Donnerstag, 30. April 2009

7 Tipps für ein besseres Passing - Haare

Passing Tipps Transgender Du brauchst eine weibliche Frisur! Die Haare bestimmen den Großteil unseres Aussehens. Die Frisur ist nach einem völlig bartlosen Gesicht der stärkste Faktor für ein gelungenes Passing.
(siehe Tipp 1)

Viele Frauen tragen diesen überaus praktischen und völlig unweiblichen Kurzhaar-Birkenstockschnitt. Trotzdem werden sie nicht für Männer gehalten. Solche Bequemlichkeit können wir uns als T-Girls auf keinen Fall erlauben und abgesehen davon sieht es meistens shice aus.

weibliche Frisur TransgenderEigenhaar, Eigenhaar, Eigenhaar!
Wenn es auch nur im entferntesten möglich ist, dann tragt euer eigenes Haar in einer weiblichen Frisur. Das geht sogar mit kurzen Haaren schon ganz gut. Das eigene Haar ist jeder Perücke überlegen, weil es echt ist und niemals zu perfekt aussieht.

Seht euch bitte das Foto an. Es ist vom November 2005. Ich hatte die Wahl zwischen einer Perücke und den vorhandenen kurzen Haaren. Meine Freundin Ausma hat die männliche Kurzhaarfrisur einfach zu einem stylishen Bob geföhnt. Das Ergebnis hat mich total überrascht, denn noch 3 Monate vorher sah ich so aus. Klick.


Fast immer habe ich bessere Erfahrungen mit den Tipps von Freundinnen gemacht, als mit der Arbeit von Friseuren. Ein Friseur will schneiden, um Geld zu verdienen, während meine Freundinnen genau wußten, worauf es mir ankam. Mein Haar wächst ca. 12 bis 15 cm pro Jahr und da ist jeder Zentimeter kostbar. Auf dem Weg zum langen Haar entstanden unterwegs die verrücktesten Frisuren, aber jede war etwas weiblicher, als die vorhergehende.


Haarverlängerung, Haarverdichtung
Dabei werden vorgefertigte Haarsträhnen dauerhaft im Eigenhaar zu befestigt, um eure eigenen Haare zu verlängern, oder zu verdichten. Es gibt verschiedene Methoden zur Befestigung der Haare am Haaransatz. Bei der kalten Methode werden die Haare mittels Klemmhülsen am Eigenhaar befestigt. Das geht schnell und einfach, aber bei einer schlechten Quetschverbindung verliert man die Haarsträhnen gleich büschelweise. Die zweite Methode verbindet die Haare mit heißem Keratin. Das ist aufwendiger beim Setzen und Lösen der Strähnen, aber dafür ist es unauffälliger und die Hülsen drücken nicht am Kopf.

Die Haarverlängerung muß alle paar Monate wieder hochgesetzt werden, weil die Verbindungsstellen ganz langsam ans Tageslicht wachsen. Zum Hochsetzen müßt ihr wieder zum Friseur, der die Strähnen löst und danach am Haaransatz wieder neu befestigt. Viele Strähnen werden wiederverwendet, einige werdet ihr neu kaufen müssen.

Eine Haarverlängerung ist zeitaufwendig und teuer, aber der natürliche Look in Verbindung mit dem Eigenhaar kann das Geld wert sein. Haarverlängerungen werden ab ca. 200 € angeboten.


Perücken
Eine Perücke bietet einige Vorteile: Sie wirkt sofort, ihr könnt wechselnde Frisuren tragen und Transvestiten tragen sie nur dann, wenn es ihnen gefällt. Doch Vorsicht: Perücken sind tricky. Kein anderes Accessoire macht uns so schnell zum Löffel, wie eine schlecht ausgesuchte Perücke.

Worauf muß ich achten? Frisur und Haarfarbe müssen zu eurem Alter, zu eurer Statur und zu eurem Typ passen. Unvergessen ist das Girl, das vor Jahren mit einer langen blonden WallaWalla-Mähne zur Selbsthilfegruppe kam. "Wow, welch eine tolle Frisur", dachte ich. Ja, schon, aber nicht für einen lebensälteren Bauarbeiter mit deutlich sichtbarem Bartschatten.

Es ist ganz natürlich, dass wir uns eine besonders schöne und sexy Frisur aussuchen, aber hier sollten wir ausnahmsweise wirklich mal ein, zwei Gänge zurückschalten. Die Frisur darf einfach nicht zu perfekt aussehen. Nicht zu lang, nicht zu jugendlich und nicht zu blond.

Beinahe vernachlässigen könnt ihr die Frage nach Echthaar oder Kunsthaar. Meine Empfehlung geht eindeutig zu einer guten Kunsthaarperücke. Schon ab 100 € könnt ihr eine richtig tolle Frisur finden. Eine Echthaarperücke kann leicht zu einem teuren Fehlkauf werden wenn ihr damit nicht zufrieden seid, oder wenn euer Eigenhaar endlich lang genug ist.

Ich kann die kleinen Camaflex Perückenläden empfehlen, wie man sie als Shop-in-Shop in vielen Karstadt Filialen findet. Die Beratung ist nach meiner Erfahrung und der meiner Freundinnen sehr engagiert. Die Perückengirls geben sich richtig Mühe mit Transgendern. Ihr müsst eure Perücke unbedingt anprobieren. Männerköpfe sind meistens größer als Frauenköpfe und manche Perücke ist daher zu klein. Deshalb rate ich auch von einem Kauf im Internet ab. Die Chance auf : Passt nicht, sitzt nicht, sieht shice aus, ist viel zu groß.

Leider sind wir durch eine Perücke auch ziemlich festgelegt, denn sie verpflichtet uns zum Tragen. Wir können schlecht den einen Tag mit und dann wieder ohne Perücke zur Arbeit erscheinen.

