Dienstag, 29. September 2009

Frauenwahlrecht für Transsexuelle - Teil 1

"Möchten Sie meinen Personalausweis sehen?" frage ich den Wahlhelfer hoffnungsvoll und gebe ihm voller Stolz meinen Wahlschein mit dem Namen "Svenja" drauf. "Nein, den brauche ich nicht", erwidert er. "Den brauchen wir nur, wenn uns etwas komisch vorkommt."

Ich bin ein wenig perplex. Also wenn ich ihm nicht komisch vorkomme, wer dann überhaupt? Ich bin fast ein bisschen entäuscht, weil ich natürlich keine Gelegenheit auslasse, um mich irgendwo voller Stolz als Svenja auszuweisen.

Oh, wie schön, freue ich mich. Dann war das wohl eben einfach ein besonders gelungenes Passing.
Meine Freude hält genau so lange an, bis der Blödling Claudia genauso durchwinkt. Und auf ihrem Wahlschein steht immerhin noch ihr Männername. Blöder Wahlhelfer. Was muß man hier tun, um denen "komisch" vorzukommen?

Wahlparty Landtagswahl Bundestagswahl Kiel

Fazit: Selbst drei Jahre nach meiner Namensänderung von Sven zu Svenja ist mein neues Leben als Frau noch immer ein einziges großes Wunder für mich. Fast kein Tag vergeht, an dem ich mich nicht wie ein Kind darüber freue. Wie ein Mädchen natürlich ...

Donnerstag, 24. September 2009

Das Birdcage - Heimatplanet Kieler Transgender

Svenja im BirdcageHeute nacht ist Birdynacht. Nach zwei langen Monaten "Wegen Renovierung geschlossen" findet heute endlich die große Eröffnungsparty Birdcage 2.0 statt und natürlich sind Claudia und ich dabei.

Das Birdcage ist nicht nur DIE Szene-Bar in Kiel für Lesben, Transgender und Schwule, sondern auch Heimatplanet vieler T-Girls in Kiel und Schleswig-Holstein. Von hier aus starten wir unsere Ausflüge in die Nacht. Wir feiern gemeinsam mit Lesben und Schwulen, mit Pärchen, Heten und BioFrauen, oder einfach mit netten Leuten, die die Nacht hereingespült hat.

Ihr dürft euch das Birdcage auf keinen Fall so vorstellen, wie die berüchtigte Blue Oyster Bar aus dem Film Police Academy. Seht euch unbedingt den Filmclip an (ab 1:00 min lach ich mich schlapp). So wie im Blue Oyster ist es dort eben nicht:


- man wird nicht begrabscht (außer man legt wirklich richtig Wert darauf)
- man wird auch nicht verkloppt, bloß weil man nicht ebenfalls schwul, lesbisch, trans, oder sonstwie queer ist
- und einen Darkroom gibt es dort schon gar nicht und auch keine Ledertypen, obwohl auch das sicher ok wäre.

Habe ich irgendein Vorurteil gegen Schwule vergessen?
Das Birdy ist einfach eine nette queere Bar, in der jeder willkommen ist, der sich halbwegs normal benehmen kann. (nur ich darf trotzdem rein :-)



Michael, der BirdyWirt, ist total nett und außerdem einer der besten Barmixer, die ich kenne. Das Birdy ist nämlich eine richtig gute, kleine Cocktailbar und die Drinks dort sind ihr Geld Wert und enthalten tatsächlich richtig Alkohol. Außerdem gibt es Kölsch vom Fass, hausgemachte Frikadellen und ein erstklassiges House Chilly, günstig, scharf und riesengroß. Meine einzige Kritik: Zum Tanzen ist das Birdy zu klein und schon deshalb kriegen wir die Blue Oyster Bar dort nicht nachgespielt.

