre. Nichts erwartet und doch alles bekommen. Wann ist endlich wieder Weihnachten?

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Der Tag vor Heiligabend

Svenja Kiel bei PLAZAEs ist der Tag vor Heiligabend und ich habe mein Geschenk schon bekommen. Ihr werdet es nicht glauben, aber Svenja hat ein Kind gekriegt. "Ein Kind? Svenja? Jetzt übertreibt sie's aber!", werdet ihr sagen.

Nein, nicht so wie ihr denkt. Eines meiner fünf Kinder hat zu mir zurückgefunden. Ganz selbstbewusst, freundlich und so wunderbar lieb, herzlich und vertraut. Die Kleine hat ihr Herz in beide Hände genommen und mich einfach angerufen. "Papa, ich bins. Nessi."

Wir haben uns getroffen und stundenlang geredet und geredet. Wir haben gemeinsam alte Fotos aus glücklichen Tagen angeschaut und mussten ganz oft lachen. "Schau mal, da sind wir alle vorm Weihnachtsbaum. Und guck mal, wie Mama da ausgesehen hat. Und Kim und..." Welch ein herrlicher Tag.

Ich bin schrecklich glücklich und könnte die ganze Welt umarmen. Heute merke ich, dass ich immer Papa meiner Kinder sein werde, ganz egal was sonst geschieht. Auch als Frau kann ich ein guter Papa sein, T-Girls können sowas. Schon beim Schreiben schießen mir wieder Tränen in die Augen, aber ich lache voller Glück dabei. Ich hatte solche Angst vor Weihnachten und jetzt wird es das schönste Fest von allen. Ob es Wunder gibt, fragt ihr mich? Ja, Wunder gibt es und manchmal geschehen sie dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. Mir ist eines geschehen.

In meiner ausgelassenen 1a Prädikatslaune bin ich heute einkaufen gefahren und hab alles für ein wunderbares und verzaubertes Weihnachtsfest besorgt. Es gibt einen kleinen Svenja-WeihnachtsEinkauf-Comic dazu :-)

Frohe Weihnachten euch allen und immer daran denken: Wunder geschehen.

Das sind die Starken, die unter Tränen lachen, eigene Sorgen verbergen und andere glücklich machen.
(Franz Grillparzer) Ich liebe diesen kleinen Vers.


Svenja Weihnachten 2009 Kiel
Svenja PLAZA Kiel heiße Theke

Sonntag, 20. Dezember 2009

Die Angst vor Weihnachten

Svenja Weihnachten 2009 Kiel„Ich bin der größte Fan, den Weihnachten jemals hatte.“ Diesen Spruch von Bill Murray aus dem Film Die Geister, die ich rief, habe ich wohl tausend Mal gesagt. Bis zum 23. Dezember 2005. Danach habe ich es nie wieder gesagt.

Versucht es euch einmal vorzustellen. Ich bin der Weihnachtspapa für fünf Kinder, für die damals noch beste Ehefrau von allen und natürlich für unsere beiden Hunde. Dazu gibt es ein Riesenhaus das geschmückt werden will, viele Geschenke zu kaufen, zu verpacken und zu verstecken, tausend Dinge zu erledigen und schließlich ein Riesen Mega GroßEinkauf von Lebensmitteln am Tag vor Heiligabend. Welch eine Unruhe, welch eine tolle lebendige Zeit.

„Papa, was krieg ich zu Weihnachten?“ Nicht einmal, sondern hundertmal werde ich das von den Kindern gefragt. Und sogar die beste Gattin von allen ist neugierig, was sie wohl zu Weihnachten bekommt. Natürlich denke ich auch an die beiden Hunde, Percy und Lucy. Wobei Lucy, eine riesige BordeauxDogge, ihr wisst schon, der Schrottplatzhund aus Scott & Huutch, bereits mit einem Kauknochen XXL zufrieden ist, den sie dann zufrieden sabbernd durch die Wohnung trägt.

Dann endlich ist Heiligabend da. Zwei große Einkaufswagen schieben Tina und ich bei Toys R’US durch die Kasse und türmen anschließend daraus einen riesigen Geschenkeberg vor dem Tannenbaum auf. Das halbe Wohnzimmer ist vollgestellt. Besonders das Fahrrad für K. und die Puppenküche für L. brauchen eine Menge Platz. Und wie zum Geier versteckt man einen 3m hohen Basketballkorb?

Schließlich ist es soweit: „Kinder, Bescherung. Der Weihnachtsmann war da!“ rufe ich die Treppe zu den Zimmern der Kinder hinauf. Gleich darauf Stampede. Getrappel, Gestampfe, Geschrei und in Windeseile ist die ganze Familie Sven im Wohnzimmer versammelt. Tina hat schon die CD mit den Weihnachtsliedern aufgelegt und ich muss ständig aufpassen, dass mir nicht jetzt schon diese blöden Tränen der Rührung die Wangen runterkullern.

Wie jedes Jahr zu Weihnachten bin ich der Geschenkeconfroncier. Jedes Kind, jede Ehefrau, jeder Hund und jeder Papa - ganz stolz: Ich - bekommt der Reihe nach jeweils ein Geschenk und muss es unter den neugierigen Blicken der Familie auspacken und gebührend würdigen. Weil es soviele Köpfe und soviele Geschenke sind, dauert es jedesmal Stunden, bis endlich alles geschenkt, ausgepackt, bewundert und gewürdigt ist, bis alle Batterien eingesetzt, alle Puppen angezogen und jedes Parfüm beschnuppert und richtig sexy gefunden wurde.

Ich glaube, das waren die glücklichsten Momente in meinem Leben.

Nach der Trennung von meiner Familie war es nicht mehr dasselbe. Heute fürchte ich die Weihnachtszeit und am meisten den Geist der vergangenen Weihnacht. Er jagt mir richtig Angst ein.

Dabei ist heute alles viel einfach als früher. Bei weitem nicht mehr so anstrengend, nicht mehr so teuer, nicht mehr so stressig, so gehetzt, so nervig. Aber dafür ist es auch nicht mehr schön.

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten 2009 und glückliche Feiertage. Seid in diesem Jahr besonders lieb zu eurer Familie und empfindet einmal ganz bewusst das große Glück, sie zu haben. Auch wenn sie manchmal ganz schön nerven kann, so eine Familie :-)

„So wie es einmal war, wird es nie mehr werden. Aber besser als jetzt schon.“ (Zitat aus einem Film, dessen Titel ich leider vergessen habe)

Samstag, 12. Dezember 2009

Die Waffen einer Frau?

Svenja graues Strickkleid Stiefel StrumpfhosenHeute habe ich einen wirklich unangenehmen Termin bei einem noch unangenehmeren Sachbearbeiter. Zuletzt hatte ich mit ihm vor vier Jahren im Zuge meiner Scheidung zu tun und ich erinnere mich nur zu gut an seine strikte Unfreundlichkeit. Kurz angebundenen und brüsk hat er damals nicht gerade mein Herz im Sturm erobert.

Pünktlich auf die Minute sitze ich in seinem Vorzimmer und natürlich lässt er mich noch ein wenig warten. Vermutlich aus Prinzip. Nach weiteren zehn Minuten geruhen Euer Unfreundlichkeit mich hereinrufen zu lassen. Hallo und guten Tag. Doch Moment mal. Irgendwas ist völlig anders, als beim letzten Mal.

Euer Unfreundlichkeit kann auf einmal richtig nett sein und charmant dazu. Ich habe eine tolle Figur? Das Kleid steht mir ganz ausgezeichnet? Und die Stiefel passen wirklich toll dazu? Fühlen Euer Unfreundlichkeit sich nicht wohl, oder ist heute das Casting für Bauer sucht Frau?

Dieser Mensch weiß übrigens, dass ich keine BioFrau bin, denn als er mich vor vier Jahren zuletzt so unfreundlich abgefertigt hat, war ich ganz am Anfang meines Weges und sah noch aus wie ein Lavendeltarzan.

Unser Gespräch verläuft richtig angenehm. Prince Charming zeigt sich von seiner besten Seite, ist gesprächig wie nie und gibt mir sogar noch ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg. Als ich kurz darauf wieder auf der Straße stehe, kann ich kaum glauben, was da eben passiert ist

Es ist ein angemehmes Gefühl, so hofiert zu werden, aber es ist andererseits unangenehm, wenn man den Betreffenden ausgesprochen unsympathisch bis widerlich findet.

Sind das die berühmten Waffen einer Frau? Darf ich diese Waffen bei Gelegenheit auch bewusst einsetzen, so wie Obi-Wan Kenobi seine Macht? Oder ist es im Gegenteil sogar unredlich, und ich hätte zum Termin besser Jeans und Schnürschuhe angezogen, wenn ich das vorher geahnt hätte?

Für mich ist diese Situation neu und ziemlich überraschend. Ich weiß noch nicht, wie ich das finden soll. Gut oder schlecht?

PS: Das Foto hab ich kurz vor dem Termin mit Selbstauslöser aufgenommen.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Shopper from Hell

Svenja als Shopper from Hell bei Achim Freund Kiel Holtenauer StrasseMontag abend. Supermarkt. Tiefkühlabteilung. Ganz langsam schiebe ich meinen Einkaufswagen den Gang hinunter. Links die Fischstäbchen, rechts die Brechbohnen. Unauffällig beobachte ich aus den Augenwinkeln heraus eine junge Hausfrau. Langsam rollt sie in meine Richung und kommt immer näher. Ein wenig gehetzt sieht sie aus so kurz vor Ladenschluss. Ihr Wagen ist schwer beladen mit Getränken und Lebensmitteln. Ich bemerke, dass sie sich beim Schieben anstrengen muss.

„Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren.“, denke ich. Es gilt exakt den richtigen Moment abzupassen. Wenn ich auch nur eine Sekunde zu früh dicht mache, kann sie mühelos anhalten und muss nicht ihr ganzes Gewicht aufwenden, um den schweren Trolly zu stoppen. Ich warte. Einen Moment noch, warten, warten… JETZT! Und mit einer lässigen Bewegung schiebe ich meinen Einkaufswagen am gestreckten Arm quer in den Gang. „Darf ich bitte mal durch?“, fragt mich die Shopping Fee. Ich höre die leichte Ungeduld in ihrer Stimme.

Für einen Moment schaue ich sie wortlos an mit meinem neuen Spezialblick: „Schätzchen, wer macht dir bloß die Augenbrauen?“ und denke dabei: „Nein, du dumme Q. Du kommst hier nicht durch. Jahrelang habt ihr mir eure blöden Einkaufswagen immer mitten in den Weg gestellt. Aber heute ist Pay Day. Geh doch einfach anders rum, oder kauf gleich bei ALDI. Da gibts auch Rosenkohl.“

Laut sage ich aber: „Oh, selbstverständlich. Entschuldigung.“, und provozierend langsam ziehe ich meinen Einkaufswagen zur Seite. Gerade eben soweit, dass sie sich mit einem gequälten Lächeln zwischen Einkaufskorb und Fischstäbchen hindurchzwängen kann.

Ich fühle mich wunderbar, frei und stark. Auf einer Woge des Glücks schiebe ich meinen Wagen weiter in den Gang mit den Konservendosen, denn wer da einkauft, bei dem soll es wohl schnell gehen. Aber nicht heute! Denn heute ist Svenja unterwegs und sie hat eine Mission.

Und in der nächsten Woche lernen wir, wie man an der Kasse die Einkäufe mehrerer Kunden vom Laufband zusammenwürfeln lässt, indem man selbst seinen Kram einfach nicht wegräumt. Wir üben das provozierend langsame Einstecken von Wechselgeld, das Nachrechnen endloser Kassenbons und das Verpacken in winzig kleine Rucksäcke. Freut euch auf den zweiten Teil unserer MiniSerie „The Shoppers from Hell“. Guten Abend!

PS: Auf dem Bild seht ihr übrigens meine neuen Lieblingsstiefel. Momentan müssen es flache Absätze sein.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Frauen-Lesben-Transgender Party

"Seid ihr nun verkleidet, oder nicht?", fragt die Frau an der Kasse, als Claudia und ich fröhlich gackernd in die Hansa48 kommen. Wir sind beide sprachlos und sehen uns verblüfft an. Was sollen wir jetzt nur antworten? Bevor wir uns noch von unserer Verblüffung erholt haben, lacht das Girl uns strahlend an und sagt: "Ey, das war Spaß, ich hab euch nur ein bisschen verarscht. Na klar kommt ihr in euren Kostümen billiger rein."

Ich mache mir innerlich einen Merker: "Frag niemals ein transsexuelle Frau, ob sie verkleidet ist. Das führt nur zu ganz fiesen Missverständnissen.“ Wir sind erleichtert und stöckeln direkt an die Bar: „Zwei Pinot Grigio, bitte!“, sage ich meinen üblichen Spruch auf. Mit dem ersten Schluck weiß ich wieder, weshalb ich hier noch nie betrunken war. Der Wein ist nicht so der Hit, aber er ist kalt und wirklich großzügig eingeschenkt. „Eben kein Blanchet.“, denke ich.

Claudia macht sich in der Zwischenzeit über einen der beiden großen Käseigel her, während eine sympathische junge Frau mir eine Schale Knabberkram hinhält. „Greif ruhig zu.“, lacht sie mich frech an, aber ich bin vorsichtig und nehme bloß zwei Salzstangen.

Es ist noch früh und die Kneipe erst halb voll. Hinten vor der Bühne wird schon fleißig getanzt zur Musik von Uriah Heep und anderen Stars der 70er Jahre. Die Musik ist klasse ausgesucht und ich komme lange nicht von der Tanzfläche herunter. Nicht einmal die Hälfte der Frauen ist verkleidet, aber dafür haben sich einige wenige richtig Mühe gegeben und zeigen ein paar tolle 70er Jahre Outfits, sogar komplett mit ultrahohen Plateaustiefeln.

Bei der Preisverleihung für das beste Kostüm kommt noch einmal richtig Stimmung auf. Alle sind gespannt und wollen endlich wissen, welches Kostüm heute abend das beste ist. Das Salzstangengirl und ihre Freundinnen haben tatsächlich für mich gestimmt, aber ich lande trotzdem nur auf den hinteren Plätzen. Kein Wunder, wenn man sich um ein volles Jahrzehnt vertut und in einem astreinen 80er Jahre Outfit zu einer 70er Jahre Party erscheint…

Svenja geht zur Frauen Lesben Transgender Disco

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Veranstaltungstipp: Frauendisco Hansa48

Svenjas Outfit zur Frauen Lesben Transgender Disco in der Hansa48"Gehst du Freitag mit in die Hansa48? Da ist wieder Frauen Lesben Transgender Party." fragt mich die beste Freundin von allen.

"Ach nöö, ich weiß nicht. Der Platz ist echt super, aber die letzten Male waren wir immer die beiden einzigen Girls in Frauenkleidern. Ich kam mir so total fremd vor."

"Das glaub ich nicht. Diesmal ist 70er Jahre Party und wenn du ein passendes Outfit anhast, kommst du sogar 2 € billiger rein. Und die 70er das war doch die absolute Minirock Zeit. Los komm, das wird bestimmt total lustig."

"Ok, dann komm ich doch mit. Außerdem will ich endlich mal wieder tanzen. Ich zieh das lila Minikleid an und die weißen Bratzenstiefel. Vielleicht kannst du mir deine weiße Jeansjacke leihen?"

Die Hansa48 ist das alternative Kultur- und Kommunikationszentrum in Kiel, Hansastraße 48. In dem alten Fabrikgebäude mit der urigen Kneipe schließen sich hinten eine Bühne und die Tanzfläche an. Das Tolle ist, während hinten getanzt wird, kann man sich vorne auch mal unterhalten und in Ruhe was trinken. Ich liebe das. (beides: Die Unterhaltung und die Drinks)

Ich bin schon ein paar mal zur Frauen-Lesben-Transdisco gewesen und es hat mir immer ziemlich gut gefallen, auch wenn die weiblichen DJanes manchmal einen echt schrägen Musikgeschmack haben. Aber das liegt wohl eher an meinem Alter.

Am besten gefällt mir, dass bei der Frauen-Lesben-Trans-Disco so ziemlich jede Altersgruppe vertreten ist. Von den ganz jungen L-Girls bis hin zu den älteren Frauen mit weißer Mähne und den klugen Augen sind alle dabei. Und wir natürlich, die T-Girls. Transgendern gegenüber gibt es eine freundliche Akzeptanz und das ist weit mehr als nur bloße Toleranz.

Die Frauen-Lesben-Trans-Disco findet immer am ersten Freitag des Monats statt, diesmal ist das der 4. Dezember. Sehen wir uns auf der Tanzfläche?

Montag, 30. November 2009

Svenjas Christstollen

Christstollen ohne Kohlenhydrate Svenjas Atkins Stollen KuchenDrei Monate verzichte ich jetzt schon auf Kohlenhydrate und es fehlen nur noch zwei Kilo, um endlich wieder unter die Achtzig zu kommen.

Jetzt bloß nicht sündigen, denke ich, auch wenn ich überall von Marzipan und Christstollen umgeben bin.

Doch Not macht erfinderisch und so hab
ich mir extra für die Adventszeit ein geniales Rezept für einen Christstollen ausgedacht, der garantiert ohne Kohlenhydrate auskommt. Ich glaub, den hätte sogar der alte Doc Atkins ohne Murren und Knurren gegessen.

Man nehme:
Einen Kasseler Schweinenacken, ca. 2 Kilo
Einen Backofen, ca. 85° Ober-/ Unterhitze
Dreieinhalb Stunden Geduld.

Schwupps, ist er fertig, der Niedertemperatur gegarte Adventstollen und er schmeckt heiß wie kalt gleichermaßen lecker. Was meint ihr, wie eure Lieben gucken werden, wenn ihr sie zum 2. Advent mit einem kleinen Gruß aus der Küche überrascht?

Der besondere Tipp: Noch besser als mit Butter, schmeckt dieser Stollen mit Löwensenf extra scharf. Guten Appetit.

Samstag, 28. November 2009

Kieler Opernhaus - Aida

Svenja in der Kieler Oper zu Aida„Hast du Lust auf Aida?“, fragt mich überraschend die beste Freundin von allen.

„Du meinst die Kleine hinterm Tresen aus dem TiffyClub?“, gebe ich verständnislos zurück. Mein Interesse ist geweckt.

„Nein, die meine ich natürlich nicht. Und auch nicht das große weiße Schiff, sondern die Oooper.“, belehrt Claudia mich und verdreht dabei die Augen, wie sie das immer tut, wenn sie mal einen Schritt voraus ist.

„Sag das doch gleich. Na klar hab ich Lust zu Aida." und ich merke, dass ich sogleich ins Schwärmen gerate: "Das alte Ägypten, Pyramiden, Pharaonen, traumhafte goldene Gewänder und natürlich vorher im Kieler Ratskeller die große Grünkohlplatte mit Alles.“

Zwei Monate später stehen wir im Foyer mit einem Glas Wein in der Hand an der Sektbar der Kieler Oper.

„Wir wollten Ihnen nur sagen, Sie sehen ganz wunderbar aus.“, sprechen uns zwei elegant gekleidete Damen freundlich an. „Oh, danke schön. Sie beide aber auch.“, gebe ich das Kompliment ehrlich zurück. Der Abend fängt wirklich super an. Zuerst bekommen wir im Ratskeller einen Sekt ausgegeben und jetzt auch noch so ein nettes Kompliment.

