Samstag, 22. September 2012

Auf dem Wochenmarkt


Mein Lieblingsessen Nr. 19 sind panierte Schweinekoteletts mit Blumen­kohl. Ich liebe es, wenn sie goldgelb paniert und knusprig kross ge­braten aus der heißen Pfanne auf meinem Teller landen. Leider sind die Biester in den letzten Jahren immer schwieriger zu beschaffen. Die Koteletts, nicht der Kohl.

Kaum ein Fleischtresen in Kiel, wo ich mich noch nicht mit dem Metzger angelegt habe: "Die Koteletts, ist da kein Fett dran?", frage ich misstrauisch. 

"Da ist sogar überhaupt kein Fett dran", versichert der Schlachter eifrig und zeigt mit der Spitze seiner Fleischgabel auf eine Schale Koteletts, die kaum zu erkennen sind, weil sie aussehen wie Pute.

"Die sind richtig schön mager", verkündet er stolz, worauf er einen Blick erntet, als hätte er mir Babyrobbensalat angeboten.

Sogar Bauchfleisch sieht nicht mehr so aus, wie es soll. Inzwischen sind es nur noch schmale Streifen Fleisch mit einem spärlichen Fettrand unter einer dünnen Schwarte. Sind die Tiere verhungert? Bald wird auch Bauchfleisch aussehen wie Pute, stelle ich resigniert fest.

Richtig gute Metzgereien mit eigener Schlachtung, wie ich sie in Chipping Norton entdeckt habe, gibt es in Kiel nicht mehr. Jedenfalls kenne ich keine einzige. Seit die EU 2010 strenge Kriterien für Schlachtereien eingeführt hat, machen immer mehr Kleinbetriebe zu, weil sie sich die teure Erfüllung der komplizierten Auflagen nicht leisten können. Aber es gibt eine Alternative.

"Moin, moin", werde ich am Stand von Hofschlachterei Untiedt auf dem Kieler Wochenmarkt begrüßt. "Was darfs heute sein?" Man kennt mich hier.

"Habt ihr noch von den Koteletts mit der Schwarte?"
"Diese hier?", fragt die nette Frau im Verkaufswagen und zeigt auf die Mutter aller Schweinekoteletts: Große Scheiben mit einem Fettrand so dick wie ein Maurerdaumen. Die Schwarte wie selbstverständlich bereits eingeschnitten.

Ich schmelze dahin: "Ja, vier Stück bitte." Ich habe Glück und bekomme die letzten vier Scheiben, denn auch das ist Wochenmarkt, wenn weg, dann weg. Rechtzeitiges Erscheinen sichert die besten Stücke, deshalb bin ich schon früh unterwegs. Mit großen Augen schlendere ich die Fleischmeile entlang, wo ein Landschlachter neben dem anderen seinen Stand hat. Ein wahres Schlaraffenland.



Fazit: Jahrelang war ich auf der Suche nach einer guten Metzgerei, wo nicht Fabrikfleisch umverteilt, sondern gute Stücke aus eigener Hofschlachtung angeboten werden. Der Preis ist nicht so wichtig, denn Fleisch ist ohnehin viel zu billig und außerdem darf gute Qualität immer etwas kosten. Wir sehen uns Samstag auf dem Wochenmarkt. Guten Appetit...