Eröffnung im Birdcage KielClaudia, beste Freundin und T-Girl wie ich, holt mich um kurz vor neun zuhause ab. Wir haben uns beide ziemlich aufgerüscht, obwohl wir uns das im Birdcage wirklich sparen könnten. Jede neue Frisur, jeder Lidstrich und jedes neue Minikleid, heißt im Birdy Pumps vor die Säue zu werfen. Wir sind einfach nicht die Zielgruppe. Trotzdem führe ich meine neuen lila Pumps im slutty MaryJane Style aus. Zu dem schwarzen Minikleid sehen sie toll aus. Schwarz und lila passen super zusammen.

Wir ergattern einen Parkplatz direkt vor der Tür und unter großem Hallo und mit vielen Über-Die-Schulter-Spuck Küsschen ergattern wir uns einen winzigen Stehplatz in zweiter Reihe an der Bar.
Birdcage Kiel RathausstraßeIch bin begeistert vom neuen Birdcage 2.0. Die Bar hat mindestens ein Jahrzehnt Muff abgeworfen und sieht jetzt moderner und viel edler aus. Die Bauausführung wurde übrigens von einer Transsexuellen geleitet, die ehemals ein Bauarbeiter war. "Toller Job, Tina!"

Michael spendiert uns einen Prosecco und wir finden sogar unseren Blanchet wieder auf der Karte. Puh, muß ich gebettelt haben hartnäckig gewesen sein, damit Micha als Weinkenner den Blanchet auf die Karte genommen hat, aber er ist nunmal das Getränk vieler T-Girls und vor allem meins :-)

Irgendwann gegen Morgen ist der Blanchet alle und es ist Zeit nach Hause zu stöckeln. Meine neuen Pumps bieten plötzlich nicht mehr genügend Halt. Schwimmender Estrich im Birdy? Zum Glück schaffe ich das kleine Stück zu meiner Wohnung auch jetzt noch zu Fuß und hoffe nur, dass mir jetzt nichts von dem Diskothekenvolk aus der Bergstraße entgegenwankt.

Warum schwule lesbische queere BarFazit: Das Birdcage ist DER Ausgehtipp für alle Transgender in Kiel und in Schleswig-Holstein. Nach seiner Renovierung ist es sogar noch besser geworden.

Selbst wenn euer Bartschatten noch fett durchs MakeUp scheint und ihr bei der Klamottenwahl gerne mal so richtig daneben greift, im Birdy ist das ok. Hier könnt ihr ohne jede Bedenken hingehen und an den meisten Abenden werdet ihr dort auch andere T-Girls in verschiedenen Phasen ihrer Verwandlung treffen.
Häufig gehen wir nach dem Treffen unserer Transgender Selbsthilfegruppe noch alle gemeinsam auf ein Glas Wein ins Birdy.

PS: Bitte entschuldigt meine Euphorie. Ich krieg im Birdy nichts billiger und bin auch nicht am Umsatz beteiligt, aber ich liebe den Laden. Es war die erste Bar, in die ich mich in weiblicher Kleidung getraut habe und ich hab mich dort sofort wohlgefühlt. Aber das ist Stoff für eine andere Geschichte ...


Svenja

Montag, 14. September 2009

Point of no Return

Passing transsexuell"Diese beiden Teenies da vorne, lachen die mich etwa aus? Und die Gäste in Lammers Biergarten die labern doch jetzt garantiert über mich, oder? Und wieso glotzt der Typ an der Ampel mich eigentlich so an? Will der 'n Foto, oder was?"

In allen drei Fällen lautet die Antwort "Nein!" Nein, die Typen im Biergarten unterhalten sich bloß so und Teenies gackern, weil das einfach ihr Job ist. Und der Typ an der Ampel? Der glotzt mir doch nur auf die Beine, so wie ich das früher auch bei jeder Else getan habe. Und heute noch tue :-)

Transsexuelle kennen diese Ängste. Außerhalb unserer eigenen vier Wände begleiten sie uns anfangs auf Schritt und Tritt. Das ist schließlich auch kein Wunder, denn im gruseligen ersten Jahr sehen wir überwiegend noch aus wie Kerle in Frauenkleidern. Spätestens ab 14 Uhr wächst der Bartschatten frech durchs MakeUp, während der Rock auch morgens um sieben schon zu kurz gewesen ist, aber mit einem Paar viel zu hoher roter Pumps gleichen wir das geschickt wieder aus.