Als die ersten zarten Klänge der Streicher einsetzen, schießen mir sofort Tränen in die Augen. Diese wunderbare Atmosphäre im Opernhaus, die Sänger, die Musiker im Orchestergraben, die festlich gekleideten Menschen. Und zu allem Überfluss auch noch die doofe Vorweihnachtszeit. Claudia sieht mich erstaunt von der Seite an, aber ich brumme leise: „Ich hab bloß was im Auge!“ Im Stillen denke ich: „Blöde Sentimentalität, doofe weibliche Hormone.“

Als Prinzessin Aida die Bühne betritt, wird mir schlagartig klar, wie wenig Kunstverständnis ich habe. Aida trägt einen Minirock, dazu rote HighHeels aus Lack und einen pinken Cowboyhut. Irgendwie sieht sie wie eine nuttige Ausgabe von Dolly Parton aus. Im Zuschauerraum sehe ich vereinzeltes Kopfschütteln und höre sogar ein paar ungewollte Lacher.

Der ägyptische Pharao König Ramses trägt einen Cowboyhut und erscheint wie eine Persiflage auf George Bush, während der sagenhafte ägyptische Feldherr Radames die Uniform der amerikanischen Marines trägt. Fast überflüssig zu erwähnen, dass der ägyptische Hohepriester aussieht, wie ein Mitglied der Soprano Mafia Familie, türkische Sektion.

Was soll sowas? Will der Regisseur mir zeigen, wie blöd ich bin? Dass mein Kunstverständnis nicht ausreicht? Keine Ahnung, ich bin wirklich zu doof.

Ich erinnere mich, wie ich hier vor einem Jahr etwas Ähnliches erlebt habe, als der chinesische Kaiser in der Oper Turandot eine Polaroidkamera zieht und anfängt zu fotografieren. Turandot spielt übrigens im Jahr 1200.

Verantwortlich für den Schock ist vermutlich der Regisseur des Stücks, Uwe Schwarz. Er scheint unter dem inneren Zwang zu stehen, jedes klassische Stück auf Biegen und Brechen in die Neuzeit transponieren zu müssen. Unterstützt wird er dabei von seinem Mittäter Daniel Karasek, dem Kieler Generalintendanten.

Wie gut, dass er nicht Museumsdirektor geworden ist. Er wäre im Stande, der Mona Lisa ein Piercing zu malen, damit sie zeitgemäßer aussieht und für das jüngeren Publikum leichter zu kapieren ist.

Nach kurzer Zeit aber habe ich mich an die Moderne gewöhnt und bin schließlich doch total begeistert von Verdis märchenhafter Oper am Nil. Besonders die Aida, gesungen von Gweneth-Ann Jeffers, ist ungeheuer stark und sogar ich merke, dass hier gerade ein Weltstar singt.

Am Ende hat es uns so gut gefallen, dass wir weich werden und dem Regisseur sogar die Filmausschnitte aus dem Golfkrieg und den alten grünen Jeep auf der Bühne verzeihen. Schwamm drüber, Uwe.

Fazit: Die Aida der Kieler Oper ist gewöhnungsbedürftig und es braucht etwas guten Willen, um sich von der modernen Inszenierung nicht abschrecken zu lassen. Wenn man das hinkriegt, dann erwartet einen wunderbarer Gesang und die Musik, eine aufwendige Bühnenshow und die tolle Beleuchtung, für die Kiel inzwischen so bekannt ist. Und auch der Pinot Grigio an der Sektbar ist durchaus einen Besuch wert.

Sonntag, 22. November 2009

Wer ist Svenja Svendura?

Wenn ich bei Google nach dem Stichwort Endurowandern suche, dann erhalte ich schon seit Jahren immer denselben Toptreffer, Svendura.de.
Wer oder was Svendura ist? Na, das bin ich, oder zumindest war ich das einmal. Gestartet habe ich die Website vor Jahren als Sven Svenduro. Das ist meine eigene Wortschöpfung aus Sven, meinem ExMann, und Enduro, einem Geländemotorrad. Und so wie aus Sven allmählich Svenja wurde, wurde aus Svenduro schließlich Svendura.

Meine Art, Motorrad zu fahren, ist eine ganz Besondere. Ich hab nur wenig Spaß an den üblichen Sonntagstouren zu den immer selben Treffpunkten. Kaffee, Bratwurst, angeben und dann wie eine Irre nach Hause heizen. Nein, ich liebe das Endurowandern. Dazu brauche ich eine Enduro, ein Zelt und einen Schlafsack. Dieses Gefühl, mit der Enduro durch Schweden und Norwegen zu fahren und abends, irgendwo im Wald, meinen Schlafsack auszurollen, ist geradezu unglaublich. Unglaublich schön, unglaublich frei und manchmal trotz Lagerfeuer auch unglaublich kalt und hart.

Wenn ich heute das alte Foto meiner letzten Tour betrachte, dann erkenne ich darauf schon ein wenig die Frau in mir, aber ich sehe auch noch ziemlich viel Männliches. Was fragt mich auf dieser Tour die Zimmerwirtin in Titisee: "Sind Sie ein Indianer?" Seitdem haben die Hormone mich verändert, mir ist ein Busen gewachsen und auch meine Arme sind viel dünner geworden.

Im November 2008 habe ich meine schöne KTM verkauft. Ein Motorrad kann ich mir nicht mehr leisten und fahren mag ich auch nicht mehr. Natürlich weiß ich, dass auch Frauen Motorrad fahren. Das ist heute nichts Besonderes mehr. Trotzdem, vom Radwechsel bis zum Feuermachen weckt das ganze Drumherum nur männliche Erinnerungen in mir. Es sind Dinge, die ich damit verbinde, Sven zu sein, ein Er zu sein.

Svenja Svendura Endurowandern

Dennoch vergeht kein Tag, an dem ich nicht an eine neue Enduro denke. An neue Reisen, neue Abenteuer und natürlich an neuen Stoff für meine Website. Die Svendura Website ist inzwischen zu einer kleinen Institution in Sachen Endurowandern, Zelten und Ausrüstung geworden. Es vergeht kein Monat, in dem nicht ein Anbieter von Enduroreisen bei mir werben möchte. Aber das will ich nicht.

Heute glaube ich, dass ich endlich wieder soweit bin, auch als Svenja Svendura ganz selbstbewusst auf neue Abenteuertouren zu gehen. Vielleicht sogar mit neuen BikerBuddies, männlich oder weiblich, die Spaß daran haben, mit mir zusammen auf Tour zu gehen und tolle Reisen zu erleben. Inzwischen kann ich es kaum noch erwarten, dass es endlich wieder losgeht. Leider teilt die Sparkasse meinen Enthusiasmus nicht und deshalb wird es noch viele Jahre dauern, bis ich meinen Traum erfüllen kann. Aber auch ohne Motorrad bleibe ich Svenja Svendura. Selbst wenn ich bis dahin zu Fuß gehen muss...

Fazit: Ein Motorrad kann ich mir nicht leisten, aber in der Zwischenzeit suche ich alle Kieler Motorradhändler heim und stelle die immer selbe Frage: "Darf ich mich da mal raufsetzen?" Ich darf. Ich muss mir bloß endlich abgewöhnen, mit verklärtem Gesicht und geschlossenen Augen auf den Neumaschinen zu sitzen und dabei leise die Motorengeräusche zu imitieren...


Samstag, 14. November 2009

Svenja im AppleStore

Svenjas neuer Apple iMacEine solche Anmache hab selbst ich noch nicht erlebt. Was hatte der junge Verkäufer im Kieler Apple Shop gerade mit frechem Grinsen zu mir gesagt? "Das Basismodell hab ich nicht mehr da, aber ich lass Ihnen das Aufsteigermodell mit der besserer Grafikkarte und 1TB Harddisk fast für den selben Preis."

"Wow", denke ich. "Dieser Typ weiß wirklich, wie man ein Mädchen rumkriegt." und überlege keine Millisekunde, bevor ich mit zitternden Fingern die Kohle aus meinem BH fummele.

Nur zwei Minuten später bin ich die stolze Besitzerin eines nagelneuen Apple iMac mit diesem unglaublich guten LED Screen und natürlich mit aller Software, die ich so für meine tägliche Arbeit im Internet brauche. Ich bin so aufgeregt, endlich nach Hause zu kommen, dass ich auf dem Rückweg in der Fußgängerzone nur eine einzige Bratwurst esse. Sogar der indische Wurstverkäufer ist ein bisschen verblüfft, lautet doch sonst die Frage nur: "Zwei, oder drei heute?"

Svenja kauft Apple iMac in Kiel
Fast hatte ich es vergessen, dieses unglaublich schöne euphorische Gefühl, wenn man sich etwas tolles Neues kauft, das man sich schon sooo lange gewünscht hat. Die letzte echte Neuanschaffung liegt schon viele Jahre zurück. Damals hatte mein ExMann Sven mir eine nagelneue KTM Adventure vor die Tür gestellt. Na gut, eine echte Überraschung war das nicht, denn schließlich war ich das ja irgendwie selber, mein ExMann, Sven. Ein ziemlich netter und großzügiger Bursche, übrigens.

Aber das ist lange her und mein Leben gewinnt in letzer Zeit zunehmend an Normalität. Meine Gedanken kreisen schon seit einer ganzen Weile nicht mehr ununterbrochen um Trans, sondern um meinen ganz gewöhnlichen Alltag.

Krieg ich etwa langsam mein normales Leben zurück? Doch wieder MediaMarkt statt Douglas...?
Darüber will ich mehr lesen...

Dienstag, 10. November 2009

Frauentypen - Die brave Büroelse

58% meiner Leser denken, ich sei genau die Tussi aus dem Beitrag Der Tussi Schnelltest.
24% denken, ich sei ohnehin ein Fake und trüge lediglich für die Kamera ab und zu heimlich die Sachen meiner Mutter.
13% wissen sowieso nie, was sie denken sollen und die restlichen 5% kennen mich persönlich und wissen, dass ich noch wesentlich schlimmer bin, als es mein Blog erahnen lässt.

In jedem Fall stelle ich euch heute in meinem zweiten Teil der Serie Frauentypen Svenja die Büroelse, oder auch Tusnelda Bürokratix Svenja, vor.

