Donnerstag, 25. Februar 2010

Abenteuer in Frauenland

Svenja im Strickkleid mit Stiefeln im Frauenland SophienhofErinnert ihr euch an das Gefühl als Kind, wenn ihr am Morgen nach Heiligabend wach geworden seid? Dieser Moment, in dem euch schlagartig einfällt, dass das ganze Wohnzimmer voller Geschenke für euch ist?

So ungefähr ergeht es mir an jedem neuen Tag in Frauenland. Ich hüpfe morgens aus dem Bett mit diesem wunderbaren Gefühl, in einem schönen neuen Land zu leben. Sogar die Arbeit macht hier mehr Spaß.


Obwohl ich mich bei euch schon total gut eingelebt habe, hat sich dieses Gefühl noch nicht abgenutzt. Kein bisschen und nicht mal an den Ecken.

Meine Zeit in Männerland ist nur noch eine Erinnerung. Aber sagt mal, kennt ihr Männerland überhaupt? Da ist alles total anders als hier.

Die haben zum Beispiel nicht so einen Dresscode wie wir. Mit einer Jeans, T-Shirt und Boots bist du da schon fertig angezogen. Und alleine das mit den Haaren. Da musst du nicht am ganzen Körper und im Gesicht immer makellos sein. Im Gegenteil. Ich hab mir mal die Arme und Beine rasiert, da hat meine Ehefrau eine Riesenszene gemacht.

Oder wenn du über Gefühle redest in Männerland. Das ist gefährlich. Die halten dich sofort für ein Weichei und dann bist du echt unten durch. Du kannst da nicht groß rumheulen, außer vielleicht, wenn dein Hund gestorben ist, sowas verstehen die.

Oder ihr müsstet mal hören, wie die über uns hier in Frauenland reden. Ich will jetzt echt nicht in die Einzelheiten gehen, aber die reißen oft total die dreckigen Witze über uns. Und ganz besonders die Hässlichen, die sowieso nie eine abkriegen würden. Und dann gröhlen sie zusammen los und tun so, als hätten sie die freie Auswahl.

Ob ich das Leben in Männerland vermisse? Nein, höchstens manchmal ein wenig, denn ich konnte da natürlich viel leichter eine Gefährtin finden. Trotzdem gefällt es mir in Frauenland viel besser und ich will nie wieder zurück.

Ausgelacht in MännerlandEin paar von uns Auswanderern sind hier ja nicht zurechtgekommen und dann doch wieder zurückgegangen nach Männerland. Zum Glück gibt es dafür ja extra die einjährige Probezeit mit Quarantäne. Das nennt sich Alltagstest und viele haben total Angst davor, weil man in dieser Zeit nirgends so richtig dazu gehört.

Die von Männerland lachen dich in dieser Zeit oft aus und die Frauenländerinnen sind zwar meistens netter, aber am Anfang noch total misstrauisch. Die sehen natürlich, dass du ursprünglich aus Männerland kommst.

Wenn du aber erstmal die Probezeit um hast und deine Einbürgerung durch ist mit den neuen Papieren und so, dann lebst du ganz normal wie jede Andere auch hier in Frauenland. Manchmal kommen wir sogar besser zurecht als die Eingeborenen selbst, weil wir das hier natürlich doppelt zu schätzen wissen und uns deshalb noch mehr Mühe geben.

Nun, jetzt wisst ihr jedenfalls, wie ich mich hier so fühle bei euch in Frauenland. Danke, dass ihr mich so lieb aufgenommen habt. Es ist einfach toll hier bei euch. Fast wundere ich mich ein bisschen, dass nicht mehr von uns rübermachen aus Männerland :-)

Montag, 22. Februar 2010

Braun Satin Hair Brush

Svenja and the City teste Braun Satin Hair BrushMeine jährlichen Ausgaben für haarglättende Mittel und Lotionen entsprechen ungefähr dem Verteidungshaushalt Dänemarks. Diverse Glätteisen, Anti Frizz Seren, Pferdemark, Pokerstraight, Frizz-Ease, ich hab sie alle ausprobiert.

Aber jetzt habe ich vielleicht doch etwas gefunden, womit sich meine Haare endlich bändigen lassen. Die neue Braun Satin Hair Brush.