Als mein gruseliges erstes Jahr vorbei ist, es ist das Jahr 2006, gelingt mir sogar das erste Passing. Ich bin vor Freude ganz aus dem Häuschen und schreibe darüber in meinem Blog. Wenn ich mich in der Folgezeit sorgfältig genug zurechtmache, dann falle ich nicht mehr sofort als T-Girl auf.

In letzter Zeit aber, da hat sich wieder etwas verändert.

Ich bin ein paarmal völlig ungeschminkt und ungestylt zum Einkaufen gegangen, was ich früher never getan hätte. Ich brauche nur schnell ein paar Artikel aus dem Supermarkt und will mich nicht extra komplett verwandeln. Nachlässig ziehe ich mir einen Jeansmini über die Leggings, dazu ein Shirt und ein Paar Ballerinas und gehe eilig das kleine Stück zum SKY-Markt. Ein bisschen mulmig ist mir schon, verstoße ich doch gerade gegen meine Grundsätze, niemals ungestylt aus dem Haus zu gehen und immer die beste Frau zu sein, die ich sein kann.

Vor dem SKY-Markt im Knooper Weg sitzt eine kleine Gruppe Jugendlicher in der Sonne. Sie trinken Cola und langweilen sich. Spießrutenmodus: ON.

Aber nichts geschieht. Absolut nichts. Sie nehmen mich überhaupt nicht besonders wahr und reagieren kein bisschen auf mich. Ich glaube, die haben gar nicht gemerkt, dass sie soeben meinen ExMann getroffen haben.

Point of no Return: Inzwischen müßte ich mich viel mehr anstrengen, um noch als Mann wahrgenommen zu werden, denn umgekehrt. Das ist ein weiterer MileStone in meiner Entwicklung. Ich brauche mich nicht mehr endlos zu verwandeln, bis ich endlich meine Wohnung verlassen kann.

Morgens nach dem Aufstehen sieht mir aus dem Badezimmerspiegel eine verschlafene junge Frau entgegen, die unter ihrer strubbeligen Mähne noch immer etwas überrascht aussieht: "Ja, das bin ich", denke ich dann glücklich und bin dabei noch immer jeden Morgen ein ganz klein wenig überrascht. Kein Wunder, ich bin ja auch erst vier.

Mittwoch, 9. September 2009

Tipps für das Outing am Arbeitsplatz

Transsexualität am ArbeitsplatzDas Coming Out am Arbeitsplatz ist ein besonders kritischer Schritt während unserer Verwandlung. Einfach als Frau zur Arbeit zu erscheinen und den verblüfften Kollegen voller Stolz zu verkünden: "Ich bin ab jetzt die Schantalle", ist dabei nicht der cleverste Weg ans Licht.

Ein wenig pfiffiger wollen wir unser Coming Out schon gestalten und zum Glück sind wir dabei nicht alleine. Es gibt nämlich ein paar Institutionen, die uns auf unserem Weg absichernd zur Seite stehen werden. Diese betrieblichen Einrichtungen sind in vielen Firmen der Privatwirtschaft vorhanden und stehen außerdem in jeder Behörde und ihren nachgeordneten Dienststellen den Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes zur Verfügung.

Ich möchte ein paar Denkanstöße geben, wie wir unser Outing als Transsexuelle möglichst clever vorbereiten und damit zugleich die Gefahr, unseren Job zu verlieren, möglichst gering halten.


Die Gleichstellungsbeauftragte. Sie ist zuständig für die Durchsetzung der Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen und Männern im Betrieb. Sofern es eine Frauenbeauftragte in der Firma gibt, ist sie unsere erste Ansprechpartnerin. Sie informieren wir als erste über das beabsichtigte Coming Out. Die Gleichstellungsbeauftragte genießt eine ganz besondere Vertrauensstellung. Sie unterliegt der Schweigepflicht und behandelt alle Gesprächsinhalte streng vertraulich.

