Sonntag, 12. Februar 2012

Frauen ab 50

Als Mann brauchst du nur halbwegs in Form zu bleiben und kannst dich mit etwas Glück in eine Reihe mit dem Marlboromann, Clint Eastwood, oder den coolen Camel Typen aus der Werbung stellen. Du darfst bloß nicht aus dem Leim gehen und auf keinen Fall anfangen,  Strickjacken, Birkenstocks, oder beige zu tragen.

In meinem ersten Leben habe ich dem Alter gelassen entge­gen­ge­sehen, denn was das anging, stand ich voll auf der Gewinner­seite. Meine schwarzen Haare würden allmählich von grauen Strähnen durchzogen werden und mein Gesicht ein paar sympathische Fältchen entwickeln.

Noch mit 65 Jahren würde ich vorm Alters­heim mit jungen­haftem Lächeln von meiner Enduro steigen, den Helm abnehmen, meine graue Mähne ausschütteln und ein strahlendes Gewinner­lächeln auf die umstehende Damen­welt werfen.

Inzwischen ist es aber eher Mutter Beimer und nicht mehr Clint Eastwood, die mir in Aussicht steht. Für Frauen gelten nämlich andere Wertvorstellungen und Idole, was das Altern betrifft. Alter Käse, alter Wein? Wunderbar. Aber ein alter Pfirsich, eine alte Tomate?

In meiner neuen Welt sind Fältchen und graue Haare kein bisschen cool und sympathisch, sondern einfach alt. Jedes Jahr muss ich ein wenig mehr Aufwand betreiben, um halbwegs presentable zum Dienst zu erscheinen. Mein tolles Permanent MakeUp allein reicht dafür schon lange nicht mehr aus und es wird immer deutlicher, dass ich im ewigen Kampf um Jugend und Schönheit immer mehr an Boden verliere.

Während dem Mann im Alter eine breite Auswahl tougher Role Models zur Verfügung steht, sieht das für Frauen wesentlich schwieriger aus. Die bekannten Idole aus Werbung, Funk und Fernsehen sind allesamt erschütternd jung, unnatürlich schlank und beneidenswert sexy. Was immer sie anziehen, was immer sie tun, sie sehen umwerfend dabei aus.

Was also sind meine Möglichkeiten? Aufgeben? Die Pumps gegen Bio-Clogs tauschen, Bequemhosen mit Stretchbündchen tragen und mir die Haare kurz schneiden lassen, weil das irgendwie praktischer ist? Never! Das kann ich nicht machen, damit würde ich mich selbst verraten.

Wohlgemerkt: Weder gegen Birkenstocks, Bequemhosen oder Kurzhaarfrisuren ist irgendetwas einzuwenden, nur für mich ist das nichts.

Wenn Aufzugeben keine Option ist, dann bleibt nur Eines: Eine Kurskorrektur, eine Neuorientierung. Ich muss mich komplett neu erfinden und mein eigenes toughes Role Model einer Frau ab 50 sein, mein eigenes Marlborogirl, in einer Mischung aus Lara Croft, Katherine Hepburn, einem Hauch Laszivität der älteren Sophia Loren und ganz viel Svenja.


Fazit: Älter zu werden ist für Frauen noch unlustiger als für Männer, weil die sichtbaren Zeichen des Alters bei Frauen viel weniger positiv besetzt sind, als bei den Jungs. Mutter Beimers Falten sind nicht halb so cool, wie die Kanten im Gesicht von Clint Eastwood.

Deshalb schaffe ich ab heute mein eigenes Rollenbild einer toughen Frau ab 50. Sie ist stark und unabhängig, altert in Würde, bleibt schlank, pflegt sich und trägt ihren eigenen Style. Cool ist, was SIE gerade trägt. Sie handelt so klug, wie sie es vermag und ist trotzdem jederzeit bereit, etwas völlig Verrücktes zu tun. Das ist meine Agenda Svenja 2012 für das Leben einer Frau ab 50. Und diese Frau bin ich...

Donnerstag, 2. Februar 2012

Yippie ya yeah, Schweinebacke

"Als ob ich was dafür kann, wenn der Typ keine Ahnung von Autos hat.", entrüste ich mich lautstark. "Ich hab doch nur zu ihm gesagt: 'Pass mal auf, Meister. Entweder du kannst Auto fahren, oder du kannst das nicht.'"

"Der Verkäufer hat doch nur höflich darauf hingewiesen, dass es für den Motor eines solchen Sportwagens besser wäre, ihn erst warm zu fahren und nicht gleich mit quiet­schen­den Reifen aus der Halle zu driften."