Nur die verwegene Brille Marke Verliebt in Berlin ist wirklich bloß ein Gag fürs Foto. Und wer glaubt, ich besäße tatsächlich bequeme Ecco Schuhe, der hat aber auch gar nichts verstanden und muss zur Strafe noch mal den ganzen Blog von Anfang an lesen :-)

Der Rest gehört so, oder so ähnlich sehr wohl zu meinem täglichen Outfit. Natürlich mit Ausnahme dieses leicht(?) irren Gesichtsaudrucks und der Körperhaltung John Wayne's unmittelbar bevor er seinen Colt zieht.


Transgender Büroelse

Fazit: Frauentypen gibt es viel. Ungefähr ebenso viele, wie es Vorurteile und Schubladen gibt. Deshalb ist es nicht immer klug, einen Menschen, Transgender oder nicht, zu schnell in eine Schublade einzusortieren. Wenn die Biester da erstmal drinstecken, kriegt man sie nur schwer wieder raus und vielleicht tut man einem anderen Menschen damit mächtig Unrecht.

Samstag, 7. November 2009

Vier Jahre Laserepilation

Transgender Epilation Rasur Bartschatten"Das Foto ist doch ein Fake! Erstens hast du in deinem ganzen Leben noch nie geraucht und zweitens hast du mir gestern erst erzählt, dass du dich überhaupt nicht mehr zu rasieren brauchst."
Mit meinem besten Hello Kitty Augenaufschlag gestehe ich scheu: "Ich hab dich angelogen. Damals hinterm Pferdestall mit 13 hab ich doch schon mal eine geraucht. Und von Zeit zu Zeit brauch ich auch heute noch eine kleine Rasur, wenn die letzten paar Härchen mal wieder vorwitzig durchs MakeUp schauen."

Mein erstes Date mit Alex liegt bereits vier Jahre zurück und ich weiß noch heute, wie aufgeregt und ängstlich ich damals war, denn Alex ist nicht etwa die süße blonde Sprechstundenhilfe beim LaserDoc, sondern ein fieser zigtausend Watt Alexandritlaser, der jeden Schuss mit flüssigem Kryogengas kühlen muss, um einem nicht die Haut abzuziehen.

Noch 2007 habe ich mich jeden Morgen mit der scharfen Dreifach Klinge gegen den Strich rasiert, nur um gegen Mittag doch wieder auszusehen wie Tony Soprano morgens nach seiner Pokerrunde. Und für ein überzeugendes Passing ist nichts tödlicher, als ein sorgfältig überschminkter Bartschatten. Selbst zwei Schichten Camouflage lassen die Haut noch nicht ganz natürlich aussehen. Die Struktur stimmt einfach nicht, weil die 4mm langen Bartstoppeln unter der Haut kleine Beulen machen.

Seit ungefähr einem Jahr aber bleibt der Gillette morgens im Schrank und die kleinen Töpfchen mit der Kryolanschminke bleiben zu, denn mein Bartschatten ist endlich weg. Vier Jahre Laserbehandlung und schwupps, ist die Oberlippe glatt. Ich könnte sogar ungeschminkt aus dem Haus gehen, doch andererseits, warum sollte ich so etwas tun...?

Fazit: Meine letzte Sitzung unterm RubyLaser liegt jetzt schon ein halbes Jahr zurück und die Abstände werden jedesmal länger. Im Januar 2010 werde ich mich hoffentlich ein letztes Mal unters Laserschwert legen und bin dann endlich fertig. Die Brüste brauchten übrigens nur drei Lasertermine, um endlich haarlos zu sein, was nach meiner Meinung für jedes Dekollete eine deutliche Verbesserung darstellt. Optisch jedenfalls...

Meine Lasergeschichte:
Dezember 2005 - Erste Sitzung bei Alex zum Artikel...
November 2006 - Wechsel zum Rubylaser zum Artikel...
Januar 2009 - Epilation der Brust Foto...
Mai 2009 - Ein Termin unterm Rubinlaser zum Artikel...

Donnerstag, 5. November 2009

Strumpfhosen

Svenja zieht sich die Strumpfhose hochWie machen BioFrauen das? Rutschen denen nie die Strumpfhosen? Können sich die Biester an Cellulose vielleicht doch besser festkrallen, als an behaarten Beinen? Oder ziehen sie ihre Nur-Die niemals hoch, solange jemand dabei zusehen kann?

Wenn ich durch die Fußgängerzone stöckele, dann merke ich jedenfalls, wie mir langsam aber sicher der Zwickel in Richtung Kniescheibe rutscht. Ich suche mir schnell einen Hauseingang und bringe das unauffällig wieder in Ordnung. Ich bin ja lernfähig. Noch vor zwei Jahren hab ich den Zwickel genau dort wieder hochgezogen, wo immer er gerade ins Rutschen kam.

Es ist das erste, das meine neue Freundin mir damals beibringt. Sie: "Wir ziehen uns niemals die Strumpfhosen hoch, wenn andere dabei zugucken können. Never. Außer sie bezahlen was dafür."

Ich, schon mit leicht bockigem Gesicht: "Aber wieso denn nicht? Die sind mir doch auch hier gerutscht und das hat schließlich auch keinen gestört?" Sie, mit leichter Resignation in der Stimme: "seufz..."

Fazit: Als neue Frau muss man vieles erst lernen. Deshalb darf ich heute die Ermahnung meiner ExFreundin weitergeben: "Wir ziehen uns niemals die Strumpfhosen hoch, wenn andere dabei zugucken können."
Und wie halten erfahrene BioFrauen das heute...?

Mittwoch, 4. November 2009

Theater Kiel: Der Kirschgarten

Svenja Kirschgarten Tschechow Schauspielhaus Kiel"Abonnenten, alles Abonnenten!" klärte mich ein Schauspieler des Kieler Ensembles mit Grabesstimme auf, als er mein entsetztes Gesicht sieht.

Es ist absolut erstaunlich, wie wenige Menschen noch Spaß daran haben, sich für einen Theaterabend ein bisschen aufzubrezeln. Vielleicht hängt die Klamotte auch vom Festlichkeitsfaktor des Stücks ab, denn heute abend zu Anton Tschechows Kirschgarten ist es besonders gruselig.

Wir sehen nur vier Frauen, die sich auch in ein kleines Schwarzes geworfen haben. Der Rest kommt wie gewohnt in ausgebeulten Jeanshosen, die Taschen vollgestopft, in verwaschenen Polohemden, Fjällräven Hosen, im Jeansrock und in bequemen Latschen. "Na bravo!", hätte Hans Moser jetzt gesagt.

Claudia und ich stehen wie immer bereits eine Stunde vorm ersten Aufzug mit einem Glas Wein im Foyer und schauen zu, wie das Publikum langsam eintrifft.

Aus so einem Theaterabend machen wir jedesmal ein Riesen Event. Tage vorher gehts schon los: "Was zieh ich an?", "Was ziehst du denn an?", um dann am Ende doch wieder klassisch im kleinen Schwarzen mit schlichten Lederpumps loszustöckeln.

Wir sind wie immer eine Stunde zu früh im Schauspielhaus und trinken in der Künstlerkantine noch ein Glas Wein bevor es losgeht. Dort treffen wir auch Zacharias Preen, der schon sein Kostüm für die Rolle des Jepichodow trägt und gleich auf die Bühne muss. Er nimmt sich trotzdem Zeit für einen kleinen Smalltalk und wünscht uns zum Abschied "Viel Spaß!" bevor er eilig in die Garderobe entschwindet. "Zach, du bist wirklich total dünn geworden!"

Als die Vorstellung beginnt, haben Claudia und ich schon einen richtig netten Abend gehabt und uns bereits eine Stunde lang bestens unterhalten. Wer erst in letzter Minute ins Theater hetzt, lässt sich wirklich was entgehen.

Anton Tschechows Stück, Der Kirschgarten, ist an diesem Abend keine leichte Kost. Das Stück spielt um 1900 im zerfallenden Russland, als die Großgrundbesitzer ihr Geld bereits in Paris ausgeben und dabei nicht merken, wie ihre Güter und mit ihnen die alte russische Gesellschaftsordnung unaufhaltsam zerfallen.

Es macht trotzdem unglaublich viel Spaß, die Künstler spielen zu sehen, zumal die Handlung keine zwei Meter vor meiner Nase stattfindet. Schon deshalb ist das Theater etwas Besonderes und mit dem Film überhaupt nicht zu vergleichen. Hier ist alles echt und ich bin live dabei. Besonders Eva Krautwig als Großgrundbesitzerin und Mario Geppert als Bauer Lopachin begeistern mich in ihren Rollen.

Dann fällt der erste Vorhang und über 400 Leute strömen aus dem Saal zur Pause. Dabei stehen nur drei Kellner hinterm Tresen in der Sektbar. Jetzt gilt es Profi zu sein: ohne Hast, aber zielstrebig und mit begrenztem Einsatz meiner Ellenbogen arbeite ich mich ins Foyer vor. Die ersten Amateure sondern sich schon an der Klotür aus. Wer jetzt zum Pinkeln geht, kriegt mit Sicherheit in dieser Pause nichts mehr zu trinken. Profis gehen nach dem zweiten Gong zum Lokus, dann sind die Toiletten frei und anschließend darf die ganze Reihe noch einmal aufstehen, wenn ich unter blumenreichen Entschuldigungen zu meinem Platz stöckele. Übrigens dreht man den Leuten dabei das Gesicht zu und nicht den Dubs.
Ein paar Meter weiter verlieren die Raucher das Rennen um ein Glas Wein in der Pause, indem sie ohne Umwege direkt nach draußen verschwinden um dort zu rauchen und sich in der Kälte den Tod zu holen. Arme Loser. Profis haben Kautabak in der Handtasche!