Die Gleichstellungsbeauftragte ist eine starke Verbündete, wenn es zu Konflikten kommt, die auf die Ungleichbehandlung von Mann und Frau zurückzuführen ist und unter diesem Schutz stehen ab jetzt auch wir. Sollte es in der Zeit nach dem Outing zu Mobbing kommen, dann ist sie unsere erste Ansprechpartnerin. Mit ihr besprechen wir unser weiteres Vorgehen und überlegen gemeinsam, ob sie uns zu weiteren Gesprächen sogar persönlich begleiten soll.

Wie habe ich persönlich damals gehandelt? Ich habe die Gleichstellungsbeauftragte unserer Dienststelle eingeweiht und sie auf das Kommende vorbereitet. Wir sind überein gekommen, dass sie mich nicht zu begleiteten braucht, aber für den Fall einer Eskalation jederzeit erreichbar ist und dann zum Gespräch hinzukommen würde. Das war natürlich nicht nötig und ich sage noch einmal: "Danke, Gaby!"


Der Personalrat oder der Betriebsrat. Das sind mächtige Institutionen, die wir unbedingt ins Boot holen müssen. Letztlich geht es um eine besonders wichtige Personalentscheidung, nämlich um unseren eigenen Job und da hat der Personalrat ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Die Mitglieder des Personalrats unterliegen der Verschwiegenheitspflicht und sind zu besonderem Stillschweigen verpflichtet. Wir können gemeinsam darüber beraten, ob es sinnvoll ist, wenn ein Vertreter des Personalrats uns zu weiteren Gesprächen in die Chefetage begleitet.

Wie habe ich persönlich damals gehandelt? Ich habe den Personalrat nicht mit eingebunden.


Unser unmittelbarer Vorgesetzter. Falls wir zu unserem direkten Chef ein schlechtes Verhältnis haben, gehen wir gleich eine Etage höher. Aber Vorsicht: das Verhältnis zu unserem Chef wird sich dadurch nicht verbessern, weil er sich vermutlich übergangen fühlen wird.

Mit unserem Chef sprechen wir möglichst offen, ohne ihn mit Einzelheiten zu überfordern. Im Idealfall gelingt es uns sogar, ihn zu unserem Verbündeten zu machen, indem wir ihm besonderes Vertrauen entgegenbringen und ihm unsere Befürchtungen anvertrauen: "Die anderen sind vielleicht noch nicht weltoffen und informiert genug, um das zu verstehen." Das wäre die Chance für unseren Chef, sich als weltoffen, tolerant und gut informiert zu zeigen. Je nach Struktur der Firma gehen wir anschließend mit dem kleinen Chef zum großen Chef, bzw. zur Firmenleitung und kündigen dort den bevorstehenden Rollenwechsel an. Um unsere Ernsthaftigkeit zu unterstreichen, sprechen wir auch von der bevorstehenden Vornamensänderung und dass wir demnächst auch amtlich und offiziell Frau Mustermann sein werden.

Wenn wir die Firmenleitung umfassend informiert haben, besprechen wir gemeinsam das weitere Vorgehen. Eventuell wird man unsere Versetzung innerhalb der Firma in eine andere Abteilung vorschlagen. Wir sollten versuchen, das zu vermeiden. In einem fremden Umfeld mit neuen Kollegen werden die ersten Schritte in der neuen Rolle noch schwieriger werden. Außerdem werden die neuen Kollegen sich nicht gerade bedanken, wenn sie "eine strafversetzte Transe" kriegen.

Gemeinsam mit eurem Chef und der Geschäftsleitung besprecht ihr, wir ihr das Coming Out gegenüber euren unmittelbaren Arbeitskollegen und Mitarbeitern gestalten wollt. Das wird das eigentliche Coming Out sein.