Die Bürste gibt einen feinen Strahl negativer Ionen auf die Haare ab und neutralisiert dadurch die statische Aufladung. Adieu fliegende Haare und kleine Krissellocken.

Nach dem Einschalten beginnt die Satin Brush grün und geheimnisvoll zu leuchten, während der Ionenstrahl fast unhörbar zischt und dabei ganz vage nach frischem Fotokopierer duftet.

Der Effekt ist verblüffend und funktioniert tatsächlich. Mit langsamen Strichen bürste ich vorsichtig durchs Haar und schon beim ersten Strich wird es glatter und beginnt zu glänzen.

Das Bürstenpad ist abnehmbar, auswechselbar und leicht zu reinigen. Nahtlose Borsten sollen die Haare schonen. Der Glanzeffekt tritt schon beim ersten Strich ein. Mein Tipp: Ganz langsam bürsten, damit die Ionen sich so richtig fett auf die Haare setzen können.

Svenja and the City testet Braun Satin Hair BrushLange hält er leider nicht an, der schöne Anti Frizz Effekt von Braun, denn die Haare laden sich nach kurzer Zeit erneut auf. Deshalb trage ich die Bürste fast ständig in der Handtasche, auch wenn sie etwas schwerer ist, als eine normale Bürste. Wie lange die Batterien halten, weiß ich noch nicht. Die Bürste leuchtet, zischelt und müffelt schon einige Wochen lang fröhlich vor sich hin, ohne dass die Wirkung nachgelassen hat.

Fazit: Die 29 EUR für die Braun Satin Brush sind eine lohnende Investition. Eine gute Haarbürste hat selbst ohne Elektronik ihren Preis und die Satin Brush ist deutlich günstiger als eine Mason Pearson. Der Anti Frizz Effekt funktioniert gut und ich habe endlich wieder etwas Geld übrig für diese neuen schwarzen Glattleder Overknee Stiefel, die ich bei Görtz17 gesehen habe :-)

Freitag, 19. Februar 2010

Abschied in die Normalität

Transsexualität bestimmt nicht länger Svenjas LebenVier Jahre lang hängt dieses Poster jetzt an der Pinwand meines Büros im LKA. Es zeigt eine junge Transsexuelle, die sich in ihrem Klassenzimmer ganz selbstverständlich mit einer Mitschülerin unterhält, die ihr freundlich zulächelt.

"Das ist bloß Disney.", habe ich gedacht. "Soweit kommst DU niemals. Du bist zu alt, du wirst nie so weiblich aussehen und niemals wirst du so selbstverständlich ins Leben passen." Trotzdem hat dieses Transgender Traum Plakat mir Kraft gegeben.

Ich liebe dieses Poster, aber heute nehme ich es von der Wand und verabschiede mich in die Normalität.


Seit einigen Monaten hat sich etwas in meinem Leben verändert. Ich gehe nicht mehr zu Transgender Treffen, ich schreibe nicht mehr in TransForen und ich habe immer weniger das Bedürfnis, mich mit trans auseinanderzusetzen. Ich habe die Hoffnung, dass ich endlich durch bin mit dem Thema. Ich bin zurück im normalen Leben, ohne dass trans darin das Hauptthema ist und ich habe jetzt mehr oder weniger dieselben Alltagsproblemen, wie jede andere Frau auch. Lassen wir Cellulite und Regelschmerzen einmal außen vor :-)

Svenjas Abschied in die NormalitätAlle meine Interessen, meine Hobbys und meine Leidenschaften sind noch da. "Danke Jungs, dass ihr so lange auf mich gewartet habt." Ich träume wieder vom Endurowandern, von Abenteuerreisen mit Zelt und Schlafsack und ich spare wie verrückt auf eine kleine Enduro. Seit Wochen arbeite ich hingebungsvoll an einem Relaunch meiner Svendura Website, die ich so lange vernachlässigt habe, und die gerade tausend Prozent meiner Zeit frißt. Endlich wieder vertrautes Zeugs, das einmal nichts mit trans zu tun hat.
Außerdem koche ich leidenschaftlich gern, ich liebe Bücher, das Theater, die Oper und neuerdings auch das Ballet. Und natürlich liebe ich es, mich schön anzuziehen.

