"Habt ihr Pimmel?", fragt mich eine junge Frau ohne jede Vorwarnung. Sie sieht aus wie Senna von der Band Monrose und schaut dabei neugierig auf meine Brüste. Distanzlose Menschen begeistern mich. Sie kommen ohne Umwege direkt auf den Punkt und lassen sich durch überholte Konventionen von Höflichkeit und Anstand in keiner Weise behindern. Wortlos drehe ich mich um und lasse die blöde Tussi stehen.
Lange hatte ich gezögert, überhaupt auf die Kieler Woche zu gehen. Für Transsexuelle ist diese Mischung aus Volkes Nähe, Alkohol und Multikulti manchmal sehr unangenehm. Als ich vor zwei Jahren mit meiner Freundin und ihrer Tochter an einem Bierstand vorbeischlenderte, riefen mir ein paar besoffene Typen vom Bierstand hinterher: "Ey, Schwuchtel!" Ich habe mich damals furchtbar geschämt, weil meine Freundin und ihre Tochter das mit anhören mussten.
In diesem Jahr will ich es so machen, wie schon im letzten Jahr, ich bleibe zu Hause. Plötzlich aber spielen sie im Radio Petula Clark mit Downtown und Partylaune siegt über Angst. Außerdem ist mein Passing durch die Hormone und meine längerern Haare heute viel besser als vor zwei Jahren. Trotzdem ziehe ich mich etwas weniger out going an und nehme einfach einen Jeansmini, Stiefel und ein schlichtes Top.
Meine Wohung liegt direkt in der Innenstadt und schon nach wenigen Schritten schlendere ich gut gelaunt durch die dichte Menschenmenge über den Kieler Rathausplatz. Es ist noch früh am Abend und der mittlere Alkoholpegel der Menschen ist um diese Zeit noch gut erträglich. Mit jedem Schritt fühle ich mich sicherer und falle den meisten wohl nur durch meine Größe etwas auf. Ein kleiner Mann mit Glatze starrt im Vorbeigehen aus Augenhöhe direkt auf meine Brüste. "Ich bin hier oben.", sage ich zu ihm und wir müssen beide lachen.
Ich dränge langsam mit der Menge weiter in Richtung Holstenbrücke, wo meine Freundin Ischi ihren Bierbrunnen aufgebaut hat. Am Nachbarstand spielt eine Band und meine Stimmung wird immer besser. Ich lerne Ischis Freundinnen kennen und wir trinken zusammen ein paar Gläser Wein. Lachend und trinkend stehen wir am Bierbrunnen und sehen den Meschen zu, die an uns vorbeischlendern.
Inzwischen ist nach 23 Uhr und allmählich ist es dunkel geworden. Das Publikum hat sich verändert. Die Menschen, die durch die Fußgängerzonetorkeln schlendern, werden zunehmend jünger und betrunkener.
Um kurz nach Mitternacht ist es an der Zeit, von der Straße zu kommen. Ich stöckele auf einen letzten Drink ins Birdcage* in der Rathausstraße. Die Bar ist gerammelt voll und die Stimmung sehr ausgelassen. Micha, der Wirt, kommt mit den Bestellungen kaum hinterher. Ich setze mich mit einem Glas Blanchet an die Bar zu ein paar L-Girls* und freue mich über einen netten Smalltalk.
Fazit:
Der Kieler Woche Besuch hat mir letztlich doch Spaß gemacht. Ich konnte meine Ängste überwinden und habe einen sehr netten Abend verbracht. Trotzdem sind mir die Menschenmassen auf so einem Mega-Volksfest nicht angenehm, was aber nichts mit Trans zu tun hat, sondern mit dem dichten Gedränge in den Massen von Menschen.
Im nächsten Jahr werde ich ganz sicher wieder zur Kieler Woche gehen. Dann starte ich aber schon am späten Nachmittag und bin rechtzeitig vor Mitternacht und vor dem Auftauchen der schlimmsten Trunkis von der Straße verschwunden.