Wie habe ich persönlich damals gehandelt? Ich hatte das große Glück, dass mein direkter Vorgesetzter zugleich mein persönlicher Freund gewesen ist. Leider nur bis zu diesem Tag, denn unsere Freundschaft hat meine Verwandlung leider nicht überlebt. Zur Ehrenrettung meines Chefs muß ich aber sagen, dass er sich absolut korrekt verhalten hat und mir sachlich in jeder Hinsicht geholfen hat. Ich wurde nicht versetzt und auch sonst in keiner Weise benachteiligt. Nur mit mir zu tun haben, wollte er danach leider nicht mehr.


Unsere Arbeitskollegen. Das ist das eigentliche Coming Out und ganz bestimmt der schwierigste Part. Inzwischen haben wir unseren Text schon so oft aufgesagt, dass wir schon ein wenig Übung darin haben. Wenn wir diesen letzten Schritt geschafft haben, dann winkt uns als Belohnung endlich auch ein Berufsleben als Frau.

Wir müssen auf jeden Fall für den passenden Gesprächsrahmen sorgen. Es soll dabei kein Telefon klingeln und auch kein Praktikant mit einer doofen Frage plötzlich hereinplatzen. Wir hängen einfach ein Schild an die Tür "Besprechung - bitte nicht stören" und lassen dem Telefon für die Dauer der Besprechung die Luft raus.

Unseren Kollegen sagen wir, dass ihr ihnen etwas wichtiges Persönliches mitzuteilen haben und bitten sie in den Besprechungsraum.

Sowie Ruhe eingekehrt ist, ergreifen wir das Wort und erzählen sachlich und ohne Umschweife von unserer Transsexualität. Wir dürfen dabei ruhig das Bild vom Leben im falschen Körper benutzen. Für Außenstehende ist es recht verständlich und den meisten ist dieser Vergleich schon aus dem Medien bekannt.

Dieses Gespräch wird nicht nur uns etwas peinlich sein, sondern es ist auch für unsere Kollegen ein wenig unangenehm, etwas so Persönliches anhören zu müssen. Deshalb vermeiden wir jedes Pathos und jede Trauer in der Stimme und sprechen möglichst klar und sachlich über unsere bevorstehende Verwandlung. Wir machen aus unserem Coming Out keine Oper, sondern sprechen ganz sachlich davon. Das Ganze ist keine große Angelegenheit. Wir sind eben transsexuell, mehr nicht.

Wir sollten unsere Kollegen ruhig darauf vorbereiten, dass die ersten Monate optisch ein wenig gruselig werden können. Die äußere Umstellung vom Mann zur Frau ist anfangs immer gruselig anzusehen und erfordert von unseren Kollegen eine gewisse Leidensfähigkeit. Wenn ihr es schafft, einen kleinen Joke darüber zu machen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Ein kleiner Lacher wird das Gespräch an dieser Stelle für alle entkrampfen.

Danach sind wir offen für weitere Fragen unserer Kollegen, aber wir begeben uns auf keinen Fall aufs Glatteis, indem wir Fragen zu unserer Sexualität beantworten. Die geht nur uns selbst etwas an.

Wie habe ich persönlich damals gehandelt? Auf fast jeder Polizeidienststelle findet morgens eine Frühbesprechung statt. Gegen Ende dieser Besprechung habe ich meine Kollegen gebeten, noch einen Moment sitzen zu bleiben, weil ich etwas Persönliches zu verkünden habe. Dann habe ich in recht knappen Worten von meiner bevorstehenden Verwandlung erzählt. Zuerst herrschte ein unangenehmes Schweigen, aber dann haben meine Kollegen so reagiert, wie ich es erhofft hatte. Tenor: "Das ist deine eigene Sache, aber für uns geht das schon in Ordnung und du hast hier im Sachgebiet keine Probleme zu erwarten." Der Bericht darüber war damals übrigens einer meiner ersten Blogbeiträge, klick.