Fazit: Wenn es irgendwie möglich ist, dann lasst euch eine weibliche Frisur schneiden, färben, föhnen, stylen. Falls das nicht ausreicht, solltet ihr prüfen, ob eine Haarverdichtung das Problem lösen kann. Erst danach geht ihr in Begleitung einer guten kritischen Freundin in mindestens zwei verschiedene Perückenshops und probiert soviele Frisuren aus wie möglich. Viel Erfolg!

Mittwoch, 29. April 2009

7 Tipps für ein besseres Passing - Bart

Heute starte ich eine kleine Serie mit dem Titel: "7 Tipps für ein besseres Passing". In sieben Schritten möchte ich euch darin die wichtigsten Ratschläge geben, um euer Passing sofort zu verbessern und nicht mehr so schnell als MzF Transgender erkannt zu werden. Diese Serie richtet sich leider nicht an FzM Trannies (sorry, Eric)

Seht euch mal den Typen auf dem Foto links an. Das bin ich am 30.August 2005 und ganz offensichtlich kannte ich damals meinen Passing Tipp Nr. 1 noch nicht.

Ich gucke deshalb so muffelig in die Kamera, weil ich es damals noch für vollkommen hoffnungslos hielt, jemals auch nur im entferntesten wie eine Frau auszusehen.

Aber schon im November 2006 hatte ich ein erstes tolles Passing-Erlebnis und heute gehe ich fast immer als Frau durch. Schaut euch mal im Vergleich dazu dieses Foto an. Das ist derselbe Typ, nämlich ich, nach dem Lesen aller 11 Tipps :-)



Weg mit dem Bartschatten! Ein Bartschatten ist der größte Verräter für jedes T-Girl. Es ist völlig einerlei, ob ihr bereits operiert seid, Schantalle heißt, oder eine Stimme wie die Sängerin von Barbie Girl habt: mit Bartschatten kein Passing!

Anfangs hilft eine wirklich scharfe Nassrasur plus Camouflage. Die Rasur brauche ich euch nicht zu erklären, sowas können wir. Wenn ihr aber nicht gerade der blassblonde Typ seid, dann sieht man jetzt noch immer einen deutlichen Bartschatten unter der Nase und vermutlich auch auf dem Kinn. Diese Stellen müssen abgedeckt werden.

Dazu braucht ihr eine farblich passende Camouflage-Creme (z.B. Artdeco 6,80 €) und Fixierpuder (Artdeco Streuer 7,50 €). Beides bekommt ihr in jeder Parfümerie, aber auch im Douglas Online Shop.


Das Camouflage verteilt ihr am leichtesten mit den Fingerspitzen. Ein Schwämmchen, oder einen Spatel braucht es dazu wirklich nicht. Es ist nicht schwierig, das Camouflage gleichmäßig aufzutragen. Den Bogen solltet ihr nach ein paar Minuten raus haben. Wichtiger ist die passende Farbe. Ihr dürft keinen zu dunklen Farbton nehmen. Am besten lasst ihr euch in der Parfümerie den passenden Farbton zeigen. Die Girls sind fast immer supernett und haben keine Probleme mit Transgendern. Ich bin anfangs als Mann hingegangen und habe mir einfach den richtigen Farbton zeigen lassen, um meinen Bartschatten abzudecken.

Die entstandene Schicht wird dick mit dem weißen Fixierpuder abgepudert. Das überzählige Puder wird nach einigen Minuten mit einem dicken Puderquast abgebürstet, fertig. Jetzt könnt mit dem Schminken des Gesichts fortfahren, der Bartschatten ist weg.

Das Fixierpuder macht das MakeUp wasserfest und außerdem ziemlich wischfest. Man kann damit bedenkenlos essen und trinken, ohne dass sich Weißwein in Baileys verwandelt.

Trotzdem fühlte ich mich mit dem Camouflage auf jeder Party wie Cinderella. Ich hatte zwar keine Angst davor, dass sich meine Schuhe verwandeln könnten, die waren von Deichmann, da konnte nix passieren, doch gegen Mitternacht wuchs mein Bartschatten so langsam durchs MakeUp. Das könnt ihr vermeiden durch die dauerhafte Epilation mit einem Laser.

Es gibt verschiedene Laserverfahren, die einem ständigen Wandel und Fortschritt unterliegen. Deshalb empfehle ich die Beratung bei einem Hautarzt, oder ihr hört auf die Empfehlungen anderer Transgender. Hier in Kiel besuchen viele meiner Transfreundinnen die Praxis von Frau Dr. Rohde und auch ich habe mich dort epilieren lassen.

Die Kosten der Laserepilation werden bei Transsexuellen von der Krankenkasse übernommen. Jede einzelne Behandlung dauert nur wenige Minuten und ist durchaus erträglich, auch wenn sie nicht ganz schmerzfrei ist. Man kann sagen: es zwiebelt ganz schön.

Schon nach wenigen Behandlungen ist der dunkle Bartschatten deutlich abgeschwächt und nach einiger Zeit ist er völlig verschwunden. Selbst ohne MakeUp ist nichts mehr zu sehen. Weil der Laser aber nur dunkle Haare treffen kann, müsst ihr die übrig gebliebenen hellen, bzw. grauen Barthaare entweder weiterhin rasieren, oder mit der Nadel epilieren lassen. Damit habe ich allerdings keine eigenen Erfahrungen gemacht, weil ich das Problem nicht habe.

Zusammenfassung:
1. Eine gründliche Nassrasur zuerst mit und danach gegen den Strich
2. Den verbleibenden Bartschatten mit Camouflage-Creme abdecken
3. Die Cremeschicht mit Fixierpuder abpudern
4. Drei Minuten warten und das überflüssige Puder mit einem großen Puderquast abbürsten
5. Den Rest des Gesichts schminken
6. Have fun!