Lange hatte ich gezögert, überhaupt auf die Kieler Woche zu gehen. Für Transsexuelle ist diese Mischung aus Volkes Nähe, Alkohol und Multikulti manchmal sehr unangenehm. Als ich vor zwei Jahren mit meiner Freundin und ihrer Tochter an einem Bierstand vorbeischlenderte, riefen mir ein paar besoffene Typen vom Bierstand hinterher: "Ey, Schwuchtel!" Ich habe mich damals furchtbar geschämt, weil meine Freundin und ihre Tochter das mit anhören mussten.
In diesem Jahr will ich es so machen, wie schon im letzten Jahr, ich bleibe zu Hause. Plötzlich aber spielen sie im Radio Petula Clark mit Downtown und Partylaune siegt über Angst. Außerdem ist mein Passing durch die Hormone und meine längerern Haare heute viel besser als vor zwei Jahren. Trotzdem ziehe ich mich etwas weniger out going an und nehme einfach einen Jeansmini, Stiefel und ein schlichtes Top.
Meine Wohung liegt direkt in der Innenstadt und schon nach wenigen Schritten schlendere ich gut gelaunt durch die dichte Menschenmenge über den Kieler Rathausplatz. Es ist noch früh am Abend und der mittlere Alkoholpegel der Menschen ist um diese Zeit noch gut erträglich. Mit jedem Schritt fühle ich mich sicherer und falle den meisten wohl nur durch meine Größe etwas auf. Ein kleiner Mann mit Glatze starrt im Vorbeigehen aus Augenhöhe direkt auf meine Brüste. "Ich bin hier oben.", sage ich zu ihm und wir müssen beide lachen.
Ich dränge langsam mit der Menge weiter in Richtung Holstenbrücke, wo meine Freundin Ischi ihren Bierbrunnen aufgebaut hat. Am Nachbarstand spielt eine Band und meine Stimmung wird immer besser. Ich lerne Ischis Freundinnen kennen und wir trinken zusammen ein paar Gläser Wein. Lachend und trinkend stehen wir am Bierbrunnen und sehen den Meschen zu, die an uns vorbeischlendern.
Inzwischen ist nach 23 Uhr und allmählich ist es dunkel geworden. Das Publikum hat sich verändert. Die Menschen, die durch die Fußgängerzone
Um kurz nach Mitternacht ist es an der Zeit, von der Straße zu kommen. Ich stöckele auf einen letzten Drink ins Birdcage* in der Rathausstraße. Die Bar ist gerammelt voll und die Stimmung sehr ausgelassen. Micha, der Wirt, kommt mit den Bestellungen kaum hinterher. Ich setze mich mit einem Glas Blanchet an die Bar zu ein paar L-Girls* und freue mich über einen netten Smalltalk.
Fazit:
Der Kieler Woche Besuch hat mir letztlich doch Spaß gemacht. Ich konnte meine Ängste überwinden und habe einen sehr netten Abend verbracht. Trotzdem sind mir die Menschenmassen auf so einem Mega-Volksfest nicht angenehm, was aber nichts mit Trans zu tun hat, sondern mit dem dichten Gedränge in den Massen von Menschen.
Im nächsten Jahr werde ich ganz sicher wieder zur Kieler Woche gehen. Dann starte ich aber schon am späten Nachmittag und bin rechtzeitig vor Mitternacht und vor dem Auftauchen der schlimmsten Trunkis von der Straße verschwunden.
*T-Girl: Transgender Girl, Transsexuelle
*L-Girl: lesbisches Mädchen/Frau
*Birdcage: Kieler Szenebar für Transgender, Lesben und Schwule. (Vgl. Transgender Kiel)
21 Kommentare:
Ja, der Alkohl, da vergisst man ganz schnell die gute Kinderstube. Oder das Mädel WAR Senna ;-)
@Feronia: hi, hi, stimmt. Wenn das wirklich Senna gewesen wäre, dann würde das alles erklären.
"Trotzdem sind mir die Menschenmassen auf so einem Mega-Volksfest nicht angenehm, was aber nichts mit Trans zu tun hat, sondern mit dem dichten Gedränge in den Massen von Menschen."
