Dienstag, 31. Oktober 2006

Die Polizeischule

Diese Woche verbringe ich in der Landespolizeischule in Kiebitzhörn. Ich bin da auf einem Lehrgang und fahre jeden Morgen mit ein paar Kollegen von Kiel aus zwischen.

Der erste Lehrgangstag war wie immer schon etwas seltsam für mich. Während ich an einem durchschnittlich guten Tag genügend Selbstbewusstsein habe, um zur Papstaudienz im Minirock zu stöckeln, ist es an manchen Tagen einfach schwerer. So geht es mir auch an diesem Montag, ich bin ein bisschen unsicher.

Ich denke einfach an den guten Rat von Doc Junge "leben Sie es, ohne sich wehzutun" und ziehe mich sehr gedeckt und unauffällig an: Braune Hüftjeans, bronzefarbene Ballerinas, braunes Shirt und ein leichtes MakeUp. Dennoch falle ich natürlich auf wie eine bunte Hündin. Aber schon kurz nach dem Mittag hab' ich mich in die neue Umgebung eingewöhnt und fühle mich sehr wohl. Der Lehrgang ist anspruchsvoll, macht aber viel, viel Spaß. Die Dozenten sind einfach klasse.

Am zweiten Lehrgangstag denke ich an Dixons coolen Spruch: "ein bisschen transgender gibts nicht" und fahre im Rock nach Kiebitzhörn. Ich fühl mich einfach wohl so. Es ist der knielange, beige ESPRIT Cordrock, das braune Lagenshirt und die flachen, knielangen Lederstiefel von ESPRIT. Ich denke das sieht ganz gut aus. Jedenfalls wenn ich ein Girl so rumlaufen sähe, fände ich das Outfit klasse!

Der Tag verläuft supergut. Ich bin total gelöst, locker drauf und völlig entspannt. Ich stehe in der Pause mit den Kollegen zusammmen, wir sprechen und lachen, alles ist völlig normal. Dann treffe ich noch ein paar Girls aus dem LKA und wir unterhalten uns auch eine Weile. Selbst der Gang mittags in die Kantine ist völlig locker. Sicher drehen sich ein paar Dutzend Köpfe wenn ich reinkomme, aber das ist ja auch völlig normal. Schließlich sieht man nicht alle Tage einen Kriminalhauptkommissar im ESPRIT Cordrock durch die Tür stöckeln :-)

Ich habe nie das Gefühl, dass es unangenehme Blicke oder Bemerkungen sind. Welch ein tolles Gefühl!
Eigentlich bin ich ziemlich stolz auf die Polizei, bzw. die ganze öffentliche Verwaltung, dass alles so reibungslos klappt. Als transsexuelle Frau kann ich ganz normal meinen Dienst versehen und es klappt megatoll. Vom leitenden Polizeiarzt bekomme ich eine Menge Unterstützung und alle sind sehr bemüht, mir zu helfen. Ich bin in meinem neuen Leben wirklich glücklich!

Ganz sicher wird es auch eine Menge Gelaber über mich geben, aber ich bekomme davon meistens nichts mit. Ausserdem wird dauernd mal über irgendjemanden geredet. Das ist der normale Büroklatsch und bei mir haben die Leute wenigstens noch einen Anlass :-)

Ach ja: Abends fahre ich gar nicht erst nach hause, sondern gleich in die Lessinghalle, um noch mal 1000m zu schwimmen. Ist auch alles ok. Nur beim Rausgehen werde ich wieder so ein bisschen auf den Boden der Tatsachen geholt. Am Eingang stehen ein paar Jugendliche und haben mich offensichtlich entdeckt. Aber an Ausdrücke wie Transvestit und Wixxer habe ich mich inzwischen gewöhnt. Ich bin ein bisschen entäuscht, aber nicht mal richtig sauer.

1 Kommentar:

Tamila hat gesagt…

Hallo Svenja,
lese mich so pö a pö durch Deinen Blog. Muss natürlich als alte sächsische Plaudertasche auch zu allen meinen Senf dazu gebenübrigens der Bautzner Senf ist super und mittlerweile Deutschlandweit bekannt). Vor dem Entdeckt werden und den unendlichen Anspielungen und Beschimpfungen hätte ich auch unwahrscheinliche Angst, bewundere Dich wie Du das alles gemeistert hast! Aber Dein Blog wird mir hoffentlich recht zzeitig zu einem guten Passing verhelfen.
Herzliche Grüße Tamila

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