Kunden, Lieferanten, Mitbewerber, benachbarte Dienststellen und Filialen. Da machen wir gar nichts. Auf keinen Fall ziehen wir als reisende Coming Out Show durch die Firma. Wir haben unsere unmittelbare Umgebung informiert und das reicht. Alles andere ergibt sich jetzt von selbst. Nur wenn wir direkt auf unsere Verwandlung angesprochen werden, antworten wir frei und unverkrampft.


Ein ganz besonders wichtiger Punkt ist unsere Arbeitsleistung. Die muß einfach stimmen. Trans darf keine Ausrede für schlechte Leistungen und schon gar nicht für das Fernbleiben vom Arbeitsplatz sein. Never! Ich kenne leider einige Transgender, die auf der Arbeit erhebliche Probleme hatten, ohne dass dafür der Rollentausch die Ursache gewesen ist. Also: Wir erscheinen jeden Tag pünktlich zur Arbeit und versuchen leistungsmäßig sogar noch einen Brikett draufzulegen, besser sogar zwei. Unsere Umwelt soll merken, dass wir jetzt noch leistungsbereiter sind als vorher, weil wir endlich in unserem wahren Geschlecht leben und arbeiten können.

Bitte keine Fehlzeiten aufgrund unserer Andersartigkeit, denn das fällt letztlich auf alle Transsexuellen zurück, die diesen Weg noch vor sich haben. Wir wollen auf keinen Fall als kränklich und nicht belastbar gelten, sondern wollen viel lieber die echten Powerfrauen mit der Kraft der zwei Herzen sein.

Samstag, 5. September 2009

Svenja geht aus dem Leim

Mittagessen im Broyhan Haus HannoverWieso habe ich beim Lachen eigentlich ein Kinn mehr als sonst? Früher hatte ich nur eins. Und was ist mit meinem schwarzen Minikleid von ESPRIT passiert? Mit all meinen Minikleidern? Sollte ich ein wenig zugelegt haben?

Ich stelle mich auf die Badezimmerwaage und mich trifft fast der Schlag: Ich wiege 0,09 Tonnen, genauer 89,3 Kg. "Holy Moly", denke ich. Dabei hatte ich mir doch vorgenommen, nie wieder über 80 Kg zu kommen.

Was ist passiert? Nachdem ich jahrelang fast ohne Kohlenhydrate gelebt habe, bin ich in letzter Zeit schwach geworden. Nudeln, Kartoffeln, Brot und sogar Kuchen hab ich in mich reingeschlungen. Und dazu auch noch Bier getrunken. Shame on Me!

Aber damit ist jetzt Schluß. Ab heute wird wieder straight nach Dr. Atkins gelebt. Sein Buch Diät Revolution, der kalorienreiche Weg zu gesunder Schönheit hat mich begeistert und seine Ideen kommen meiner natürlichen Ernährungsweise perfekt entgegen. Ich esse fast alles gerne, das keine Kohlenhydrate enthält, außer Blumenerde vielleicht ....

"Geben Sie mir die beiden dicksten, schwersten und fettesten T-Bone Steaks die Sie haben." antworte ich dem Verkäufer am Fleischtresen auf seine Frage, was ich gerne hätte. "Nun gut," denke ich, "der Anfang ist gemacht" und packe noch zwei Ofenkäse, ein paar halbe Enten und zwei, oder drei Salamis in meinen Einkaufskorb. Wer abnehmen will muß eben auch bereit sein zu leiden.

Fazit: Ich muß abnehmen. Die Atkins Diät kann ich jahrelang durchhalten und sie funktioniert für mich ganz wunderbar. Ich bin schon sehr gespannt, was ich in den nächsten Wochen hier schreiben werde. Mein erstes Ziel ist es, wieder unter die magische Grenze von 80 Kg zu kommen. Mein Traumgewicht liegt später bei etwa 74 Kg, aber das traue ich mir nicht zu. Außerdem sehe ich dann im Gesicht wahrscheinlich aus, wie eine alte Ledertasche. 89,3 Kg, pöh! Kein Wunder, dass ich in letzter Zeit so faltenfrei bin ....