Obwohl ich zu Beginn der Pause einen ganz schlechten Start aus der 2.Reihe habe, bin ich doch die fünfte am Tresen und brülle schon aus drei Metern Entfernung im besten Kasernenton: "2 Grauburgunder!" Meine Bestellung kommt sofort, allerdings ernte ich ein paar erstaunte Blicke. Sorry, denke ich, aber in dieser Stimmlage haben wir in Eutin die Hundertschaft antreten lassen und auch die Wasserwerfer geführt. Und ich wusste schon damals, dass das noch mal für irgendwas gut sein würde.

Während ich den Wein besorgt habe, hat Claudia bereits einen von nur fünf Stehtischen im Foyer organisiert. Von hier aus sehen wir in Ruhe den Rauchern beim Frieren und den Wartenden beim Fluchen zu. Oh, ich liebe das Theater.

Nach der Pause wird der Kirschgarten schneller und abwechselungsreicher. Ich bin richtig hingerissen, was aber auch zu einem guten Stück an der sagenhaften Ausstrahlung von Eva Krautwig liegt. Sie ist eine solche Göttin auf der Bühne, unglaublich! Und wenn ich sie dann in der Holtenauer Strasse beim Einkaufen treffe, ist sie ganz normal und freundlich wie immer.

Am Schluss der Vorstellung bedaure ich, nur ein Paar Hände zu haben, die ich mir knallrot und aua weh klatschen kann. Das Stück ist zwar zu Ende, der Abend aber noch lange nicht. Jetzt ist es Zeit für Plan B und damit ein weiterer Grund, sich fürs Theater ein bisschen out-going anzuziehen. Wir gehen jetzt völlig overdressed entweder in die noble Maritimbar, oder in irgendeine schraddelige Kaschemme, wo der Kontrast noch größer ist. Heute abend fällt unsere Wahl auf den alten Club 68 in der Ringstraße. Unter den ganzen Hippies fallen wir an diesem Abend auf wie 'n Skinhead auf einer türkischen Hochzeit, nur in angenehm. Wir kommen sofort ganz nett ins Gespräch mit einem Typen, der den Kieler Poetry Slam gewonnen hat. Ich will natürlich alles wissen. Später ergattern wir sogar noch einen Teller Rübenmus mit Kochwurst, obwohl die Küche längst geschlossen hat, yippieh!

Als ich gegen drei Uhr endlich zuhause bin, hat mein Theaterabend inklusive Anziehen, schminken und Styling volle zehn Stunden gedauert.

Fazit: Leute, geht ins Theater und macht einen richtig tollen Event daraus! Zieht euch erstklassig an, geht vorher schick Essen und seid anschließend eine fette Stunde zu früh im Schauspielhaus, um noch in Ruhe ein bisschen Wein zu trinken. Anschließend nutzt ihr euer tolles Outfit, die gute Stimmung und die hoffentlich nette Gesellschaft für einen Ausflug in die Nacht.

Theaterkarten beste Plätze 2.Reihe: Schauspielhaus 25,10 €
Zwei Glas Wein: Grauburgunder 7,00 €
Kleines Schwarzes: Vero Moda 19,90 €
Echtleder Pumps: Deichmann, 39,90 €
Fishnet Strumpfhose: eBay 4,90 €
Cheerleader Strumpfhose zum Drunterziehen gegen den RollbratenEffekt: eBay 6,90 €
Im Club 68: Rübenmus 8,90 €, viele Glas Wein hab ich vergessen...
Acht Stunden Spaß haben zusammen mit der besten Freundin: Einfach unbezahlbar!

Dienstag, 27. Oktober 2009

Svenja empfiehlt Winterreifen

"Weißt du noch, als wir im Nightfever auf dieser verrücketen Ü30 waren? Mit den ganzen russischen Tussis? Und wo du dann nicht tanzen konntest, weil du deine pinken Stilettos anhattest und der Dancefloor aus Metall war? Und was du danach für eine scheiß Laune hattest und du auf dem Klo der einen Tussi..."

"Ich bin ja nicht blöd", unterbreche ich sie. Man muß es mir nur richtig erklären, dann versteh ich auch, wozu Winterreifen gut sind. Und laut sage ich: "Ok, ich mach das. Aber ich zieh keine Hosen an, das sag ich dir gleich. Never! Das ist Jungskram." Vorsichtshalber ziehe ich dabei die Mundwinkel leicht nach unten, so wie ich das immer tue, wenn Jungskram in Aussicht steht.

Andererseits gehe ich als Polizeibeamtin und als ExFreundin einer PROVINZIAL Versicherungsvertreterin selbstverständlich mit gutem Beispiel voran. Winterreifen müssen sein. In der kalten Jahreszeit, bla, der Bremsweg, laber, bla, Unfall, Schuld, Polizei, fasel, schwätz, salbader, Versicherung, fasel, laber, Anzeige, bla, Mitschuld, schwadronier, Gefängnis, Tod!

"... aber ich zieh keine Hosen an!" schmoll...

Svenja Reifenwechsel auf Winterräder Die Polizei empfiehlt

Sonntag, 25. Oktober 2009

Svenjas Tussi Schnelltest

Bei vier übereinstimmenden Merkmalen wurde ich unruhig und bei sechs Treffern war ich so gut wie willenlos. Was für Merkmale das sind? Tussi Merkmale natürlich.

Ich habe jetzt eigens einen ganz speziellen Tussi Schnelltest entwickelt, mit dessen Hilfe auch ihr jede Tussi sofort erkennen könnt. Mir selbst fällt das leicht, ich gucke morgens nach dem Stylen einfach kurz in den Spiegel :-)


Zehn sichere Zeichen sind es, an denen ihr Femina Tusnelda Vulgaris, die gemeine Tussi, mit hoher Sicherheit erkennen könnt. Aber Vorsicht: Tusnelda ist leicht zu verwechseln mit Muscula Ludia Vulgaris, der gewöhnlichen DiscoTanzMaus, die zwar recht ähnlich aussieht, hingegen aber völlig harmlos ist.

In meinen ersten zwei Jahre als Svenja habe ich unbeirrbar und ganz selbstverständlich genau dem Typ Frau nachgeeifert, den ich selbst so vergöttert habe. Alles mußte rosa glitter girly teeny weeny sein. Meine damalige Freundin, Conny, könnte ein Lied davon singen. Sogar meine Haare habe ich mir blond färben lassen, was dann wirklich spooky ausgesehen hat.

Tussi im Minirock

Fazit: Tussis sind nichts für Weicheier. Ich habe zum Glück inzwischen meinen eigenen Stil gefunden und gehe nur noch ganz selten als
Tussi Extreme in die Disco, um dann am nächsten Morgen wieder die brave BüroElse zu geben. Doch zu diesem, keinesfalls zu unterschätzenden Typ Frau, kommen wir im zweiten Teil unserer Serie: Frauentypen.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Ist Transe ein Schimpfwort?

Svenja Transgender in rosa OverkneesHeute habe ich mich ziemlich sexy angezogen und stöckele spät abends durch den miesesten Stadtteil der ganzen Gegend. An der Bushaltestelle im Ostring hängt eine Gruppe von jungen Typen ab. Die meisten sind Schwarzafrikaner. Einer spielt mit seinem Butterfly Messer, während ein anderer mit einem ausgelutschten Edding 800 ein Marihuanablatt aufs Wartehäuschen malt. Für mich siehts aus wie ein verkümmertes Kastanienblatt. Die Jungs haben mich noch nicht bemerkt, sie sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Ein großer, dünner Schwarzer kommt auf einem uralten Damenrad mit einer mächtigen Acht im Hinterrad angefahren. Als seine Leute ihn sehen, gröhlen sie schon von weitem: "Ey, was geht ab, Nigger?" 

Mensch, denke ich, die sind ja gut drauf. Das versuchste jetzt auch mal und launig brülle ich von der anderen Straßenseite hinüber: "Ey, you! Was geht ab, ihr Nigger?"

Der Rest dieser fiktiven Geschichte ist nicht überliefert, ihr dürft euch das Ende selbst ausdenken. Vielleicht hätten die Jungs sogar ein wenig verstimmt reagiert? Merkwürdig, dabei habe ich doch nichts anderes gesagt, als sie selbst auch?

Ja, schon, aber ich gehöre nicht dazu. Die Regel ist ganz einfach: Nur Nigger dürfen Nigger sagen und nur Transen dürfen Transe sagen. Dasselbe gilt analog für Schwule, Kanaken und Behinderte. Ich war einmal dabei, als ein Behinderter einen anderen mit "Na Spasti." begrüßt hat und dann haben beide gelacht. Das war vor der Reha-Klinik in Bad Segeberg und ich war zuerst ziemlich geschockt, bis ich gemerkt habe, dass es ein InsiderJoke war. Das ist nicht rassistisch, nicht herabwürdigend und kein bisschen beleidigend gemeint. Aber was, wenn ein Außenstehender das sagen würde: "Na Spasti?"

Angehörige einer Gruppe können mit solchen ExtremBezeichnungen untereinander ihre Zusammengehörigkeit ausdrücken, eine Gleichheit, ein Wohlwollen und einen grundsätzlichen Konsens, aber Außenseitern steht das nicht zu.

Meine Freundinnen und ich bezeichnen uns gegenseitig kaum jemals als Transen. Wenn wir das ausdrücken wollen, dann sagen wir jemand sei "auch trans" und wenn wir uns bei einer Frau nicht ganz sicher sind, fragen wir: "Ist die Bio oder trans?"

Richtig ätzend ist es, wenn ich auf der Straße so angesprochen werde: "Ey, guck mal, ne Transe!" Und ein paarmal haben mir Leute auf der Straße nachgerufen: "Scheiß Transe!" Wobei das bisher immer männliche Jugendliche waren. Jenseits der 20 scheint der Verstand bei Jungs dann doch noch einmal ein Stückchen weiter zu wachsen.

Deshalb ist auch ein gutes Passing so wichtig, denn es beendet das tägliche Spießrutenlaufen. Jetzt ist es mir schon über ein Jahr lang nicht passiert, dass ich unverhofft geoutet wurde. Das gibt mir Sicherheit und Gelassenheit, aber der Anfang war nicht immer witzig.

