Eine
wunderschöne, violette Orchideenblüte liegt oben auf meinem Salat.
"Die ist essbar.", versichert mir der Ober, während er die gebratenen
Jacobsmuscheln serviert. Meine Güte, ist das nobel hier.
Heute ist Claudias 70. Geburtstag und sie hat Pieps und mich ins Kieler Schloss eingeladen.
70?
Wenn ich Claudie so ansehe, wie sie mir gegenübersitzt und mit
fröhlichem Gesicht und großen,
neugierigen Augen die Jacobsmuschel in sich reinmampft, dann kann ich es
kaum fassen, dass meine beste Freundin heute 70 wird. Heute werden wir
einmal wieder richtig auf den
Kaktus hauen, schließlich soll man seine jungen Jahre nutzen.
Als
Claudia dem freundlichen Ober vorschlägt, ein paar Fotos von uns zu machen,
ist er von der Idee mindestens ebenso begeistert wie wir. Während
Claudia ihm die Bedienung der Kamera erklärt, ziehe ich unauffällig mein
Kleid ein paar Zentimeter höher. Schließlich sind wir im Schloss und da
sollte eine Frau sich von ihrer besten Seite zu zeigen.
Elegant
schreiten wir über den dicken roten Teppich, der aber leider nur in die
Tiefgarage unter dem Schloss führt, wo Claudias Auto steht. Minuten
später zirkelt sie den Twingo geschickt in eine kleine Parklücke direkt
vor dem Birdcage.
Aber was ist das? Nur eine Handvoll Schwuler sitzt mit muffigem Blick am Tresen, während auf den Fensterplätzen gelbe Zettel liegen, auf die jemand mit Kugelschreiber "reserviert" geschrieben hat. Ich frage Micha, den Wirt vom Birdy, was denn los sei. Er berichtet uns, dass die Tische für einen Junggesellinnenabschied reserviert sind.
"Yeah!", sagen Claudie und ich fast unisono, denn wir erinnern uns noch sehr gerne an unsere letzte Bachelorette Party. Und jetzt begreifen wir auch, weshalb die Typen am Tresen so muffig aus der Wäsche schauen.
Aber was ist das? Nur eine Handvoll Schwuler sitzt mit muffigem Blick am Tresen, während auf den Fensterplätzen gelbe Zettel liegen, auf die jemand mit Kugelschreiber "reserviert" geschrieben hat. Ich frage Micha, den Wirt vom Birdy, was denn los sei. Er berichtet uns, dass die Tische für einen Junggesellinnenabschied reserviert sind.
"Yeah!", sagen Claudie und ich fast unisono, denn wir erinnern uns noch sehr gerne an unsere letzte Bachelorette Party. Und jetzt begreifen wir auch, weshalb die Typen am Tresen so muffig aus der Wäsche schauen.
Ich
sitze noch an meinem ersten Glas Wein, als plötzlich die Tür
aufgerissen wird und ein halbes Dutzend wirklich heißer Girls
hereinkommen. Es sind junge Russinen, die als slutty Pirates verkleidet
sind und mit der zukünftigen Braut den Abschied aus dem
Junggesellinnenleben feiern wollen.
Die
Mädchen haben ganz offensichtlich keine Ahnung, wo sie gelandet sind
und machen sich mit Begeisterung über drei Jungschwuppen her, die bis
dahin still in einer Ecke saßen.
Sie
haben zwar mit Girls absolut nichts am Hut, aber für lustige Menschen,
Spaß und Tanzen sind sie immer zu haben und machen engagiert mit.
Die älteren Schwulen verziehen dagegen keine Mine und starren weiterhin unbeteiligt und etwas entnervt in ihre Biergläser.
Die älteren Schwulen verziehen dagegen keine Mine und starren weiterhin unbeteiligt und etwas entnervt in ihre Biergläser.
Die
Russinen wissen, wie man feiert und wie man trinkt. In kürzester Zeit
verwandelt sich das Birdy in einen Hexenkessel aus Discomusik, tanzenden
Girls, Heten und Schwuppen, während fortwährend große Tabletts mit Xuxu
herumgereicht werden, einem Teufelszeug aus Erdbeer und Vodka, von dem
bekannt ist, dass es rauf ebensogut schmeckt wie runter. Ich schaffe es
erfolgreich, mir das Zeug vom Leib zu halten und komme mit einem
einzigen Shooter davon, während Claudia ohnehin nur Kaffee trinkt, weil
sie noch fahren muss.
Auf
dem Höhepunkt der Stimmung, als die zukünftige Braut sich in ihrem
slutty Pirate Outfit auf die Bar setzt, während der Typ neben ihr nur
gequält in die andere Richtung sieht, öffnet sich die Tür und eine
zweite, überwiegend blonde, Bachelorette Party schneit herein.
Der
Erste, den die Mädchen wahrnehme ist eine von den Jungschwuppen, die
mit nacktem Oberkörper tanzt und alles tut, um ihren Waschbrettbauch zur
Geltung zu bringen. Die Mädchen sind begeistert und die Braut, die eine
pinkfarbene Perücke trägt, winkt den Rest ihrer Braut Zwerge hinein.
Inzwischen ist es brechend voll im Birdy und tanzen kann man nur noch, indem man im Stehen mit den Hüften wackelt, oder wie die russischen Mädchen auf Stühlen und Tischen tanzt.
In
dem Moment, als Ruslana mich fragt: "Titten lecken?", weiß ich, dass es
Zeit ist, zu gehen. Mit einem lässigen "Später vielleicht, Baby.",
vertröste ich sie und bin für einen Moment ganz hingerissen von meiner
eigenen Charakterstärke.
Während
ich die Mäntel hole, kümmert Claudie sich um die Barrechnung und kurz
darauf fahren wir schon weiter durch das nächtliche Kiel. Wir sind uns
einig, dass es bis jetzt ein ziemlich gelungener Geburtstag ist.
Wir fahren zu Krauses Gastspiel in die Holtenauer, einer wunderbaren, kleinen Bar direkt neben dem Schauspielhaus,
die außerdem für ihre gute Küche bekannt ist. Die ruhige Atmosphäre bei
Krause mit leiser Barmusik und sanftem Kerzenschein ist genau das
Richige nach dem Hexenkessel im Birdy. Ich trinke noch ein letztes Glas
Wein, bevor es Zeit wird, nachhause zu fahren. Als Claudia mich vor
meiner Haustür absetzt, bin ich ziemlich erledigt und freue mich auf
mein Bett. Welch ein Abend...
Fazit:
Ich habe schon an einigen Geburtstagsfeiern zum 70. teilgenommen, aber
irgendwie habe ich diese Gerontenpartys ganz anders in Erinnerung, wenn
Schwiegereltern, Omis und Patentanten zum Kuchenbuffet geladen hatten.
So eine wilde Party, wie zu Claudies Siebzigstem, erlebt man auf vielen
Dreißiger Parties nicht. Danke, Claudie, das war eine tolle Party. Mal
sehen, was geschieht, wenn wir in ein paar Wochen meinen Fünfzigsten
feiern...