Sonntag, 22. Mai 2016

Sommer im Baltikum

Was fällt einem ein, wenn man an Dänen denkt, an Holländer, oder an Amerikaner? Irgend etwas verbindet doch jeder mit fremden Nationen. Bei mir sind es Smørrebrød, Strand und Gemütlichkeit, bzw. Fahrräder, Käse und Fußball, oder Pickup Trucks, Waffen und die endlose Prairie.

Doch woran denke ich bei Litauern? An Wohnungseinbrüche, Raubüberfälle und die bandenmäßige Begehung von Straftaten aller Art. Wie ist es möglich, dass eine ganze Nation in erster Linie für ihre Straftäter bekannt ist? Das können doch unmöglich alles Ganoven sein?!

Vielleicht liegt es daran, dass ich Polizistin bin, doch andererseits: Wann hatte ich zuletzt mit einem Dänen zu tun? Ich kann mich nicht erinnern, dabei liegt Dänemark gleich um die Ecke und es gibt doppelt so viele Dänen wie Litauer.

Svenja und Pieps beschließen, vor Ort eigene Ermittlungen anzustellen und der Sache auf den Grund zu gehen. Unseren Sommerurlaub werden wir mit Motorrad, Zelt und Schlafsack in Litauen, Lettland und Estland verbringen.

Gleich nach dem Dienst fahre ich rüber zum Kieler Ostuferhafen, um bei DFDS Seaways eine Fährpassage nach Litauen zu buchen. Dieser Hafen wirkt bereits auf den ersten Blick anders, als die übrigen Kieler Häfen. Am Schweden- und am Norwegenkai prägen Skandinavier das Bild, am Ostseekai machen die riesigen Kreuzfahrer aus aller Welt fest und im Scheerhafen löschen Massengutfrachter ihre Ladungen.




Vorbei an Lagerhallen und Kränen fahre ich zum Terminal von DFDS Seaways. Kaum ein PKW ist zu sehen, kein Wohnmobil und keine Touristen. Dafür stehen etwa 100 schwere LKW auf dem Gelände. Die meisten tragen RU für Russland im Kennzeichen, seltener LT, LV oder EST für Litauen, Lettland, oder Estland.

Die Fähre Kiel-Klaipeda ist eine der wichtigsten Verbindungen für den Güterumschlag mit Russland, denn von Klaipeda sind es nur noch 550 km bis an die russische Grenze.

Ich stelle das Auto zwischen zwei LKW ab, doch es sind nicht die üblichen Rostklopfer, die ich mit Russland in Verbindung bringe, sondern ein nagelneuer Volvo und ein hochmoderner DAF XF.

Oben im Führerhaus sitzt ein junger Mann bei offener Tür und frühstückt. Seine Schuhe stehen brav neben der Tür auf einer Matte. Der LKW ist sein Zuhause und sein ganzer Stolz, wie unschwer zu erkennen ist. Er sieht mit ausdruckslosem Gesicht zu, wie ich aussteige und zum Terminal gehe. Ich trage mein übliches Svenja Standardoutfit: Kleid und kniehohe Stiefel.

In der Halle des Terminals stehen junge Männer in Gruppen beisammen. Ihr Einheitslook besteht aus schwarzen Lederjacken zu Jogginghosen, die Köpfe kurz rasiert. Keine einzige Frau ist darunter und sogar hinter dem Buchungsschalter stehen heute nur Männer.

An der Wand hängt eine Tafel., auf der ein Revolver, ein Kampfmesser und ein Gewehr abgebildet sind: „Falls Sie im Besitz einer Waffe sind, müssen Sie diese gemäß ISPS Bestimmungen für die Zeit der Überfahrt dem Purser an der Rezeption aushändigen. Sie erhalten die Waffe bei Ankunft im Hafen zurück.“

Ich buche eine Kabine mit Seeblick und auch zwei Plätze für Pieps und mich am Abendbuffet und für den Brunch am nächsten Morgen. Alles zusammen kostet 277,30 €.

Die jungen Russen winken mir freundlich zu, als ich ein paar Fotos schieße und mit dem Ticket in der Hand zurück zu meinem Auto stöckele.


Fazit: Zu Beginn wusste ich nichts über Litauen, Lettland und Estland, doch je weiter ich mich durch den dicken Reiseführer Baltikum arbeite, desto mehr interessante Orte und Sehenswürdigkeiten entdecke ich. Besonders Litauen hat soviel zu bieten und nicht nur die allseits bekannten Ziele, wie die Wasserburg Trakai und den Berg der Kreuze.

Besonders freue ich mich auf Estland, wo es weit über tausend Herrenhäuser, Burgen, Schlösser und Gutshöfe gibt. Ich werde am Ufer des Peipussee entlangfahren und einen Jokertag auf der Insel Saaremaa zelten.

Das werden aufregende drei Wochen, bevor ich von Tallin mit der Fähre über Helsinki zurück nach Travemünde fahre. Ich kann es kaum erwarten, dass mein Sommer im Baltikum beginnt...


Samstag, 19. März 2016

Saisonstart 2016

Der Winter ist vorüber. Es geht wieder los. Abenteuer, Reisen, Motorradfahren, Zelten, Fotografieren und Schreiben. Im Sommer verbinden sich alle meine Lei­den­schaften zu einer, wenn ich mit Motorrad, Zelt und Schlafsack auf Reisen gehe.


Im Frühling geht es nach Mandø, eine Insel zu der es keine Brücke und keine Fähre gibt. Sie ist nur übers Watt zu erreichen und es macht irren Spaß, mit der Enduro ins Ungewisse zu heizen, weil die Insel vom Festland nicht zu sehen ist. 

Und dann die große Sommerreise: Ich habe eine Schiffspassage für Greeny, Pieps und mich nach Litauen gebucht. Wir werden Vilnius besuchen, durch die Wälder Lettlands düsen und Estlands alte Gutshöfe anschauen. Dort gibt es hunderte historischer Rittergüter, Burgen und Landhäuser. Manche sind als Hotels und Gästehäuser hergerichtet. 

Und das Beste: In den Ländern des Baltikums ist Endurofahren noch möglich und viele Straßen sind nicht asphaltiert. 

Dann im Herbst… Aber das kommt später, dafür ist es noch zu früh. Nur soviel: Im Oktober macht der Autozug seine letzten Fahrten, dann möchte ich an Bord sein. 

Gestern war ich zum Saisonstart in Eckernförde und habe unten am Hafen meine neue Kamera ausprobiert. Es war sonnig, eisekalt und wunderschön. Ein herrlicher Tag, um am Leben zu sein. 

Welche Bedeutung haben die Dinge, die wir gerne tun? Machen sie aus, wer wir sind? Woher kommen unsere Leidenschaften? Ich kenne die Antwort nicht, aber solange ich mich nach jedem Winter wieder auf meine Enduro schwinge, den Motor starte und mit Zelt und Schlafsack ins Abenteuer fahre, solange bin ich noch nicht erledigt.