Dann haben wir ja noch etwas gemeinsam. Wenn es so voll wird, dass man nicht mehr umfallen kann, dann wird es Zeit, dass ich mich verdrücke. Obwohl man sich ja ab und an auch mal in Getümmel stürzen muss, ist mir eine gemütliche Bar deutlich lieber.
Siehste Babe, nicht zu "outgoing" und Menschenmassen - wie auch auf der Kieler Woche - sind absolut kein Problem. Herzliche Glückwunsche zu diesem (diesmal positiven) Erlebnis.
Aber ganz ehrlich, Babe: auf dem Bild fällste ja nun auch wirklich NICHT als T-Girl auf!!!
@Chrisi: Vor allem sind Bars überdacht, was bei dem typischen Kieler Woche Wetter ganz angenehm ist.
@Nili: Danke. Du weißt doch: Hormocenta und Photoshop.
Zu dieser bemitleidenswerten Person, die offensichtlich eine miserable Erziehung genossen hat, kopiere ich dir mal meine Antwort auf deinen gestrigen Kommentar hier rein. ;o)
Ich könnte dir eine Kopie des Arschgeigen-Zertifikats schicken. Habe ich heute geschenkt bekommen. Sehr genial. Druckst dir einfach zwei, drei Zertifikate aus, setzt bei Bedarf Namen und Anlass ein und drückst es dem Dummie in die Hand. Der Ollen könntest du sagen: “Hier – damit du auch mal nen knackigen Hintern siehst. Deiner hat die besten Zeiten ja offensichtlich schon hinter sich."
*seufz* Aber da wäre wohl jeder Gedanke ein verschwendeter Gedanke. *kopfschüttel*
Und so riesige Menschenmengen... fürchterlich. Fühle ich mich überhaupt nicht wohl.
Für mich sind Menschanmassen auch ein Problem. Und bei mir ist das ganz sicher KEIN Trans-Problem. :-)
Wie unverschämt ist das denn bitte? Und dann noch so ordinär? Manche Leute, also echt!
Ich finde, du siehst auf dem Bild mal wieder total super aus! Und das sag ich nicht, um zu schleimen, sondern weil ich einfach mag, wie natürlich und geschmackvoll du dich kleidest. Hast wirklich einen tollen, modischen Stil.
Menschenmassen mag ich übrigens auch weniger. Bin mit 1,60m nicht die Größte und geh dementsprechend schnell verloren. Siehst ja nix, wenn du über die Leute nicht drüberschauen kannst.
Menschenmassen sind allerdings manchmal kein Vergnügen. Ab einer gewissen Uhrzeit nimmt auch die Zahl der Leute zu, die einem mit diesem glasigen Tunnelblick entgegenkommen. Da steigt dann auch die latente Gewaltbereitschaft spürbar an. Das penetrante Zerscheppern von Flaschen und gröhlende Gesänge sind der Sound dazu. Auf der Blücherbrücke war es allerdings überaus angenehm.
@Frau K.: Super Idee mit dem Arschgeigen-Zertifikat. Dann hat sie 's gleich schriftlich. Ich hab die Else einfach stehenlassen. Die kam dann noch mal an und fragte: "Können wir uns wenigstens vernünftig verabschieden?" Dabei hatten wir uns nicht mal begrüßt, von der Pimmelfrage abgesehen. Volksfeste bringen wirklich merkwürdige Menschen ans Tageslicht. Ob die nach der Kieler Woche alle wieder unter ihre Steine kriechen?
@Bea: ich denke, ich bin dein Transproblem?
@Nina: oh, danke schön. Ich denke, es ist einfach der Alk, der viele Menschen so entmenschlicht. Oder um es mit Forest Gump zu sagen: "Dumm ist der, der Dummes tut."
@Gaardenparks: Da stimme ich dir zu. Die Blücherbrücke hätte ich auch gerne noch gesehen, aber soweit bin ich nicht gegangen. Vielleicht im nächsten Jahr.