Montag, 27. April 2009

Dieter Thomas Kuhn - Musik ist Trumpf

Svenja and the City in Flensburg mit Boris Sven und Claudia"Wer zum Fiffi ist Dieter Thomas Kuhn?" Ich hab diesen Namen noch nie gehört.
Boris ringt sichtlich um Fassung: "Wie, du kennst die singende Föhnwelle nicht?"
"Nein, nie gehört." Schließlich hab ich keinen Fernseher und bei mir hört es musikalisch irgendwo bei Ilja Richter auf. Sonst kenn ich ungefähr niemanden.


Boris hat vier Freikarten für die Show Musik ist Trumpf mit Dieter Thomas Kuhn heute abend in Flensburg. Und außerdem kann Boris sehr überzeugend sein: "Es ist wirklich total lustig und mit Schlagern und mega Stimmung und es wird die ganze Zeit getanzt und ganz viele Leute ziehen sich im 70er-Jahre Look an."

Im Hinterkopf denke ich schon an meine weißen Cheerleader-Stiefel und das lila Minikleid und bin überzeugt noch bevor Boris zu Ende gesprochen hat. Und das, obwohl ich Sonntag abends sonst niemals weggehe, weil ich mich von Freitag und Samstag erholen muß. Aber Boris charmanter Einladung kann ich einfach nicht widerstehen.

Auf der Fahrt nach Flensburg zum Deutschen Haus sitze ich hinten, weil ich diesmal tatsächlich die Kleinste bin, was ein ganz ungewohntes Gefühl für mich ist. Ich genieße es, von den Jungs abgeholt und nach Flensburg gefahren zu werden. Ich muß nix machen, außer da zu sein, gute Laune zu verbreiten und zu versuchen gut auszusehen. Wow, ich hätte schon viel früher die Seite wechseln sollen. Was hab ich mir früher oft ein Bein ausgerissen für die Frauen.

Boris Freund Sven (auf dem Foto neben mir) ist erst 20 und außerdem nicht viel dicker als mein rechter Oberschenkel. Ich beschließe spontan, ihn nicht zu mögen, aber dazu ist er einfach viel zu süß und später stellt er sich auch noch als toller Tänzer heraus. Allerdings macht es mich total kirre, dass er Sven heißt. Schließlich war das auch mein Vorname, bevor eine Svenja aus mir wurde. Jedesmal wenn ich ihn anspreche, klingt ein Saite ganz tief in mir drin. Das ist schon ein sehr merkwürdiges Gefühl.

Als wir ins Deutsche Haus kommen, fällt mir sofort die ausgelassene Partystimmung auf. Viele Leute sind total flippig angezogen. Dagegen stinke ich richtig ab in meinem blöden H&M Minikleid. Wenn ich aber die ganzen Girls in langweiligen Jeans und Turnschuhen ansehe, fühl ich mich gleich wieder besser.

Die Show beginnt und ich werde innerhalb von Minuten von der Nicht-Kennerin zum überzeugten Fan von Dieter Thomas Kuhn, der singenden Föhnwelle. Wow, welch eine tolle Show, welch eine Stimmung. Für die paar Landeier unter euch, die noch nie was von D.T.K. gehört haben: er spielt mit seiner Kapelle die bekannten deutschen Schlager nach. Aber nicht in langweilig, sondern schneller und mit viel mehr Power.

Musik ist Trumpf FlensburgAls er "Hey! Amigo Charly Brown" spielt, flippen die Leute im Saal total aus und Boris, Claudia, Sven und ich gleich mit. Mein Kleid ist jetzt schon völlig durchgeschwitzt, denn wir tanzen, klatschen und singen die ganze Zeit. Bis zu diesem Zeitpunkt ist mein Passing als Frau wirklich ganz gut, ich glaube die Leute haben noch nicht gerafft, dass ich mein eigener ExMann bin. Doch dann passiert mir ausgerechnet bei "Fiesta Mexicana" ein kleiner Faux Pas. Für mein "Hossa! Hossa! Hossa!" benutze ich dieselbe Stimme, die auch vor der Hundertschaft in Eutin immer gut angekommen ist. "Das ist ein Mann!" informiert daraufhin die süße Blonde im ABBA Kostüm neben mir die Umstehenden. "Nobody's perfect." denke ich so bei mir. Und auf einmal fällt mir auch auf, dass die "süße Blonde" eigentlich ganz schön fette Oberschenkel hat. Jedenfalls ein bisschen.

Am Ende der zweistündigen Show bin ich völlig erledigt. Meine Stimme ist weg, das Kleid ist nur noch ein nasser Lappen und das MakeUp hab ich mir zweimal quer durchs Gesicht gewischt. Welch ein mega toller Abend. Danke Boris für die Einladung.

Fazit: Als Transgender könnt ihr übrigens ganz beruhigt in Frauenkleidern zu einem Schlagerkonzert gehen. Viele Leute sind verkleidet und es waren einige Männer dabei, die sich in 70er Jahre Frauenkostüme Marke ABBA geworfen hatten. Anything goes. Hier werdet ihr auch ohne gutes Passing euren Spaß haben.

Freitag, 24. April 2009

After Work Kiel - Non Solo Pane

After Work Non Solo Pane KielEs ist Donnertag abend und ich sitze allein zuhause. "Mensch, ist mir langweilig", denke ich, als mir plötzlich das graue Minikleid ins Auge fällt, mit dem ich gestern im Theater war. Im Non Solo Pane ist heute After Work. Da könnte ich doch ...

Zwanzig Minuten später bin ich schon unterwegs ins Non Solo Pane in der Holtenauer Straße. "Glück muß man haben", denke ich, als ich meinen kleinen schwarzen Seat in die letzte freie Parklücke direkt vor der Bar zirkele. Vor mir ein BMW Cabrio, hinter mir ein SLK. Beide Wagen schwarz, beide Wagen typisch Non Solo Pane.