"Es ist ja wohl nicht meine Schuld, wenn die sich Omas Badezimmerfliesen in ihren Showroom legen, oder? Da gehören Warnschilder hin, so glatt sind die. Und außerdem war der Motor ja gleich warm. Vorne an der Ausfahrt ist schon der Lüfter angesprungen. "

Claudia schüttelt den Kopf: "Hör mal, Tinky Winky. Du kannst nicht überall in Kiel die größten Schlitten probefahren und dann mit einem charmanten 'Ich überlegs mir noch mal.' im kurzen Rock vom Hof stöckeln. Das gehört sich nicht."

"Und warum heißt das dann wohl Probefahrt?", gebe ich leicht rotzig zurück.

Claudia rollt mit den Augen: "Weshalb muss es überhaupt so ein schwerer Wagen sein? Mein Twingo läuft doch auch prima mit seinen 75 PS."

Diesmal bin ich es, die mit den Augen rollt. "Ja, tolle Maschine.", erwidere ich lahm. "So eine hatte ich in meinem Chevy auch. Um die Sitze zu verstellen..."

Claudia seufzt, wie sie es immer tut, wenn sie merkt, dass ich im Recht bin: "Dann fahr doch nächstes Mal wenigstens so lange vorsichtig, bis wir außer Sicht sind. Und lass die Maschine abkühlen, bevor du den Wagen wieder auf den Hof stellst. Die waren ohnehin sauer, weil du die "kurze Probefahrt" um gute fünf Stunden überzogen hast. Der Meister hatte schon die Polizei in der Leitung, als du mit rauchenden Reifen wieder auf den Hof gefahren bist."

"Die sind doch selbst Schuld. Dann sollen sie eben keine nuschelnden Verkäufer einstellen. Ich hatte echt VIER STUNDEN verstanden und nicht eine Viertelstunde. Und dieser blöde Stau vor Bremen der war im Navi nicht angezeigt."

"Nun reg dich mal wieder ab.", lenkt Claudia ein. "Ich bin doch nur froh, dass in diesem anderen schwarzen Flitzer für über 100.000 € extra Schonbezüge und Gummi­matten lagen. Den hättest du ja sonst nie wieder sauber gekriegt."

"ICH? Wieso denn ICH?", komme ich aus der Höhle. "Den sollen die mal schön selbst wieder sauber machen. Ich hab diesem Dressman gleich gesagt, ich fahr lieber alleine Probe, aber er musste ja unbedingt mitkommen. Ich seh ihn noch vor mir in seiner tutigen Maserati Krawatte, wie er flötet: 'Politik des Hauses. Wir stehen unseren Kunden auch während der Testfahrten beratend zur Seite.' Ist doch nicht mein Problem, wenn der Schlipsträger einen schwachen Magen hat.

Egal, morgen nach Dienstschluss brauche ich dich. Zieh dir was Elegantes an, wir müssen zu Porsche. Das Reden überlässt du mir. Du heißt 'Margery' und hälst dich dezent im Hintergrund. Wenn ich dich anspreche, sagst du nur: "Sehr wohl, Milady." und machst die ganze Zeit total auf etepetete. Morgen müssen wir ein bisschen Eindruck schinden, ich brauch die  Karre nämlich übers Wochenende und die sollen uns nicht für irgendwelche Probefahrt-Parasiten halten."

"Wie könnte jemand auch nur auf diese Idee kommen?", erwidert Claudia und schaut mit ironischem Blick über den Goldrand ihrer Brille. "Außerdem hast du doch selbst ein Auto. Wieso also brauchst du den Porsche?"

"Ich war gestern im Lagezentrum und da habe ich gehört, dass zum Wochenende mal wieder eine Cannonball über die Vogelfluglinie reinkommt. Die fahren in Richtung Schweiz weiter. Dafür brauchen wir ja wohl eine vernünftige Karre, oder meinst du, wir können in deinem Twingo mithalten, wo der doch immerhin 75 PS hat?", erwidere ich mit vor Ironie tropfender Stimme.  "Nein," erwidert Claudia und klingt dabei etwas kleinlaut. "Das können wir dann wohl nicht..."

Fazit: Das Pendel schwingt zurück und die Girly Whirly Phase geht ihrem Ende entgegen. Ich entdecke gerade alte Leidenschaften neu, habe mir einen brandneuen Camaro angesehen, werde eine KTM probefahren und habe mir am Wochenende nach langer Zeit wieder Bruce Willis in "Die Hard" angesehen. 

Das ist gerade sowas von cool: Das Leben ist wieder wie früher, nur eben Svenja. Genau SO habe ich mir das gewünscht. Und jetzt rufe ich noch einmal bei Chevy an. Die sollen rote Nummern an den gelben Camaro schrauben. Yippie ya yeah, Schweinebacke...