Sonntag, 22. Dezember 2013

Weihnachtseinkäufe

Schnellen Schrittes stöckele ich die Beamten­lauf­bahn hinunter in die Kieler Fußgänger­zone. Heute habe ich dienst­frei, Weihnachts­ein­käufe erledigen. 

Ich lasse mich die Rolltreppe hinauf in den Sophienhof tragen, wo der Weihnachtsmarkt bereits in vollem Gange ist. Hundert bunte Buden mit tausend glitzernden Geschmack­losig­kei­ten, aber heute finde ich alles schön, nichts kitschig, nichts doof, nichts überflüssig, oder albern. Heute mag ich alles und könnte die ganze Welt umarmen.

Oh, schau mal die dunkelrote, gemusterte Strumpfhose bei New Yorker, wie Rotwein mit Spitze. Die müsste toll aussehen zu meinem schwarzen Minikleid. Fünf Minuten später geht es mit der ersten Tüte in der Hand weiter.

Bei Hamann finde ich den pinken Filzstift, den ich gesucht habe und weil die anderen Farben auch so schön sind, nehme ich gleich alle. Ich hab eine Faible für Schreibsachen

Ach, guck mal, die Strickleggings sind ja süß. Dicke Wolle mit allen möglichen bunten Mustern. Die müssten doch zu meinem weißen Strickkleid total schön aussehen im Winterlook zu den weißen Moonboots. Und die Schwarzen mit den Eulen drauf, die nehm ich auch gleich mit.

Nächster Halt Olymp & Hades, eigentlich nicht mein Laden, aber dieser Norwegerpulli im Fenster, der könnte vielleicht auch als Kleid funktionieren. Der Bauchnabel ist bedeckt und der Dubs zum größten Teil auch. Mit einer dicken Strumpfhose und hohen Stiefeln, die ein wenig vom Rest ablenken, könnte das gehen. Praktischerweise bekomme ich hier eine Tüte zum Umhängen, denn die Hände habe ich schon voll.

Inzwischen habe ich all mein Bargeld ausgegeben und noch kein einziges Geschenk gekauft, außer für mich selbst. Vor elf Uhr das erste Mal am Geldautomaten, ich bin wirklich gut in Form heute.

Allmählich bekomme ich Hunger. Der neue Food Court im Sophienhof bietet solch eine Riesenauswahl leckerer Sachen, dass ich mich kaum entscheiden kann. Beef Bombay beim Inder, oder teste ich lieber den neuen Schnitzelpalast? Ich mag indisch, aber gegen ein klassisches, deutsches Gericht, wie das Wiener Schnitzel, hat die Currygang heute keine Chance.

Während ich ein Bier trinke und auf mein Schnitzel warte, möge es groß und frittiert sein, gehe ich in bester Laune die Tüten mit meiner Beute durch. 

Nachdem ich all die Jahre so pleite war, durch Unterhalt und Eheschulden, ist es ein wunderbares Gefühl, sich wieder all die kleinen Dinge leisten zu können, die man im Grund nicht braucht, die aber trotzdem so viel Freude machen. 

2013 war überhaupt ein Premiumjahr. Ich bin kerngesund, der Dienst hat mir Freude gemacht und ich hatte eine sagenhafte Sommerreise mit Motorrad und Zelt zum Nordkap. Viel besser kann ein Leben nicht sein, denke ich, und wenn ich gefragt werde, was ich mir wünsche, dann ist da nicht viel. Ich möchte weiter so gesund und fit bleiben und ich hätte gerne diese einen schwarzen Pumps von Buffalo und dass Kawasaki eine stärkere Einzylinderenduro rausbringt, aber das sind Projekte für ein anderes Weihnachtsfest.

Frohe Weihnachten, ihr Lieben.

PS: Natürlich habe ich auch noch ein paar schöne Geschenke für meine Leute gekauft, aber die darf ich nicht verraten, denn man weiß nie, ob die nicht mitlesen. Nur soviel: Ich war auch bei Saturn!