Vier Jahre lang hat die Verwandlung von Sven in Svenja meine ganze Energie gefressen. Die Welt drehte sich um Ärzte und Gutachter, um Laserbehandlung und Hormone, um Klamotten und Passing, um Namensänderung und Gerichtsbeschlüsse und darum, wie ich als transsexuelle Polizistin im Dienst klarkommen würde. Werde ich ausgelacht, links liegen gelassen, oder sogar gemobbt? Dreimal nein. Der Dienst läuft bestens und macht mir mehr Freude, als jemals zuvor.
Endlich bin ich im normalen Frauenleben angekommen und natürlich habe ich jetzt auch ständig irgendwelche wichtigen Frauendinge zu erledigen. Außerdem kann ich als Frau alles das tun, was auch ein Mann tun kann. Aber ich kann das auch auf hohen Schuhen, Baby :-)

Svenja and the City geht weiterDer Blog geht weiter. Er ist längst ein Teil meines Lebens geworden, den ich nicht mehr missen möchte. Meine Güte, was habe ich Tränen vergossen in den letzten viereinhalb Jahren. Soviele Erlebnisse, die ich niemals vergessen werde. Vielleicht werden die Postings etwas seltener, aber das Thema Transgender wird niemals ganz daraus verschwinden, denn dieser Blog handelt von mir und ich bin Svenja, eine ganz normale transsexuelle Frau.

Dienstag, 9. Februar 2010

Die erste Abmahnung

Svenja und ein Glas Blanchet
„...wenden sich mit ihrer Veröffentlichung an einen Personenkreis, der durch eine besondere sexuelle Orientierung gekennzeichnet ist.“ Wie bitte?

Ich versteh nur Bahnhof, aber es wird sogar noch besser: „Eine derartige Rubrizierung stößt die Mehrheit der Besucher ab und veranlasst potenzielle Gäste, den Betrieb meines Mandanten gar nicht erst aufzusuchen.“


Moment mal, das muss ich von Anfang an lesen. Es geht ja gar nicht um meinen Blog Svenja-and-the-City, sondern um meinen Kieler Fremdenführer für Transgender.

In meinem Kieler Stadtführer beantworte ich die Frage, wo kann T-girl hingehen, auch wenn das Passing noch lückenhaft ist? Unter anderem empfehle ich Bars und Kneipen, die ich selbst getestet habe und die ich für besonders tolerant und weltoffen halte. Natürlich nenne ich auch die einschlägigen Szenelokale, wie das Birdcage, erwähne aber ausdrücklich, dass die Kneipe, um die es hier geht, eben kein solches Szenelokal ist, man dort als T-Girl aber dennoch gut aufgehoben ist.

Die Empfehlung dieser speziellen Kneipe steht allerdings schon seit Monaten auf meiner Streichliste, weil das Publikum im vergangenen Jahr ständig prolliger wurde, solange bis ich einmal in eine ziemlich heikle Situation geraten bin. Passing hin, oder her, wenn betrunkene Ausländer merken, dass in ihrer Kneipe Schwuchteln* tanzen, dann wird es gefährlich und so war es auch.

Inzwischen habe ich meinen Kieler Fremdenführer komplett vom Netz genommen, solange bis ich irgendwann Zeit finde, ihn ganz neu zu gestalten. Einige Tipps waren ohnehin veraltet und ich habe auch ein wenig das Sendungsbewußtsein verloren.

Fazit: Niemals habe ich daran gedacht, dass eine Bar, ein Restaurant, oder ein Theater vielleicht gar nicht von mir als besonders tolerant, nett und weltoffen empfohlen werden möchten. Machen wir uns nichts vor, was sollen denn die zahlenden Gäste denken, wenn dort Typen wie ich abhängen...?!

Svenja ist sauer“ border=

*Schwuchteln: Eine Bezeichnung bildungsferner Schichten für jede Erscheinungsform von Transgendern, Homosexuellen und sonstwie verdächtigen Personen. Sehr beliebt ist auch der quer über die Straße gegröhlte Ruf: "Ey, Schwuchtel!"

Sonntag, 7. Februar 2010

Trennungsschmerz

Sven Svenja Verwandelung Hormone Transgender KielMeine Güte, was habe ich den Typen geliebt. Charmant konnte er sein. Und als Frau habe ich mich bei ihm immer sicher und geborgen gefühlt. Mit dem konnte ich überall hingehen. Manchmal trauere ich noch heute um meinen Sven.