Fazit: Man hilft nicht nur den Betroffenen, sondern auch sich selbst
ein ganzes Stück weiter, wenn es einem gelingt, Transsexuelle ganz einfach als Angehörige ihres neuen Geschlechts zu akzeptieren. Sowie ihr es schafft, uns als Frauen zu sehen, gibt es keine gedanklichen und sprachlichen Verwicklungen mehr und auch keine peinlichen ER-Versprecher, die ich immer sehr verletzend finde.

Wir sind vielleicht etwas ungewöhnliche Frauen, aber wir sind Frauen. Bitte macht es uns und euch selbst ein wenig einfacher und akzeptiert uns einfach als das, was wir sind: Als Frauen.


Disclaimer: Ich hoffe, dass niemand an meiner krassen Wortwahl Anstoß nimmt. Es ist bekannt, dass Gruppen untereinander diese Worte gebrauchen. Ich will in keiner Weise irgend jemanden beleidigen, oder herabwürdigen. Ich selbst benutze diese Worte nicht.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

3 Jahre ohne Fernseher

Svenja liest
"Wann habe ich eigentlich das letzte Mal was im Fernsehen gesehen?" frage ich mich und starre nachdenklich auf das Holly Golightly Poster über meinem Bett. Das ist bestimmt schon drei Jahre her. Ich weiß noch, dass ich meinen Fernseher direkt nach der Fußball Weltmeisterschaft 2006 an einen Kollegen verschenkt habe.

"Wenn ich mir nicht einmal das Endspiel im Fernsehen ansehe und seit Monaten schon kein Stecker mehr in der Wand steckt, dann ist die Glotze wohl endgültig over", habe ich mir damals gesagt.

Ich bin regelrecht erleichtert, als ein Kollege den schweren 80cm Röhrenfernseher abholt und schwitzend aus der Wohnung schleppt. Endlich ist der blöde Staubfänger weg. (Der Fernseher, nicht der Kollege)

Seitdem lese ich wieder. Ich habe mir einen Leseausweis für die Stadtbücherei besorgt, leihe Bücher, zahle Nachgebühren und liebe die schönen Antiquariate im Knooper Weg. Natürlich lese ich nicht irgendeinen Schund, sondern ich beschäftige mich fast ausschließlich mit hochkomplexer Fachliteratur zu allen möglichen Themen des Lebens. (siehe Abb.1)

Ganz selten schaue ich noch in die umsonstene Fernsehzeitung, um zu sehen, was mir möglicherweise entgeht. Es gibt tolle Ratespiele, bei denen man richtig viel Geld gewinnen kann, oder je nach Neigung sogar eine Frau, einen Bauern oder einen Grafen. Es gibt spektakuläre Gerichtssendungen und außerdem Talkshows, bei denen endlich mal die kleinen Leute zu Wort kommen und sagen können, was ihnen auf dem Herzen liegt. Selbst wenn sie gerade mal keine Zähne haben.

Fazit: Anstatt fernzusehen sitze ich heute viel lieber mit einem Buch in meinem fetten Ohrensessel unter einer kuscheligen Decke und genieße die Ruhe in meinem Apartment. Ich habe noch nie eine Folge "CSI" gesehen, keine Folge von "Wer wird Millionär" und ganz sicher keine Sekunde lang "Schlag den Raab". Und wenn alles richtig gut läuft, dann bleibt es auch dabei :-)

PS: Außerdem spare ich ungefähr 150€ Rundfunkgebühren im Jahr, weil ich nur noch für das Radio zahlen muß. Und das sind immerhin fette 50 Flaschen Blanchet*.

*Blanchet: Eine Währung, die unter T-Girls üblich und weithin akzeptiert ist. Es handelt sich dabei um einen trockenen, französischen Weißwein. 1 Fl. Blanchet entspricht ca. 3€. Der Blanchet-Kurs ist unabhängig vom Ölpreis und nicht an den Leitzins der Weltwährungsbank gekoppelt. Er gilt von daher als besonders krisensicher.

Montag, 5. Oktober 2009

Atkins Diät Monat 1

Der gute alte Doc Atkins verblüfft mich immer wieder. Seit vier Wochen verzichte ich auf Kohlenhydrate, und schon habe ich ebenso viele Kilo abgenommen. Vier Kilo in vier Wochen? Das kommt mir fast ein wenig zu schnell vor. Aber sicher wird das schon bald wesentlich langsamer gehen. Jetzt hab ich 85,3 kg.

Dabei esse ich soviel ich nur will. Nur eben keine Kohlenhydrate mehr. Kein Brot, keine Nudeln, keine Kartoffeln und vor allem NULL Zucker. Wobei man sich wundert, wo überall Zucker drin ist. Z.B. in Ketchup und zwar jede Menge.

Bis ich mein altes Gewicht von 78 kg wieder erreicht habe, wird es aber sicher noch ein paar Monate dauern. Solange schaufele ich weiterhin Steaks und Koteletts, Bauchfleisch und Würstchen, Speck und Eier und natürlich jede Menge Fisch und Krabben in mich hinein. Wenn meine geliebten T-Bone Steaks nicht so teuer wären, würde ich die Biester jeden Tag essen. Die Atkins Diät funktioniert bei mir so gut, weil ich soviel Fleisch essen darf, wie ich nur mag und niemals hungern muss. Das eine kann ich nämlich sehr gut und das andere überhaupt nicht.

Wenn ich endlich wieder unter 80 Kilo bin, dann belohne ich mich selbst mit einer großen Fotosession und trage dazu die acht Kleider, elf Röcke und sieben Hosen, die ich noch nie angehabt habe.
Doch bis es soweit ist, dürften noch Monate vergehen. Soifz.

Samstag, 3. Oktober 2009

Transsexuell ist nicht sexuell

Transsexuell ist nicht sexuell"Wie? Du stehst nicht auf Kerle? Das versteh ich nicht. Ich denke du bist jetzt eine Frau, da mußt du doch auf Männer stehen?" sagt der Typ am Tresen neben mir und sieht mich dabei aus glasigen Augen verständnislos an.

"Oh, Mann", denke ich. Nicht nur BILD-Leser halten Transsexuelle noch immer für einen Haufen bunter Schwuler in Frauenkleidern. Welch ein Unsinn. Transsexualität beschreibt die Identität eines Menschen und nicht seine Sexualität.

Das deutsche Wort Transsexualität führt thematisch in die Irre. Der Begriff beruht letztlich auf einem ärgerlichen Übersetzungsfehler des englischen Wortes transsexual. Im Englischen steht das Wort Sex für Geschlecht, männlich oder weiblich und damit gerät alles durcheinander, denn Sexualität ist hier nicht gemeint. Deshalb setzt sich der Begriff Transgender immer mehr durch. Gender beschreibt das soziale, das gelebte Geschlecht eines Menschen.

In einem Kommentar auf ein früheres Posting hat mir ein Ralf geschrieben, er könne mich nicht ernstnehmen, weil ich auch weiterhin auf Frauen stünde. Und transsexuell UND lesbisch sei ja wohl ein bisschen sehr unwahrscheinlich, oder?!

Das ganze Schubladendenken aus lesbisch und schwul führt bei Transgendern völlig in die Irre. Manchmal komme ich selbst durcheinander. In meinem früheren Leben als Mann, Ehemann und Vater war ich rein heterosexuell und auch heute als Frau stehe ich ausschließlich auf Frauen. Wie kann ich lesbisch geworden sein, ohne dass sich meine sexuelle Orientierung verändert hat? Das geht doch gar nicht.

Ihr seht schon wohin das führt. Die üblichen Schubladen funktionieren nicht mehr und die Begriffe widersprechen sich teilweise gegenseitig. Man kann nur fragen: "Stehst du auf Männer, oder stehst du auf Frauen? Oder sind dir beide Recht?"

Die Wissenschaft unterscheidet zwischen gynophilen (mag Frauen) und androphilen Transsexuellen (mag Männer). Leider habe ich keine verlässlichen Zahlen über die Häufigkeiten gefunden. (Über Hinweise auf statistische Erhebungen zur Verteilung Gynophiler und Androphiler würde ich mich sehr freuen. Bitte mit Quellenangabe.)

Fazit: Transsexuelle können als Sexualpartner sowohl Männer als auch Frauen bevorzugen, wobei manche überhaupt keine sexuelle Präferenz haben. Am ehesten gerecht wird man Transgendern, wenn man ihre Andersartigkeit nicht auf den sexuellen Aspekt reduziert. Das ist nämlich mit Sicherheit falsch.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Frauenwahlrecht für Transsexuelle - Teil 2, Die Wahlparty

Ohne Worte ...
Hier geht es zu Teil 1

SPD Wahldesaster 2009 Die Wahlparty in Kiel

Dienstag, 29. September 2009

Frauenwahlrecht für Transsexuelle - Teil 1

"Möchten Sie meinen Personalausweis sehen?" frage ich den Wahlhelfer hoffnungsvoll und gebe ihm voller Stolz meinen Wahlschein mit dem Namen "Svenja" drauf. "Nein, den brauche ich nicht", erwidert er. "Den brauchen wir nur, wenn uns etwas komisch vorkommt."

Ich bin ein wenig perplex. Also wenn ich ihm nicht komisch vorkomme, wer dann überhaupt? Ich bin fast ein bisschen entäuscht, weil ich natürlich keine Gelegenheit auslasse, um mich irgendwo voller Stolz als Svenja auszuweisen.

Oh, wie schön, freue ich mich. Dann war das wohl eben einfach ein besonders gelungenes Passing.
Meine Freude hält genau so lange an, bis der Blödling Claudia genauso durchwinkt. Und auf ihrem Wahlschein steht immerhin noch ihr Männername. Blöder Wahlhelfer. Was muß man hier tun, um denen "komisch" vorzukommen?