Sehr schöner Bericht.Die Geschichte mit dem Pimmel hat mir sehr gefallen.Echt lustig:) Ich finde dein Blog schon sehr gut und interessant.Danke, weiter so!:)
Ich hoffe, die Mädels neben Dir auf dem Photo waren nicht die von Dir erwähnten mit der schlechten Kinderstube.
Unglaublich, was sich Leute zu fragen trauen und dann in welchem Ton.
Liebe Grüße Claudia aus Kiel
PS: Hast Du Dir nun Blumen gekauft? Wie war das Gefühl?
@Dirk: danke schön. Das Leben schreibt tatsächlich die witzigsten Stories.
@Claudia: nein, das waren zwei total nette Girls, die ich erst dort kennen gelernt habe. Blumen? Ich habs nicht übers Herz gebracht. Das ist doch Verschwendung!
Kieler auf der Kieler Woche? Igitt...
Svenja-Schatz,
nicht, wenn Du einen totalen Stimmbandausfall oder den Mund voll Ofenkäse hast. :-P
@Frau K. und Svenja: statt besagtem Zertifikat auch ganz nett zum Verteilen! Kann man toll bei Foto-was-auch-immer bestellen, habe mir gerade 50 Abzüge davon machen lassen, über die Hälfte ist binnen kürzester Zeit schon weg ... ;-)
http://www.terhechte.eu/Dokumente/Arschkarte.jpg
Die Frage ist ja wohl mal kackdreist! O.o
Dabei muss ich echt sagen, so von Fotos her (vllt wirkt das in Natura ja anders?) würde ich bei dir nix erkennen, also wenn ich nur ein Foto von dir sehen würde ohne Hintergrundwissen, würd ich sagen "das ist ne Frau", ohne wenn und aber und nicht dran denken, dass du transgender bist (hoffe, ich hab das jetzt richtig ausgedrückt. Ich sag sonst immer "die war mal ein Mann", habe aber beim Lesen deines BLogs gelernt, dass das viele wohl nicht als ganz korrekt empfinden.)
Dieses Gedränge stört mich auch ziemlich. Am schlimmsten an der Stelle beim Landtag an der Kiellinie und an der Hörn am Beginn und auf der Brücke. Aber war diesmal schon echt cool. War letztes Jahr kaum auf der Kiwo, deswegen musste ich diesmal viel nachholen :)
Hallo Svenja
leider funktioniert mein Outlook nicht, ich kann dir daher keine Mail schicken, aber ich dachte, das könnte dich interessieren. Ein Kunstprojekt, bei dem Mädchen am Anfang der Pubertät mit ihnen ähnlichenn Transgender (Mann zu Frau) gemeinsam fotografiert wurden. Gedanke dahinter war, dass beide gerade an der Schwelle zur Frau sind, nur eben auf verschiedene Art und Weise
http://www.themorningnews.org/archives/galleries/teen_and_transgender_comparative_study/02tatcs.php
@F: den hab ich nicht verstanden. Berliner gabs doch gar nicht.
@Bea: wann ess ich schon mal nen Ofenkäse. Total selten. Ich hab z.B. den ganzen Morgen noch keinen einzigen gegessen.
@Nili: Die Dinger muß man eigentlich immer bei sich tragen. Aber mit 50 Stück komm ich keinen Monat aus.
@Maren: Ich denke, unsere Provinz-Senna hat es an der Stimme gehört.
@Schaps: Dabei ist ausgerechnet das meine liebste Stelle auf der Kieler Woche. Außer meinem Balkon natürlich.
@fusionvorfreude: oh, super. Danke für den tollen Tipp. Die Fotoserie ist wirklich sehr besonders. Ein echt cooles Projekt.
Mir sind solche Menschenmassen auf sog. Volksfeste ebenfalls sehr unangenehm. Es widert mich regelrecht an mich da durchkämpfen zu müssen, insbesondere wenn man alle paar Meter aufpassen muss kein Bier oder ne brennende Zigarette abzubekommen...
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