Es ist kurz nach 21 Uhr und der Laden ist jetzt noch ziemlich leer. Eine Traube von Leuten steht um eine provisorischen Bar direkt auf dem Bürgersteig, wo ein charmanter junger Barmann Prosecco, Wein und Bier ausschenkt. Die Idee finde ich prima. Ich hole mir drinnen einen Becher Kaffee und stelle mich nach draußen zu den übrigen After Workern. Ich kriege sogar einen netten Typen dazu, noch schnell ein Foto von mir zu machen.

Doch irgendwie schaffe ich es heute nicht, mit irgend jemandem ins Gespräch zu kommen. Obwohl ich wirklich viel in Kiel unterwegs bin, sehe ich nicht ein einziges bekanntes Gesicht.

Das Publikum im Non Solo Pane ist eine Mischung aus Yuppies und Wannabes. Letztere besitzen nicht mal den allerkleinsten SLK, während erstere verzweifelt auf der Suche nach einem Parkplatz in Sichtweite ihres Publikums sind. Ich entdecke mindestens zwei Patrick Batemans und sogar einen täuschend echten Paul Allen.

Gegen 22 Uhr wird es langsam voller im Non Solo Pane. Die Tanzfläche ist geradezu einladend leer, aber ich bin nicht mehr in Stimmung zu tanzen und mache mich wieder auf den Heimweg. Ich muß morgen nämlich tatsächlich arbeiten.

Als Transgender könnt ihr dort übrigens bedenkenlos hingehen. Die Gäste verhalten sich politisch korrekt und werden euch ganz sicher nicht dumm ansprechen. Vermutlich werden sie euch nicht einmal bemerken, weil sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind.

Fazit: Das Non Solo Pane ist ein nobler, wirklich gut geführter Laden und dabei sogar überraschend preiswert. Es gibt eine Vielzahl einladender Steh- und Sitzplätze drinnen wie draußen. Die After Work fängt rechtzeitig an, ist perfekt durchgestylt und bietet als kleines Highlight sogar eine Außenbar. Doch für meinen Geschmack sind hier zu viele Schlipsträger und Versicherungsbanker à la Patrick Bateman. Da fühle ich mich nicht wohl.

In der nächsten Woche stelle ich euch das Hanging Garden vor, dann erlebt ihr einmal den krassen Gegenpol zum Non Solo Pane :-)

Donnerstag, 23. April 2009

Statisten des Skandals

Svenja and the City im SchauspielhausEs gibt viele Gründe, warum ich gerne ins Theater gehe. Wo sonst kann ich als Transgender mehr über authentisches Rollenverhalten lernen? Wo sonst bin ich im kleinen Schwarzen so gut aufgehoben? Und wo sonst gibt es ein Riesenglas Pino Grigio für nur 3,50€, wenn nicht in der Künstlerkantine des Kieler Schauspielhauses?

Heute Abend sehe ich Statisten des Skandals, ein Stück um die Barschelaffäre des früheren Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel. Statisten sind die Menschen, die in den Skandal hineingezogen wurden, ohne zu wissen, wie ihnen geschah. Da geht es um Barschels Fahrer, um seine Chefsekretärin, um Studienkollegen, um die Detektive, die Björn Engholm observierten und auch um die STERN-Reporter, die in Genf die Leiche Uwe Barschels gefunden haben.

Für heute abend erwarte ich ein trockenes, vielleicht sogar langweiliges und auf jeden Fall kopflastiges Theaterstück. Wäre ich nicht von einer lieben Freundin eingeladen worden, sie heißt auch Swenja (mit W), dann wäre ich gar nicht hier.

Die Vorstellung findet im Studio auf der kleinen Probenbühne des Kieler Theaters statt. Dort stehen 60 Holzklappstühle in fünf Reihen hintereinander. Auf jedem Platz kann man supergut sehen, die erste Stuhlreihe steht direkt auf der Bühne. Ich setze mich an den Mittelgang, um notfalls unauffällig zu verschwinden, falls mein Dubs die Klappstühle, oder ich das Stück nicht länger ertragen kann.

Aber soweit kommt es gar nicht, stattdessen ziehen mich die Schauspieler von der ersten Minute an in ihren Bann. Eva Krautwig, Jennifer Böhm, Gerrit Frers, Stefan W. Wang, die vier Schauspieler des Kieler Ensembles wechseln die Rollen in rasender Geschwindigkeit. Dabei werden der Name und die Bedeutung der jeweiligen Figur mit Leuchtschrift an den oberen Rand der Bühne geworfen. Es gibt keinen Kostümwechsel während des 80-minütigen Stücks.

Ich bin wie gefesselt und lasse mich selbst dann nicht ablenken, als bei der Else schräg hinter mir im Publikum das obligatorische Handy klingelt.

Fazit: Die Statisten des Skandals ist ein spannendes Theaterstück. Die Probenbühne im Schauspielhaus Kiel bietet durch die Nähe zu den Akteuren ein besonders intensives Theatererlebnis. Leider gilt das auch für die hölzernen Klappstühle, die ebenfalls für ein besonderes Erlebnis sorgen. Länger als 90 Minuten hielte mein Dubs das jedenfalls nicht aus.

Dienstag, 21. April 2009

Dancing the Shice away

Diana und Svenja im Chaplins"Ok, meinetwegen. Ihr könnt bei mir schlafen. Aber wenn ich morgen früh nach Hause komme, dann fang ich an zu kochen und wir gucken noch einen Gruselfilm!" Diana und Claudia sind sofort einverstanden. Noch ahnen die beiden nicht, dass ich Fischstäbchen und Splatterfilme im Sinn habe.

Als wir losgehen, bewundert Diana mein Outfit mit lobenden Worten: "Wow, Svenja! Du siehst aus wie eine totale Schlampe." Ich überlege spontan, Diana zu adoptieren, denn unter T-Girls auf dem Weg zu einer Party ist Schlampenoutfit das größte Lob.

