Ich wundere mich über mich selbst. So viele Jahre lang war mein Blog für mich unbeschreiblich wichtig. Im ersten Jahr war er der einzige Freund, dem ich mich überhaupt anvertrauen konnte. Aber schon seit einiger Zeit mag ich nicht mehr schreiben. Warum ist das so?
Ich glaube, ich weiß, weshalb das so ist. Der
Leidensdruck ist weg. Trans bestimmt nicht länger mein Leben. Inzwischen bin ich eine ganz gewöhnliche, handelsübliche Frau, wie man sie an jeder Ecke trifft. Oder an beinahe jeder Ecke.
Jetzt weiß ich fast nicht mehr, worüber ich noch schreiben soll, denn man darf nicht vergessen: Trans ist nicht mein Hobby! Trans ist eine Entwicklungsphase, so ähnlich wie die Pubertät. Aufregend, neu, nach vorne gewandt und manchmal sehr schmerzhaft und emotional, aber irgendwann ist man durch damit.
Jetzt kann ich mich wieder meinen Hobbies widmen und trans ist mit Sicherheit keines davon. Ich möchte nicht nur auf dieses eine Thema reduziert werden. Motorradreisen,
Endurowandern, Zelten, Computer, Bloggen, WebDesign, Mode, kochen und tausend schöne Dinge, alles das sind meine Hobbies. Aber trans? Ganz sicher nicht.
Und so wie ich irgendwann durch war mit meiner Pubertät, der Jagd nach Mädchen, Motorrädern und dem nächsten Abenteuer, bin ich auch mit trans im Grunde genommen durch. Nur manchmal beschäftigt es mich noch, denn ein paar Stellen, an denen nicht alles völlig glatt verläuft, wird es immer geben. Wenn mich das belustigt,
überrascht, oder ärgert, dann blogge ich darüber.
Viele Menschen schreiben mir. Einige stecken selbst in der trans Pubertät, manche mailen mir schnell ein paar anerkennende Worte und andere erhoffen sich Rat oder Zuspruch. Ich freue mich über die vielen E-mails, aber noch lieber ist es mir, wenn ich sie als Kommentare im Blog bekomme, wo die Beantwortung mir besonders viel Freude bereitet. Deshalb seid bitte nicht entäuscht, wenn ich persönliche E-mails oft nur mit ein paar kurzen Sätzen beantworte und vor allem niemals auf Unterleibsfragen reagiere.
Immer wieder werde ich nach Hormonen gefragt, aber dazu könnt ihr von mir keine seriöse Antwort erwarten. Was verstehe ich denn davon? Ich bin Polizistin, keine Ärztin und habe null Ahnung von Medizin. Nach einem Jahr Alltagstest bin ich zum Doktor gegangen, habe mich untersuchen lassen, mir
Hormone verschreiben und die Dosierung einstellen lassen und freue mich seitdem jeden Tag über die aufregenden
Veränderungen, die mit mir geschehen sind. Aber jemand anderen beraten? Nein, das kann ich nicht. Dafür sind Ärzte da.
Zu Mode und Passing gebe ich allerdings gerne Tipps, obwohl ihr selbst Schuld sein, wenn ihr mir vertraut. Ich mag es nun einmal auffällig,
flashy und immer einen Tick zu kurz. Und wusstet ihr, dass ich niemals Hosen trage? Ich mag die Biester nicht. Und so jemandem würdet ihr in Sachen Mode vertrauen? Holy moly...
Nein, ihr werdet euren eigenen Style entdecken müssen und auf dem Weg dahin habt ihr hoffentlich jede Menge Spaß und leistet euch auch ein paar absolute
Fashion Disasters. Man muss sich auf jeden Fall erst ein paarmal richtig zum Löffel machen, bevor man endlich seinen eigenen Look gefunden hat. Glaubt mir, ich weiß alles darüber und den Rest kann
Claudia euch erzählen.
Wer ernsthaft etwas für sein Passing tun möchte, sollte sich meine
Passing Serie genau durchlesen. Sie kann euch dabei helfen, möglichst schnell den Charly‘s Tante Look loszuwerden.
Seid nicht entäuscht, wenn sich in Zukunft weniger Beiträge um das trans-Thema drehen, oder wenn ich seltener schreibe. Letztlich hat jedes Posting hier etwas mit trans zu tun, denn schließlich schreibe ICH die Beiträge und ich war ja
früher selbst einmal trans. :-)
Fazit: Ich habe mich verändert und auch mein Blog Svenja-and-the-City hat sich verändert. Heute bin ich bloß noch Svenja, die Frau mit dem verrückten Motorradhobby, die es liebt, an ihrer Enduroseite zu basteln, sich gerne flippig anzieht, leidenschaftlich Single ist, viel zuviel Geld für Klamotten ausgibt und zwischendurch die fettesten Essen der Welt kocht. Ein besseres Leben kann ich mir gar nicht vorstellen.