Dabei war ich es, die Schluss gemacht hat und nicht er. Heilfroh war ich, den Kerl endlich aus meinem Leben zu haben.

Um ihn wirklich loszuwerden, musste ich ihn allerdings fast umbringen. Meine Tatwaffen waren Hormone, Laser und Wimperntusche, meine Mittäter Deichmann, Douglas und H&M.

Viereinhalb Jahre ist es her, dass ich ein neues Leben als Svenja angefangen habe. Ob ich Sven nicht mehr geliebt habe? Doch, schon, aber meine Liebe zu Svenja war überwältigend stärker. Nach der Trennung von Sven habe ich sogar meinen Namen geändert und endlich meinen Mädchennamen angenommen, Svenja :-)

Das Leben als Frau ist so ganz anders, völlig neu und frisch und wunderbar. Das Gefühl, alle Dinge noch einmal neu zu erleben, einerseits vertraut und dabei doch ganz anders. Zum ersten Mal als Frau zum Dienst gehen, ins Kino, zum Arzt, auf eine Party, in die Werkstatt, ein Motorrad probefahren, zu Freunden, zum Friseur, ins Solarium, Schuhe kaufen, meinen Nachbarn begegnen...

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aufregend das ist. Mein ganzes Leben ist brandneu. Fast wie in diesen Zeitreisefilmen, in denen der Held die Chance bekommt, alles noch einmal neu und diesmal auch richtig zu machen. Wer bekommt schon eine solche Chance? In dieser Hinsicht sind wir Transgender fast zu beneiden.

Aber dennoch. An manchen Tagen in meinen dunklen Stunden, wenn ich als Svenja irgendwo versagt habe, wenn ich vielleicht gekränkt oder verletzt worden bin, dann spüre ich diesen bittersüßen Trennungsschmerz. Aber auch das gehört zum Leben transsexueller Frauen.

Fazit: Ich bin längst angekommen in meinem neuen Leben als Svenja und ich bin glücklich darin. Sicher, mein Leben ist nicht perfekt, aber doch so nahe dran, wie es nur sein kann. Ich bin jung und gesund, habe einen tollen Job und lebe glücklich als Frau. Besser kann es kaum noch werden.

Stimme aus dem Off, die verdächtige Ähnlichkeit mit Svens Stimme hat: "Dafür habe ich viel leichter Frauen kennengelernt als du, ätsch."
Svenja: "Blödmann!"

Donnerstag, 4. Februar 2010

Neue Overknees

Svenja im Minikleid Minirock mit Overknees und Strumpfhosen
Diesen Winter steh ich total auf Overknee Stiefel. Am liebsten mit flachen Sohlen und aus ganz weichem Wildleder. Schwarze und braune Overknees habe ich ja schon, aber an diesen graublauen Beauties kann ich einfach nicht vorbeiklicken.

Kennt ihr diese Mischung aus Jagdfieber und schlechtem Gewissen? Ihr entdeckt online einen sagenhaft tollen Artikel und ihr wisst ganz genau, gleich isser weg? Den gibts niemals wieder? Never, nie und nirgendwo? Ich schalte instinktiv sofort um auf Robot Mode. Full Automatic Shopping. Größe 41? Ist noch da. Habe ich 69 Euro übrig? Nein. Macht nichts. Gehirn ausschalten. Klick: Artikel in den Warenkorb. Klick: Bestellung abschicken. Schlechtes Gewissen? Ignorieren! Glück gehabt, jetzt ist 41 ausverkauft, auf meinen weiblichen Shopping Instinkt ist immer Verlass.

Ein paar Tage später eine SMS von Packstation 106, meine Stiefel sind da. Wow, die sehen klasse aus. Eine Mischung aus grau, blau und asphalt. Heute gebe ich im Büro die perfekte Version einer grauen Maus. Die farblich passende Strumpfhosen aus Mikrofaser hab ich letzte Woche bei ALDI ergattert. Wie gut, dass ich gleich alle Farben mitgenommen habe, die sind nämlich echt klasse. Oh, no! Gerade entdecke ich, dass es die gleichen Stiefel auch noch in taupe gibt. Und kosten nur 55 Euro. Es wird nachberichtet...

Shirt: Vero Moda, 19,90 €
Strumpfhose: ALDI, 2,59 €
Stiefel: Blink, 69 €