Wir stöckeln zuerst ins Chaplin's, einer kleinen, gemütlichen Cocktailbar in der Kieler Waisenhofstraße. Heute abend spielt hier Jake Adams, ein guter Freund und toller Entertainer. Als wir zu dritt voller Party-Power ins Chaplins vibrieren, treffe ich dort eine Bekannte mit ihrer Freundin, die beide auch total gut drauf sind.

Diana und ich im Chaplin's


Jake Adams und Svenja-and-the-CitySpätestens als Jake für mich Brown Eyed Girl spielt, habe ich den ganzen Shice des Alltags vergessen und tanze so fröhlich und ausgelassen wie immer. Nur meine Füße meckern ein bisschen über die 10cm Absätze meiner neuen ESPRIT Stiefel (eBay: 13,85€).

"Ok, ihr beiden, Deal: Ihr lasst mich jetzt nicht im Stich und dafür gibts später die goldenen Ballerinas von Buffalo. Die mögt ihr doch, oder?" "Deal!"


Kurze Zeit später sind wir schon wieder unterwegs und stöckeln das kleine Stück rüber ins After Dark zum Tiffy Club. Das Tiffy ist ein super Party Event für Transgender, Lesben und Schwule in Kiel.

Die üblichen Discos, wie die in der Bergstraße, oder die Mausefalle im CAP sind für Transgender Girls eher ungeeignet. Der übliche Mix aus Alkohol, Dummheit und Multikulti kann einem sehr schnell den Abend verderben.
Und außerdem hab ich auf queerportal.de zwei Freikarten fürs Tiffy gewonnen, yeah!


Diana Svenja Claudia Tiffy Club Svenja-and-the-CityIm After Dark ist um diese Zeit schon mega Stimmung und die Nebelmaschine läuft auf 110%. Für jeden Gast gibt es Free Shooters und am Eingang eine weibliche Security. Ich entdecke spontan mein Herz für Türsteher. Jedenfalls für solche, die Melanie heißen und dabei auch noch sexy aussehen.
links: Diana, Svenja, Claudia

Für die Musik sorgt DJ-Digger. Er ist zwar mein Lieblings-DJ, aber heute meint er es etwas zu gut mit uns. Die Bässe lassen mir die Strumpfhosen auf der Haut vibrieren. Ich habe vorgesorgt und aus der Aphothke drei Portionen Ohropax für uns geholt. Als Marco das sieht, ist er völlig verständnislos und lässt sofort die Lautstärke nachmessen: "126db, alles in Ordnung. Das ist nicht zu laut." Vermutlich sind wir es, die durch die Hormone so zickig gewordens sind. Als ich aber später in einem Anfall von Wahnsinn das Ohropax rausziehe, hat mein Trommelfell seine erste NahTod-Erfahrung.

Fünf Minuten später sind wir schon unterwegs ins Birdcage in der Rathausstraße. Das Birdy ist die Szenebar für Transgender in Kiel. Hier trifft man Lesben, Transgender und Schwule, aber auch ganz normale Heten, die entweder die Nacht nichtsahnend hereingespült hat, oder die einfach mal gucken wollen, wie "so eine" Bar von innen aussieht.

Svenja-and-the-City als Undercover School GirlTatsächlich kommen wenig später zwei Neugierige ins Birdy, Olga und Björn. Björn ist 25 Jahre alt und schon heftig angesoffen. Während Björn noch beteuert, auf keinen Fall schwul zu sein und nur mal gucken zu wollen, brennt er Claudia ein dickes Loch in ihre 40€ Wolford Strumpfhose. Ich ahne schon, was jetzt kommt und entschließe mich spontan, solange Olga die Zeit zu vertreiben, denn Björn ist erstmal beschäftigt.

Olga ist ungefähr genauso alt wie die weißen Buffalo Clogs aus Lackleder, die noch irgendwo ganz hinten in meinem Kleiderschrank stehen müssen und auch ungefähr genauso süß. Für ein so junges Mädchen hat sie bereits einige ganz erstaunliche Ansichten über das Leben und ich höre ihr geduldig zu.

Als Michael, bester Barkeeper von allen, uns gegen halb fünf mit seinem berühmten Chili versorgt, habe ich den Verdacht, er will nur den Getränkeumsatz ankurbeln. Michas Chili ist wirklich lecker, dabei aber so scharf, dass es ganz sicher auch Löcher in Strumpfhosen brennen kann. Wir löschen unseren Durst ausgerechnet mit ein paar Gläsern kaltem Chardonay. Tolle Idee. Ich ahne schon, wie der Abend enden wird.
Tiffy Club - Rechts: ich, Links: keine Ahnung

Um kurz nach sechs brechen wir endlich auf und stöckeln leicht angeschickert das kleine Stück vom Birdy in meine Wohung. Nur das Chili bewahrt Diana und Claudia in dieser Nacht vor dem Duft von gebratenen Fischstäbchen. Als Ersatz gibt es eine kleine Platte mit Oliven, Salami und Käse. Dazu mache ich uns einen Vampirfilm an, dem ich aber nicht mehr ganz folgen kann. Als wir endlich einschlafen, ist es schon 8 Uhr morgens und das Gebrüll der Vögel ist unerträglich.

Fazit:
Eine ganz normale T-Girl Partynacht mit dem einen Zweck: "Dancing the Shice away."
Getanzt an verschiedenen Orten: zwei
Freundschaft mit jungen Kasachinnen geknüpft: eine
Strumpfhosen: minus eins
Freie Drinks bekommen: neun
Aspirin genommen: vier
Als alter Mann beschimpft worden: zweimal :-(

Donnerstag, 9. April 2009

Die Bachelorette Party

"Ok, aber wirklich nur noch einen letzten Absacker", sage ich zu Claudia auf dem Rückweg vom Nightfever. "Und der Laden muß schön dunkel sein, weil mein MakeUp langsam den Geist aufgibt." Was nebenbei bemerkt auch kein Wunder ist um halb vier Uhr morgens.