Wahlparty Landtagswahl Bundestagswahl Kiel

Fazit: Selbst drei Jahre nach meiner Namensänderung von Sven zu Svenja ist mein neues Leben als Frau noch immer ein einziges großes Wunder für mich. Fast kein Tag vergeht, an dem ich mich nicht wie ein Kind darüber freue. Wie ein Mädchen natürlich ...

Donnerstag, 24. September 2009

Das Birdcage - Heimatplanet Kieler Transgender

Svenja im BirdcageHeute nacht ist Birdynacht. Nach zwei langen Monaten "Wegen Renovierung geschlossen" findet heute endlich die große Eröffnungsparty Birdcage 2.0 statt und natürlich sind Claudia und ich dabei.

Das Birdcage ist nicht nur DIE Szene-Bar in Kiel für Lesben, Transgender und Schwule, sondern auch Heimatplanet vieler T-Girls in Kiel und Schleswig-Holstein. Von hier aus starten wir unsere Ausflüge in die Nacht. Wir feiern gemeinsam mit Lesben und Schwulen, mit Pärchen, Heten und BioFrauen, oder einfach mit netten Leuten, die die Nacht hereingespült hat.

Ihr dürft euch das Birdcage auf keinen Fall so vorstellen, wie die berüchtigte Blue Oyster Bar aus dem Film Police Academy. Seht euch unbedingt den Filmclip an (ab 1:00 min lach ich mich schlapp). So wie im Blue Oyster ist es dort eben nicht:


- man wird nicht begrabscht (außer man legt wirklich richtig Wert darauf)
- man wird auch nicht verkloppt, bloß weil man nicht ebenfalls schwul, lesbisch, trans, oder sonstwie queer ist
- und einen Darkroom gibt es dort schon gar nicht und auch keine Ledertypen, obwohl auch das sicher ok wäre.

Habe ich irgendein Vorurteil gegen Schwule vergessen?
Das Birdy ist einfach eine nette queere Bar, in der jeder willkommen ist, der sich halbwegs normal benehmen kann. (nur ich darf trotzdem rein :-)



Michael, der BirdyWirt, ist total nett und außerdem einer der besten Barmixer, die ich kenne. Das Birdy ist nämlich eine richtig gute, kleine Cocktailbar und die Drinks dort sind ihr Geld Wert und enthalten tatsächlich richtig Alkohol. Außerdem gibt es Kölsch vom Fass, hausgemachte Frikadellen und ein erstklassiges House Chilly, günstig, scharf und riesengroß. Meine einzige Kritik: Zum Tanzen ist das Birdy zu klein und schon deshalb kriegen wir die Blue Oyster Bar dort nicht nachgespielt.

Eröffnung im Birdcage KielClaudia, beste Freundin und T-Girl wie ich, holt mich um kurz vor neun zuhause ab. Wir haben uns beide ziemlich aufgerüscht, obwohl wir uns das im Birdcage wirklich sparen könnten. Jede neue Frisur, jeder Lidstrich und jedes neue Minikleid, heißt im Birdy Pumps vor die Säue zu werfen. Wir sind einfach nicht die Zielgruppe. Trotzdem führe ich meine neuen lila Pumps im slutty MaryJane Style aus. Zu dem schwarzen Minikleid sehen sie toll aus. Schwarz und lila passen super zusammen.

Wir ergattern einen Parkplatz direkt vor der Tür und unter großem Hallo und mit vielen Über-Die-Schulter-Spuck Küsschen ergattern wir uns einen winzigen Stehplatz in zweiter Reihe an der Bar.
Birdcage Kiel RathausstraßeIch bin begeistert vom neuen Birdcage 2.0. Die Bar hat mindestens ein Jahrzehnt Muff abgeworfen und sieht jetzt moderner und viel edler aus. Die Bauausführung wurde übrigens von einer Transsexuellen geleitet, die ehemals ein Bauarbeiter war. "Toller Job, Tina!"

Michael spendiert uns einen Prosecco und wir finden sogar unseren Blanchet wieder auf der Karte. Puh, muß ich gebettelt haben hartnäckig gewesen sein, damit Micha als Weinkenner den Blanchet auf die Karte genommen hat, aber er ist nunmal das Getränk vieler T-Girls und vor allem meins :-)

Irgendwann gegen Morgen ist der Blanchet alle und es ist Zeit nach Hause zu stöckeln. Meine neuen Pumps bieten plötzlich nicht mehr genügend Halt. Schwimmender Estrich im Birdy? Zum Glück schaffe ich das kleine Stück zu meiner Wohnung auch jetzt noch zu Fuß und hoffe nur, dass mir jetzt nichts von dem Diskothekenvolk aus der Bergstraße entgegenwankt.

Warum schwule lesbische queere BarFazit: Das Birdcage ist DER Ausgehtipp für alle Transgender in Kiel und in Schleswig-Holstein. Nach seiner Renovierung ist es sogar noch besser geworden.

Selbst wenn euer Bartschatten noch fett durchs MakeUp scheint und ihr bei der Klamottenwahl gerne mal so richtig daneben greift, im Birdy ist das ok. Hier könnt ihr ohne jede Bedenken hingehen und an den meisten Abenden werdet ihr dort auch andere T-Girls in verschiedenen Phasen ihrer Verwandlung treffen.
Häufig gehen wir nach dem Treffen unserer Transgender Selbsthilfegruppe noch alle gemeinsam auf ein Glas Wein ins Birdy.

PS: Bitte entschuldigt meine Euphorie. Ich krieg im Birdy nichts billiger und bin auch nicht am Umsatz beteiligt, aber ich liebe den Laden. Es war die erste Bar, in die ich mich in weiblicher Kleidung getraut habe und ich hab mich dort sofort wohlgefühlt. Aber das ist Stoff für eine andere Geschichte ...


Svenja

Montag, 14. September 2009

Point of no Return

Passing transsexuell"Diese beiden Teenies da vorne, lachen die mich etwa aus? Und die Gäste in Lammers Biergarten die labern doch jetzt garantiert über mich, oder? Und wieso glotzt der Typ an der Ampel mich eigentlich so an? Will der 'n Foto, oder was?"

In allen drei Fällen lautet die Antwort "Nein!" Nein, die Typen im Biergarten unterhalten sich bloß so und Teenies gackern, weil das einfach ihr Job ist. Und der Typ an der Ampel? Der glotzt mir doch nur auf die Beine, so wie ich das früher auch bei jeder Else getan habe. Und heute noch tue :-)

Transsexuelle kennen diese Ängste. Außerhalb unserer eigenen vier Wände begleiten sie uns anfangs auf Schritt und Tritt. Das ist schließlich auch kein Wunder, denn im gruseligen ersten Jahr sehen wir überwiegend noch aus wie Kerle in Frauenkleidern. Spätestens ab 14 Uhr wächst der Bartschatten frech durchs MakeUp, während der Rock auch morgens um sieben schon zu kurz gewesen ist, aber mit einem Paar viel zu hoher roter Pumps gleichen wir das geschickt wieder aus.

Als mein gruseliges erstes Jahr vorbei ist, es ist das Jahr 2006, gelingt mir sogar das erste Passing. Ich bin vor Freude ganz aus dem Häuschen und schreibe darüber in meinem Blog. Wenn ich mich in der Folgezeit sorgfältig genug zurechtmache, dann falle ich nicht mehr sofort als T-Girl auf.

In letzter Zeit aber, da hat sich wieder etwas verändert.

Ich bin ein paarmal völlig ungeschminkt und ungestylt zum Einkaufen gegangen, was ich früher never getan hätte. Ich brauche nur schnell ein paar Artikel aus dem Supermarkt und will mich nicht extra komplett verwandeln. Nachlässig ziehe ich mir einen Jeansmini über die Leggings, dazu ein Shirt und ein Paar Ballerinas und gehe eilig das kleine Stück zum SKY-Markt. Ein bisschen mulmig ist mir schon, verstoße ich doch gerade gegen meine Grundsätze, niemals ungestylt aus dem Haus zu gehen und immer die beste Frau zu sein, die ich sein kann.

Vor dem SKY-Markt im Knooper Weg sitzt eine kleine Gruppe Jugendlicher in der Sonne. Sie trinken Cola und langweilen sich. Spießrutenmodus: ON.

Aber nichts geschieht. Absolut nichts. Sie nehmen mich überhaupt nicht besonders wahr und reagieren kein bisschen auf mich. Ich glaube, die haben gar nicht gemerkt, dass sie soeben meinen ExMann getroffen haben.

Point of no Return: Inzwischen müßte ich mich viel mehr anstrengen, um noch als Mann wahrgenommen zu werden, denn umgekehrt. Das ist ein weiterer MileStone in meiner Entwicklung. Ich brauche mich nicht mehr endlos zu verwandeln, bis ich endlich meine Wohnung verlassen kann.

Morgens nach dem Aufstehen sieht mir aus dem Badezimmerspiegel eine verschlafene junge Frau entgegen, die unter ihrer strubbeligen Mähne noch immer etwas überrascht aussieht: "Ja, das bin ich", denke ich dann glücklich und bin dabei noch immer jeden Morgen ein ganz klein wenig überrascht. Kein Wunder, ich bin ja auch erst vier.

Mittwoch, 9. September 2009

Tipps für das Outing am Arbeitsplatz

Transsexualität am ArbeitsplatzDas Coming Out am Arbeitsplatz ist ein besonders kritischer Schritt während unserer Verwandlung. Einfach als Frau zur Arbeit zu erscheinen und den verblüfften Kollegen voller Stolz zu verkünden: "Ich bin ab jetzt die Schantalle", ist dabei nicht der cleverste Weg ans Licht.

Ein wenig pfiffiger wollen wir unser Coming Out schon gestalten und zum Glück sind wir dabei nicht alleine. Es gibt nämlich ein paar Institutionen, die uns auf unserem Weg absichernd zur Seite stehen werden. Diese betrieblichen Einrichtungen sind in vielen Firmen der Privatwirtschaft vorhanden und stehen außerdem in jeder Behörde und ihren nachgeordneten Dienststellen den Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes zur Verfügung.

