Donnerstag, 30. Mai 2013

Unterwegs zum Nordkap

Ich schließe die Wohnungstür, trage das Gepäck in den Fahrstuhl und drücke auf den Knopf für die Tiefgarage, wo Greeny vollgetankt und mit frischen Reifen auf uns wartet.

Jeden Tag höre ich das durch­drin­gen­de Tuten der Color Line, wenn die  Norwegenfähre ablegt und lang­sam durch die Kieler Förde auf die Ost­see hin­aus­fährt. Aber heute werden Pieps und ich oben an Deck stehen und winken wie blöde, während die Enduro fest vertäut im Fahrzeugdeck wartet.

Einen Monat lang Motorrad fahren, zelten, Lagerfeuer machen, Fleisch braten, fotografieren, lesen und schlafen. Einen besseren Urlaub kann ich mir nicht vorstellen. Wenn wir jeden Tag knapp 300 km fahren und keinen Ruhetag einlegen, sind wir noch vor dem Juli zurück in Kiel.

"Das wird ein derbes Svendura Aben­teuer ohne Girly Whirly Faktor. Dafür muss ich körperlich und psychisch absolut fit sein. Der schlimmste Feind ist der Regen, der einem die Laune vermiesen will. Damit muss ich zurecht kommen und trotzdem Spaß haben. Die nötige Erfahrung habe ich und meine Ausrüstung ist bestens. Abends werde ich mich mit einem guten Essen belohnen und mit Pieps am Lager­feuer sitzen."

So steht es wörtlich in meiner Packliste, wo nicht nur Zahnbürste, Zelt und Schlafsack gelistet sind, sondern auch jede Menge Durch­­halte­­parolen und Ver­haltens­­grund­­sätze, vom Zelten bei Hagel­sturm bis zur Bekämpfung Auf­ständischer. (Ein Girly Outfit nehme ich natürlich trotzdem mit, schließlich bin ich über Midsommar irgendwo in Skandinavien unterwegs.)

Für den ersten Abend in Norwegen habe ich zwei besonders fette Entrecotes besorgt, die hinten in meiner Endurojacke stecken. Zwei Tage sind die auch ohne Kühlung haltbar und außerdem werde ich die Biester so atomisieren, dass keine Mikrobe am Leben bleibt.

Fazit: Wenn ihr das lesen könnt, stehe ich schon am Fähranleger und warte auf das Boarding. Solange ich unterwegs bin, wird Claudia ab und zu einen kleinen Kommentar weitergeben. Sie ist nicht nur Chefausrüsterin und Beraterin in allen Outdoor Fragen, sondern auch Heimatbasis und Seelentrösterin, wenn ich wegen des miesen Wetters am liebsten umkehren würde. 

In zwei Tagen steht unser Zelt am Geiranger. Wir sehen uns in einem Monat.