Alle meine Stammläden in Kiel haben um diese Zeit längst zu. Alle meine Läden? Nein. Claudia kennt da noch eine kleine Bar am Fähranleger, wo es auch jetzt noch gute Musik und einen letzten Drink gibt.

Der Blaue Engel liegt am Kieler Hauptbahnhof direkt neben der Klappbrücke nach Gaarden und in Sichtweite des CAP. Keine besonders gute Gegend, um dort nachts im Minikleid mit High Heels umherzustöckeln. (siehe meinen Beitrag: NoGo Areas in Kiel)

Claudia stellt den kleinen Twingo gegenüber am Bahnhof ab und wir stöckeln das kleine Stück über die Bahngleise zum Blauen Engel. Ausgerechnet jetzt kommen ein paar junge Ausländer vom Ostufer über die Klappbrücke. "Oh, Mann. Warum ziehen sie das Ding nachts nicht einfach hoch?!" Die Jungs beachten uns jedoch gar nicht und steuern zielstrebig auf das CAP zu.

Als ich die Tür zum Blauen Engel aufmache, bin ich total überrascht. Es ist kurz vor 4 Uhr morgens und hier ist noch die Hölle los. Auf der kleinen Tanzfläche neben der Bar drängelt sich ein Dutzend junger Frauen, die lachen, tanzen und feiern was das Zeug hält. Ich komme gar nicht bis zum Tresen, sondern muß sofort mittanzen.

Außer zwei jungen Typen sind wir nur Frauen. Ich bin begeistert und bleibe gleich auf der Tanzfläche. Erst als mir eines der Girls einen breiten goldenen Gürtel verkaufen will, Modell Hauptschule, Hüfthose, Arschgeweih (der Gürtel, nicht die Frau!), merke ich, dass ich mitten in einer Junggesellinnen Abschiedsparty stecke.

Yeah! Eine echte Bachelorette Party. Die wollte ich doch schon immer mal miterleben! Ich erfahre, dass die Verkäuferin Britta heißt und der Gürtel nur 3 € kosten soll. Natürlich kaufe ich ihn sofort. Vielleicht ziehe ich eines Tages ja tatsächlich mal eine Hose an. Dann kann ich so einen Gürtel bestimmt gut gebrauchen. Und die Idee mit dem Tribal am Dubs geht mir auch schon seit längerem nicht aus dem Kopf. Aber das ist Stoff für eine völlig andere Geschichte ...

Leider ist der Vorsprung der Girls im Trinken und Feiern uneinholbar. Unterhalten kann man sich mit ihnen längst nicht mehr. Stattdessen tanze ich ein wenig mit der Braut und überlege, ob ich ihr die Hochzeit noch ausreden kann. Aber sie ist so glücklich, dass ich ihr kein Wasser in den Wein schütten möchte und verzichte auf jeden Versuch.

Ich würde euch gerne noch das abschließende Gruppenfoto zeigen, aber ich glaube, das gehört sich nicht. Trotzdem: tolles Foto. Stattdessen präsentiere ich euch eine leicht übermüdete Svenja an der Bar. Übrigens: So blau wie auf dem Foto war ich in Wirklichkeit nicht :-)
 
Fazit: Jungesellinnen Abschiedsparty? Jederzeit wieder. Der Blaue Engel ist für Transgender Girls sonst nicht unbedingt die erste Adresse. Die Gegend ist nachts einfach nicht so toll und parken kann man da auch nicht. Am besten lässt man sich dort mit dem Taxi absetzen und auch wieder abholen. Dann ist der Platz ok. Das Publikum ist überwiegend studentisch tolerant und die Problemfälle hängen wohl eher im CAP herum.

Montag, 6. April 2009

Täuschungsmanöver - Die Show

"Nein, nein, und nochmals Nein! Ich geh' never zu so einer Travestieshow. Da rennen dann fette Kerle in Tutu und Strumpfhosen über die Bühne und alle lachen. Danach wissen nicht nur BILD-Zeitungsleser über Transsexuelle ganz genau Bescheid. Na toll."

So, oder so ähnlich hatte ich bisher jede Einladung zu einer Travestieshow ausgeschlagen. Doch irgendwie bin ich weich geworden und jetzt sitze ich auf dem Beifahrersitz von Claudias Twingo und bin unterwegs nach Schönberg. "Oh, Mann. Ausgerechnet Schönberg, ausgerechnet Bahnhofshotel. Wahrscheinlich werde ich im Publikum die Einzige sein, die nicht im Landfrauenverein ist. Ich hab ja nicht mal Gummistiefel an."

Svenja and the CityVoll aufgestrapst steige ich bei strahlendem Sonnenschein in Schönberg aus dem Auto. Ich hab mich für den Abend in ein schlichtes Standardoutfit gezwängt: kleines Schwarzes, Fishnets, Pumps, fertig! Ach ja, die pinkfarbene Federboa nicht zu vergessen. Komisch, bei Tageslicht komm ich mir damit ein kleines bisschen blöd vor, wie ich so ins Restaurant stöckele.

Vor dem Beginn der Show verdrücken Claudia und ich noch jede einen großen Käptns-Teller. Meine Federboa fusselt wie verrückt und überall um mich rum schweben kleine pinke Federn durch den Saal. Ein älterer Herr am Nebentisch schaut fasziniert zu uns herüber und Claudia will ihm eine pinke Feder ans Revers stecken. Leider ist seine Gattin weniger amüsiert und deshalb bleibt es beim Versuch.

Eine Stunde vor Beginn der Vorstellung wird der große Rittersaal geöffnet und durch rücksichtsloses Stöckeln sichern wir uns die vier besten Plätze direkt an der Bühne. Wir sind verabredet mit Annika und Martina, die sich gemeinsam mit uns die Show ansehen wollen.