Ich möchte ein paar Denkanstöße geben, wie wir unser Outing als Transsexuelle möglichst clever vorbereiten und damit zugleich die Gefahr, unseren Job zu verlieren, möglichst gering halten.


Die Gleichstellungsbeauftragte. Sie ist zuständig für die Durchsetzung der Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen und Männern im Betrieb. Sofern es eine Frauenbeauftragte in der Firma gibt, ist sie unsere erste Ansprechpartnerin. Sie informieren wir als erste über das beabsichtigte Coming Out. Die Gleichstellungsbeauftragte genießt eine ganz besondere Vertrauensstellung. Sie unterliegt der Schweigepflicht und behandelt alle Gesprächsinhalte streng vertraulich.

Die Gleichstellungsbeauftragte ist eine starke Verbündete, wenn es zu Konflikten kommt, die auf die Ungleichbehandlung von Mann und Frau zurückzuführen ist und unter diesem Schutz stehen ab jetzt auch wir. Sollte es in der Zeit nach dem Outing zu Mobbing kommen, dann ist sie unsere erste Ansprechpartnerin. Mit ihr besprechen wir unser weiteres Vorgehen und überlegen gemeinsam, ob sie uns zu weiteren Gesprächen sogar persönlich begleiten soll.

Wie habe ich persönlich damals gehandelt? Ich habe die Gleichstellungsbeauftragte unserer Dienststelle eingeweiht und sie auf das Kommende vorbereitet. Wir sind überein gekommen, dass sie mich nicht zu begleiteten braucht, aber für den Fall einer Eskalation jederzeit erreichbar ist und dann zum Gespräch hinzukommen würde. Das war natürlich nicht nötig und ich sage noch einmal: "Danke, Gaby!"


Der Personalrat oder der Betriebsrat. Das sind mächtige Institutionen, die wir unbedingt ins Boot holen müssen. Letztlich geht es um eine besonders wichtige Personalentscheidung, nämlich um unseren eigenen Job und da hat der Personalrat ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Die Mitglieder des Personalrats unterliegen der Verschwiegenheitspflicht und sind zu besonderem Stillschweigen verpflichtet. Wir können gemeinsam darüber beraten, ob es sinnvoll ist, wenn ein Vertreter des Personalrats uns zu weiteren Gesprächen in die Chefetage begleitet.

Wie habe ich persönlich damals gehandelt? Ich habe den Personalrat nicht mit eingebunden.


Unser unmittelbarer Vorgesetzter. Falls wir zu unserem direkten Chef ein schlechtes Verhältnis haben, gehen wir gleich eine Etage höher. Aber Vorsicht: das Verhältnis zu unserem Chef wird sich dadurch nicht verbessern, weil er sich vermutlich übergangen fühlen wird.

Mit unserem Chef sprechen wir möglichst offen, ohne ihn mit Einzelheiten zu überfordern. Im Idealfall gelingt es uns sogar, ihn zu unserem Verbündeten zu machen, indem wir ihm besonderes Vertrauen entgegenbringen und ihm unsere Befürchtungen anvertrauen: "Die anderen sind vielleicht noch nicht weltoffen und informiert genug, um das zu verstehen." Das wäre die Chance für unseren Chef, sich als weltoffen, tolerant und gut informiert zu zeigen. Je nach Struktur der Firma gehen wir anschließend mit dem kleinen Chef zum großen Chef, bzw. zur Firmenleitung und kündigen dort den bevorstehenden Rollenwechsel an. Um unsere Ernsthaftigkeit zu unterstreichen, sprechen wir auch von der bevorstehenden Vornamensänderung und dass wir demnächst auch amtlich und offiziell Frau Mustermann sein werden.

Wenn wir die Firmenleitung umfassend informiert haben, besprechen wir gemeinsam das weitere Vorgehen. Eventuell wird man unsere Versetzung innerhalb der Firma in eine andere Abteilung vorschlagen. Wir sollten versuchen, das zu vermeiden. In einem fremden Umfeld mit neuen Kollegen werden die ersten Schritte in der neuen Rolle noch schwieriger werden. Außerdem werden die neuen Kollegen sich nicht gerade bedanken, wenn sie "eine strafversetzte Transe" kriegen.

Gemeinsam mit eurem Chef und der Geschäftsleitung besprecht ihr, wir ihr das Coming Out gegenüber euren unmittelbaren Arbeitskollegen und Mitarbeitern gestalten wollt. Das wird das eigentliche Coming Out sein.

Wie habe ich persönlich damals gehandelt? Ich hatte das große Glück, dass mein direkter Vorgesetzter zugleich mein persönlicher Freund gewesen ist. Leider nur bis zu diesem Tag, denn unsere Freundschaft hat meine Verwandlung leider nicht überlebt. Zur Ehrenrettung meines Chefs muß ich aber sagen, dass er sich absolut korrekt verhalten hat und mir sachlich in jeder Hinsicht geholfen hat. Ich wurde nicht versetzt und auch sonst in keiner Weise benachteiligt. Nur mit mir zu tun haben, wollte er danach leider nicht mehr.


Unsere Arbeitskollegen. Das ist das eigentliche Coming Out und ganz bestimmt der schwierigste Part. Inzwischen haben wir unseren Text schon so oft aufgesagt, dass wir schon ein wenig Übung darin haben. Wenn wir diesen letzten Schritt geschafft haben, dann winkt uns als Belohnung endlich auch ein Berufsleben als Frau.

Wir müssen auf jeden Fall für den passenden Gesprächsrahmen sorgen. Es soll dabei kein Telefon klingeln und auch kein Praktikant mit einer doofen Frage plötzlich hereinplatzen. Wir hängen einfach ein Schild an die Tür "Besprechung - bitte nicht stören" und lassen dem Telefon für die Dauer der Besprechung die Luft raus.

Unseren Kollegen sagen wir, dass ihr ihnen etwas wichtiges Persönliches mitzuteilen haben und bitten sie in den Besprechungsraum.

Sowie Ruhe eingekehrt ist, ergreifen wir das Wort und erzählen sachlich und ohne Umschweife von unserer Transsexualität. Wir dürfen dabei ruhig das Bild vom Leben im falschen Körper benutzen. Für Außenstehende ist es recht verständlich und den meisten ist dieser Vergleich schon aus dem Medien bekannt.

Dieses Gespräch wird nicht nur uns etwas peinlich sein, sondern es ist auch für unsere Kollegen ein wenig unangenehm, etwas so Persönliches anhören zu müssen. Deshalb vermeiden wir jedes Pathos und jede Trauer in der Stimme und sprechen möglichst klar und sachlich über unsere bevorstehende Verwandlung. Wir machen aus unserem Coming Out keine Oper, sondern sprechen ganz sachlich davon. Das Ganze ist keine große Angelegenheit. Wir sind eben transsexuell, mehr nicht.

Wir sollten unsere Kollegen ruhig darauf vorbereiten, dass die ersten Monate optisch ein wenig gruselig werden können. Die äußere Umstellung vom Mann zur Frau ist anfangs immer gruselig anzusehen und erfordert von unseren Kollegen eine gewisse Leidensfähigkeit. Wenn ihr es schafft, einen kleinen Joke darüber zu machen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Ein kleiner Lacher wird das Gespräch an dieser Stelle für alle entkrampfen.

Danach sind wir offen für weitere Fragen unserer Kollegen, aber wir begeben uns auf keinen Fall aufs Glatteis, indem wir Fragen zu unserer Sexualität beantworten. Die geht nur uns selbst etwas an.

Wie habe ich persönlich damals gehandelt? Auf fast jeder Polizeidienststelle findet morgens eine Frühbesprechung statt. Gegen Ende dieser Besprechung habe ich meine Kollegen gebeten, noch einen Moment sitzen zu bleiben, weil ich etwas Persönliches zu verkünden habe. Dann habe ich in recht knappen Worten von meiner bevorstehenden Verwandlung erzählt. Zuerst herrschte ein unangenehmes Schweigen, aber dann haben meine Kollegen so reagiert, wie ich es erhofft hatte. Tenor: "Das ist deine eigene Sache, aber für uns geht das schon in Ordnung und du hast hier im Sachgebiet keine Probleme zu erwarten." Der Bericht darüber war damals übrigens einer meiner ersten Blogbeiträge, klick.


Kunden, Lieferanten, Mitbewerber, benachbarte Dienststellen und Filialen. Da machen wir gar nichts. Auf keinen Fall ziehen wir als reisende Coming Out Show durch die Firma. Wir haben unsere unmittelbare Umgebung informiert und das reicht. Alles andere ergibt sich jetzt von selbst. Nur wenn wir direkt auf unsere Verwandlung angesprochen werden, antworten wir frei und unverkrampft.


Ein ganz besonders wichtiger Punkt ist unsere Arbeitsleistung. Die muß einfach stimmen. Trans darf keine Ausrede für schlechte Leistungen und schon gar nicht für das Fernbleiben vom Arbeitsplatz sein. Never! Ich kenne leider einige Transgender, die auf der Arbeit erhebliche Probleme hatten, ohne dass dafür der Rollentausch die Ursache gewesen ist. Also: Wir erscheinen jeden Tag pünktlich zur Arbeit und versuchen leistungsmäßig sogar noch einen Brikett draufzulegen, besser sogar zwei. Unsere Umwelt soll merken, dass wir jetzt noch leistungsbereiter sind als vorher, weil wir endlich in unserem wahren Geschlecht leben und arbeiten können.

Bitte keine Fehlzeiten aufgrund unserer Andersartigkeit, denn das fällt letztlich auf alle Transsexuellen zurück, die diesen Weg noch vor sich haben. Wir wollen auf keinen Fall als kränklich und nicht belastbar gelten, sondern wollen viel lieber die echten Powerfrauen mit der Kraft der zwei Herzen sein.