Der Saal ist komplett mit Tischen eingedeckt und wir werden am Platz bedient. Von Schnitzel Pommes bis Cola ist hier alles zu haben. Als ich den Wein bestelle, merke ich, daß wir auf dem Land sind: die kleinste Einheit auf der Karte ist die Literflasche Weißwein mit Schraubverschluß. Ich bin begeistert!

Die Show beginnt pünktlich und zieht mich von der ersten Sekunde an in ihren Bann. So eine Wahnsinns Show, so ein Niveau und soviel Spaß hätte ich im Leben nicht erwartet. Zweimal kann ich mich nur mit Mühe beherrschen, aufzuspringen und mitzutanzen. Von wegen fette Kerle im Tutu, hah! Wer redet nur so einen Quatsch?

Wir sehen die bekannten Gesichter aus dem Hamburger Pulverfaß und werden von Daphne DeLuxe persönlich durchs Programm geführt. Übrigens ist Daphne die einzige Transsexuelle der Showtruppe. Die übrigen Künstler leben ihren Alltag ganz gewöhnlich als Männer.

Svenja and the CityIn der Pause mischen sich die Künstler unters Publikum. Sie lassen sich fotografieren und beantworten geduldig alle Fragen. Zweimal werde auch ich interviewt und fotografiert. Meinen Einwand, dass ich gar nicht dazugehöre, kann ich mir sparen. Ich trage Frauenkleider und Federboa, deshalb gehöre ich dazu. Die Leute in Schönberg sind ausgesprochen offen und freundlich. Von wegen Landfrauen in Gummistiefeln. Die machen noch meine ganzen Vorurteile kaputt :-(

In der Pause wird mir klar, dass das Frau-Sein auch Nachteile mit sich bringt. Die Schlange vorm Waschraum reicht fast bis in die Gaststube. Puh, das kann dauern. Wie gut, dass ich meine männliche Ausdauer behalten habe und leicht eine Pause aussetzen kann. Einen Wimpernschlag lang überlege ich, mich wie früher bei den Jungs ans Becken zu stellen, verzichte dann aber darauf. Obwohl das sicher ein originelles Fotomotiv geworden wäre.

Nach der Pause geht die Show mit atemberaubender Geschwindigkeit weiter. Keine Sekunde lang kommt Langeweile auf. Da gibt es eine unglaublich gute Pret a Porter Nummer, in der aus simplen Tüchern die unglaublichsten Abendkleider kreiert werden. Dann gibt es einen mitreißenden Tempeltanz der kleinen Sutai aus Indonesien, die so unglaublich schön und anmutig ist, daß ich mich vom bloßen Zuschauen alt und fett fühle. Zweimal tritt Christina als Zarah Leander auf und singt live die bekannten Zarah Songs. Wow, welch eine Stimmähnlichkeit. Echt klasse. Dazu gibt es noch eine unglaublich druckvolle "Cher als Domina" Nummer, einen Prince fast echter als das Original und endlose StandUp Comedy von Daphne DeLuxe, die auch das Publikum nicht schont. Ein älteres Ehepaar am rechten Bühnenrand muß ganz schön einstecken, trägt es aber mit Begeisterung.

Paula Jackson Svenja and the CityDas Highlight der Show ist Paula Jacksons Lasershow. Sie ist eine gute Bekannte von Claudia und hat das Kostüm für die Nummer selbst gemacht. Der Saal wird komplett dunkel und aus dem Bühnennebel tritt Paula als futuristischer Kampfroboter hervor. Dazu spielt eine bedrohliche, sphärische Hintergrundmelodie untermalt von Roboter Kampfgeräuschen. Robot schaltet nach und nach immer mehr Laser ein, bis schließlich ein gigantischer Kampfroboter vor uns steht. Die Szene ist gespenstisch und bildet den unumstrittenen Höhepunkt der Show. Das Publikum im restlos ausverkauften Rittersaal tobt vor Begeisterung.

Nach dem Ende der Show fahren wir zurück nach Kiel und ich döse auf dem Beifahrersitz ein wenig vor mich hin. Als der Twingo hält und ich die Augen öffne, stehen wir genau vorm Nightfever in Wellingdorf. "Ich dachte, du willst selbst bestimmt auch noch ein bisschen tanzen?", flötet Claudia mit unschuldigem Augenaufschlag. "Ok, gute Idee. Aber die Federboas müssen mit rein." Und so drehen wir noch ein paar letzte Runden auf dem Dancefloor, bevor Claudia mich gegen zwei zuhause absetzt.

Fazit: Das Bahnhofshotel in Schönberg hat bereits eine kleine Historie erfolgreicher Travestieabende aufzuweisen. Die Shows sind oft lange im Voraus ausverkauft. Am 17. Oktober gibt es einen Wiederholungstermin von Täuschungsmanöver. Dann tritt die Gruppe um Paula Jackson erneut in Schönberg auf. Ein Teil der Karten ist schon jetzt verkauft. Mein Tipp: Unbedingt anschauen, es lohnt sich wirklich. Eintritt: 20 EUR.
Für T-Girls ist es eine tolle Gelegenheit, sich einmal unauffällig unters Volk zu mischen. Gerade dann, wenn euer Passing noch schlecht ist und ihr in der neuen Rolle noch nicht sicher seid, ist der Besuch einer Travestieshow die perfekte Gelegenheit, euch als Frau in der Öffenlichkeit auszuprobieren.
Auf jeden Fall werdet ihr viel Spaß haben. Das garantiere ich euch!

Freitag, 3. April 2009

Die Latina Minirock Party

El Submarino Kiel Latinabar MinirockpartyBallerinas: Aus. Minikleid und Strumpfhose anziehen, waschen, fönen, stylen, zupfen, cremen, tuschen, pudern, tupfen, sprühen, spiegeln, High Heels an und los...!

Dabei hatte der Abend so ruhig angefangen. "Heute bleib ich zuhause. Nein, ich geh nicht weg. Ich muß mich echt mal erholen." Claudia, eine Freundin von mir bringt Pizza mit und wir machen einen gemütlichen DVD Abend vorm PC.

Um kurz nach zehn plötzlich der Flash: Heute ist doch Latina Minirock Party im El Submarino in der Eichhofstraße und Girls im Mini haben die ganze Nacht freien Eintritt. Ich fahre jeden Morgen auf dem Weg zur Dienststelle an der kleinen Latina Bar vorbei, bin aber nie drin gewesen (in der Bar, nicht in der Dienststelle). Genug erholt, ich muß los.

Claudia ist sofort Feuer und Flamme und kommt mit, wenn ich ihr den kleinen schwarzen Mikromini ausleihe. Sie stöckelt zu sich nach Hause um sich zu stylen und holt mich eine knappe Stunde später mit ihrem Twingo zuhause ab.

Das Submarino ist eine kleine, schmale Bar direkt neben dem Kieler Max. Dabei ist sie viel größer, als es von außen den Anschein hat. Ich hatte gehört, dass im Submarino auch T-Girls aus Argentinien und Ecuador sein sollen und hoffe, eine der T-Latinas heute abend dort zu treffen.

Unser Outfit spart uns je 5 EUR Eintritt und voller Erwartung stöckeln wir zur Bar. Um diese Zeit um kurz vor Mitternacht ist es noch ziemlich leer. Nur ein paar Südamerikaner sehen uns finster an. "Schätzchen, wer macht dir denn die Augenbrauen?!"

Innerhalb der nächsten halben Stunde wird es immer unwahrscheinlicher, dass es jemals einen zweiten Abend für mich im Submarino geben wird. Der Weißwein ist absolut Grotte, obwohl die Flasche einen Schraubverschluß hat. Aber es ist die Musik, die mich völlig fertig macht: südamerikanische Popmusik auf Vinyl gescratcht von einem irrsinnigen Latino DJ. Das Highlight des Abends ist schließlich eine 20 köpfige Gruppe von Teenies, die auf der Tanzfläche darauf wartet, dass die Zwischentür zum Max geöffnet wird. Auf diese Art kommen sie elegant an der Max Einlaßkontrolle vorbei und sparen vermutlich noch den Eintritt.

Nightfever Kiel TanzlokalFünf Minuten später sitzen Claudia und ich schon wieder im Twingo und sind unterwegs zum Ostufer. Obwohl mitten in Kiels bester NoGo Area gelegen, haben wir das Nightfever zu unserer neuen Stammdisco gemacht. Der Laden ist einfach klasse.

Man kennt uns dort und wir werden von Sandra, dem Girl an der Garderobe freundlich begrüßt. Selbst der russische Türsteher knurrt ein bisschen weniger als sonst und hält uns sogar die Tür auf.

Im Nightfever ist heute Single Abend und die Gäste können sich kleine Zettelchen mit Flirtbotschaften schicken. Ich verzichte darauf, mir eines der rosa Herzchen anzustecken und bleibe heute abend lieber Single.

Es ist erst kurz nach Mitternacht und der Abend nimmt schon mächtig Fahrt auf. Der DJ ist so gut drauf, dass er uns immer wieder dazu animiert, die Hände ganz nach oben zu strecken und zu klatschen. Merkwürdig. Sogar die Frauen, die an der Tanzfläche sitzen, wollen, dass wir immer höher klatschen. Ist das irgend ein neuer Tanz?

Bis Claudia mich darauf aufmerksam macht, dass ich die Hände besser nicht über Schulterhöhe heben sollte. Mein Kleid ist eher mittellang und immer wenn ich die Arme hebe, steh ich im Freien.

Ok, Mr. DJ, den kleinen Ausrutscher mit Andreas Martin zwischendurch, den hätte ich dir noch verziehen, aber das hier gibt noch eine kleine Aussprache :-)

Harrys Bar KielGegen 4 Uhr wird es langsam leerer und wir fahren zurück in die City. Wo gibt es um diese Zeit noch einen letzten Wein?

Wir versuchen es in Harry's Bar in der Holtenauer Straße, doch schon beim Eintreten winkt der Barmann lässig ab:

"Wir schließen gleich."


"Nein, Baby. Nicht ohne dass ich noch ein Glas Wein getrunken habe. Außerdem ist es erst halb fünf."

Es ist schon halb sechs, Zeitumstellung. Aber ok, einen Drink."


Wie ich so an meinem letzten Glas Weißwein nippe, geht die Tür auf und eine Blondine kommt rein: Typ Geschäftsfrau, Ende 40, tolles Kleid, aber schon grenzwertig angesoffen. "Leberkleister!" bölkt sie den netten jungen Barmann an. Er versteht sie nicht gleich und fragt nach, was die Dame trinken möchte. "LEBERKLEISTER!" brüllt sie über den Tresen. "Und glauben Sie ja nicht, dass ich Ihnen auch noch Trinkgeld gebe!" Aber nein, wer könnte das annehmen?! Sie trinkt in schneller Folge drei Jägermeister, zahlt und verschwindet grußlos in die Nacht. Wow, gegen Morgen trifft man in den Bars wirklich die interessantesten Leute.

Irgendwann werden wir bei Harry's rausgeschmissen, weil Feierabend ist. Doch auf der anderen Straßenseite ist noch Licht. Dort ist das Café Non Solo Pane. Die haben heute ihren letzten Tag, denn der Laden macht dicht. Und so stöckeln wir noch kurz rüber ins Non Solo Pane. Leider kommen wir ein bisschen zu spät: die Leute sind alle schon reichlich derangiert, teilweise bis zum Verlust der Muttersprache. (Hier mein Bericht über das Non Solo Pane nach der Wiedereröffnung)

Als ich nach Hause komme, ist es längst hell und mir kommt eine meiner liebsten StudiVZ Gruppen in den Sinn: "Wenn ich morgens angetrunken nach Hause komme, fange ich an zu kochen."